Dienstag, 30.07.2024 und Mittwoch, 31.07.2024
Der Dom zu Ribe ist eine evangelisch-lutherische Bischofskirche. Sie ist der einzige fünfschiffige Kirchenbau und die älteste Domkirche des Landes.
Nach der ersten Kirche von Haithabu (Herzogtum Schleswig) gilt Ribe als ältester Kirchenort in Nordeuropa. Um 860 gründete der Apostel Ansgar hier die erste Kirche. Ansgars ursprüngliche Kirche war ein Holzbau und hatte vermutlich noch mehrere Nachfolgebauten in Holz. Das Bistum Ribe wurde 948 gegründet.
Der erste Steinbau entstand in der inzwischen reichen und wohlhabenden Stadt nach einem Brand der Holzkirche 1176. Beste Steinmetzarbeit und schönster Außenbestandteil des Doms ist das Südportal des Querhauses, die sog. Katzenkopftür, mit dem Granitrelief der Kreuzabnahme (ca. 1150–1175) und säulentragenden Löwen.
1283 stürzte der nördliche Turm ein. An seiner Stelle entstand ein weit höherer Backsteinturm, der 52 Meter hohe sog. Bürgerturm (Borgertårnet), das Wahrzeichen der Stadt. Wie schon der Name sagt, ist es kein Kirch-, sondern ein Stadtturm, wie sie etwa aus Gent und Brügge und anderen mittelalterlichen Städten der Niederlande bekannt sind. Der Turm wurde gegen 1333 fertiggestellt und die Bürgerschaft ließ dort die große Sturmglocke aufhängen, die bei Sturmflut, Feuers- und Kriegsgefahr geläutet wurde. Trotz der relativ geringen Turmhöhen prägt der Kirchenbau in der flachen Landschaft und umgeben von der vollständig erhaltenen Altstadt das Stadtbild. Den Turm kann man übrigens besteigen und erhält dann eine wunderbare Aussicht auf die Stadt (überwiegend Wikipedia entnommen).
Das ist nicht der Dom, sondern die Sankt Catharinæ Kirke eingerahmt von Klostergade und Dagmarsgade und einer gepflegten Grünanlage.
Seitenansicht der Sankt Catharinæ Kirke. Auch das eine hübsche Backsteinarchitektur.
Wie man unschwer erkennt, wurden über die Jahrhunderte unterschiedliche Baustoffe für Erweiterungsbauten verwenden, die aber farblich gut abgestimmt ein Gesamtkunstwerk entstehen ließen, das es so wahrscheinlich kein zweites Mal gibt. Michael gefällt der Dom ausgesprochen gut.
Auch in dieser Aufnahme kann man das noch einmal gut nachvollziehen.
Ebenfalls sehr gelungen der dem Seitenschiff vorgelagerte Ziegelanbau.
Glück hatten wir auch noch, denn während unserer Besuchszeit gab es rund um den Dom einen Markt mit Delikatessen aus unterschiedlichen europäischen Ländern. Nur mit den Preisen wurden wir überhaupt nicht warm. Nicht nur aus Italien wissen wir, was diese Waren unter günstigen Bedingungen kosten. Hier treibt es einem die Tränen in die Augen.
Links bzw. oben (Handy): Ansgar, als Gründungsvater der wichtigste Mann überhaupt. Den hätten wir vor lauter Verkaufsbuden beinahe übersehen. Als der Missionar Ansgar von Bremen im Jahr 860 einen Platz für die erste in Skandinavien zu errichtende Kirche suchte, fiel seine Wahl auf Ribe. Die Stadt war damals der bedeutendste Handelsort des Nordens, bedingt durch den guten Hafen und den schiffbaren Fluss. So ist die Bitte Ansgars an König Horik II. zwar die erste Erwähnung der Stadt, archäologisch lässt sie sich aber bis ins 8. Jahrhundert zurückverfolgen. Rechts bzw. unten (Handy) das Hauptschiff des Doms zