Anfang August waren wir mit Angelikas Mutter für eine Woche im Bayerischen Wald. Quartier bezogen wir in Bodenmais, weil dies als Ausgangspunkt für Exkursionen in alle Richtung am günstigsten erschien und der Ort selbst touristisch auch einiges zu bieten hat.
Eine Spezialität des Bayerischen Waldes ist der Bärwurz. Zwar konnten wir geistigen Getränken schon immer einiges abgewinnen, allerdings sind die hier teils so hochprozentig, dass man sie nur in winzigen Schlückchen genießen sollte.
Zum Glück verderben Spirituosen ja nicht und so hielten wir uns in Bad Kötzting schadlos, denn die Preise lagen deutlich unterhalb dessen, was wir aus dem Rhein-Main-Gebiet gewohnt sind.
Die günstigen Preise, ein breit aufgestelltes Sortiment und großzügig ausschenkende Gastgeber steigerten die Kauflaune.
So kam einiges zusammen und das sollte nicht der letzte Einkauf gewesen sein.
Von Bad Kötzting nach Bodenmais war es dann nur noch ein Katzensprung. Wir bezogen unsere Unterkunft am Silberberg und tauchten in Joskas gläserne Welten ein.
Hier dürfen sich auch Kinder mal als Hilfsglasbläser versuchen. Alleine schaffen sie es noch nicht, denn dazu braucht man schon kräftige Lungen und bei der zu bearbeitenden ultrahoch erhitzten Materie ist Vorsicht beim Handling geboten.
Und so sehen die fertigen Produkte der Profis aus. Der Materialwert ist gar nicht mal hoch, aber der Zeitaufwand und die hohen Energiekosten machen die Erzeugnisse dann halt doch recht teuer.
Liebhaber lassen sich davon natürlich nicht abhalten. Und wer sein Geld lieber in Spirituosen anlegt, der kann hier zumindest ein paar anregende Fotos mit nach Hause nehmen und vielleicht beim nächsten Besuch doch noch zuschlagen.
Motive gibt es jedenfalls in großer Zahl und so ist eigentlich für jeden und jede etwas dabei.
Auch als Leuchtmittel machen die gläsernen Prachtstücke eine gute Figur.
Hier sieht man, was ein guter Designer aus Metall machen kann. Sieht alles ganz toll aus, ist aber nach längerer Standzeit ein typischer Staubfänger und muss deshalb regelmäßig gereinigt werden.
Auch diese Gruppe ein wahrer Augenschmaus.
Am folgenden Morgen stand ein erster Tagesausflug in die Höhen des Bayerischen Waldes an. Von Zwiesel, das seinen Namen dem Zusammenfluss zweier Flüsschen verdankt, waren wir enttäuscht. Der Ort hat, trotz günstiger Lage seine besten Zeiten, erst einmal hinter sich.
Für mehr als zwei Fotos hat es deshalb nicht gereicht. Von Zwiesel ging es nach Bayerisch Eisenstein. Aber das ist dann wirklich das Ende der Welt und so haben wir auf Fotos verzichtet.
Von Bayerisch Eisenstein ging es an den großen Arbersee. Die neu errichtete Gaststätte mit Blick auf den See macht einen guten Eindruck.
Früh am Morgen fragt man sich, wer all diese Tische und Bänke besetzen soll. Aber noch am Vormittag füllt sich die Terrasse und wenn dann die ersten Busse eintreffen, wird es mit den Plätzen schon eng.
Tretboot fahren oder den See umwandern sind dann mögliche Alternativen. Vom See aus erreichten wir die Talstation der Seilbahn zum 1453 m hohen Großen Arber in wenigen Minuten. Aber der Himmel war zugezogen und die Fernsicht mutmaßlich schlecht oder gar nicht vorhanden und so zogen wir es vor einen Abstecher nach Tschechien zu machen.
Unweit Furth im Wald befindet sich die Grenze und dahinter der Ort Obervollmau, in dem sich ein mittelgroßer Vietnamesenmarkt angesiedelt hat. Bei der Kleidung kann Michael ja noch nachvollziehen, dass man das eine oder andere Schnäppchen machen kann. Üblicherweise wird aber viel Kitsch angeboten und das Sortiment wiederholt sich viele Male. Neue Ideen sind rar und wer vor 10 Jahren mal so einen Markt besucht hat, gewinnt den Eindruck, es hat sich nur wenig geändert. Aber jedem Tierche sei Plaisierche. Michael ist schließlich auch seit Jahrzehnten Klöße und ist derer noch nicht überdrüssig geworden.
Die in Bodenmais so zahlreich vertretenen gläsernen Produkte sind hier natürlich um einiges günstiger zu erwerben.
Aber das Angebot ist doch deutlich reduziert auf einige gut gehende Artikel.
Immerhin kann Frau sich hier die Nägel verschönern lassen, ein Angebot mit Vorzugspreisen, dem Anni nicht widerstehen kann.
Wenn wir schon einmal in Tschechien sind, könnten wir doch einmal versuchen ein schönes Restaurant aufzutreiben, in dem es Böhmische Knödel gibt. Mit denen hatte uns Angelikas Großmutter Anna viele Jahre verwöhnt.
Also fahren wir Kilometer um Kilometer und sind schon kurz davor abzudrehen, als uns bei der Ortschaft Ujezd Domazlic ein Schild ins Auge springt, dass uns den Weg zu dem oben angeführten Restaurant weist. Ob die Werbung wieder einmal mehr verspricht, als das Gasthaus halten kann, wissen wir nicht. Immerhin geht es hinauf auf eine kleine Kuppe, was eine gute Aussicht verspricht. Darüber hinaus sind die vorgelagerten Parkplätze ganz gut gefüllt, was doch ein gutes Zeichen sein sollte. Chalupa bedeutet übrigens Häuschen.
Welche Bedeutung die übergroße Wolfsfigur hat, konnten wir leider nicht ergründen, wir waren schließlich zum Essen hier.
Wie der Zufall es so will, spielte ein böhmisches Quintett groß auf. Rosamunde und Co. schallten weit über die luftige Höhe und die Gäste waren sehr angetan von den einheimischen Klängen. Auch deutsche Volkslieder kamen nicht zu kurz, denn man hatte wohl bemerkt, dass es sich viele Grenzgänger hier gut gehen ließen und passte das Repertoire dementsprechend an. Für ein junges Publikum ist das wohl eher gewöhnungsbedürftig.
Das Essen war nicht von schlechten Eltern. Rinderschmorbraten für Angelika.
Für Michael kamen nur Böhmische Knödel infrage. Die waren wirklich lecker, aber mit Knödeln von Angelikas Oma Anna konnten sie nicht mithalten. Und eine dunkle Biersoße hätte nach Michaels Auffassung auch besser gepasst. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
So sah sie übrigens aus, die "tüchtche" Oma Anna Siebeneicher. Immer gut drauf, den Schalk im Nacken, für jeden Blödsinn zu haben, wie man es als Kind halt gerne hat und die Böhmischen Knödel - unerreicht. Wie man sieht, kann man sich auch mit der Zubereitung von Speisen ein Denkmal setzen.
Ein plötzlich aufziehender Wolkenbruch bereitete der guten Stimmung ein jähes Ende.
Auch unser Wolf wurde tüchtig gegossen. Michael hatte nun die ehrenvolle Aufgabe, das etwas entfernt stehende Wägelchen näher an die Damen heranzuführen. Danach sah Michael dann wie ein begossener Pudel aus.
Während unserer etwas längeren Heimfahrt prasselte Regen und vereinzelt Hagel auf unser Fahrzeug ein. Einige Bäume lagen quer über der Straße und wir hatten Mühe an diesen vorbeizukommen. Viele Fahrzeuge suchten die Parkplätze auf, um die schlimmsten Auswüchse erst einmal abzuwarten. Immerhin leistete die Fahrzeugheizung gute Dienste und so waren wir bis Bodenmais fast schon wieder trocken. Am Abend machte der Himmel auf unschuldig und zauberte rote und orangefarbene Töne ans Firmament, als habe es nie ein Unwetter gegeben.
Am folgenden Tag entscheiden wir uns für eine Stippvisite in Deggendorf. Das sind gerade einmal 35 km, die sich gut bewältigen ließen. Das Städtchen hat einen beeindruckenden zentralen Platz, mit einem kleinen Markt im Zentrum, Verkaufsbuden und Lädchen.
Alle Gebäude sind recht hübsch herausgeputzt. Die Sonne brannte vom Himmel und das Städtchen heizte sich ganz schön auf.
Man zeigt, was man hat.
Der Verkehr hielt sich in Grenzen und so konnte man in aller Ruhe durch die Altstadt bummeln.
Die Taube ließ sich auch von Michaels dreister Annäherung an den Brunnen nicht aus der Ruhe bringen. Schließlich war sie zuerst da und hatte ordentlich Durst bei dem schwülwarmen Wetter.
Michael hat Fisch zum Fressen gerne, da konnte er sich diese Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen. Da die Damen mit wichtigen Einkäufen beschäftigt waren, konnte Mann hier genüsslich zuschlagen.
Zum Ausklang ging es an das Donauufer. Eigentlich wollten wir mit einem Ausflugsboot eine Runde auf der Donau drehen, aber den Zugang zur Anlegestelle konnten wir einfach nicht finden, offenbar fuhren an unserem Besuchstag auch keine Boote. Zur Strafe setzten wir uns ins Ankerstübchen und gönnten uns einen weiteren kleinen Happen.
Das Essen war lecker und die Lokalität lauschig, so ließ es sich aushalten. Anni arbeitete sich an einer sehr schmackhaften Gulaschsuppe ab, Angelika und Michael ließen sich knackige Würstchen munden. Für Senioren jenseits der 80 müsste man Viertelportionen anbieten, da besteht eine Marktlücke.
Ein letzter Blick auf die Donau und ab ging es nach Hause.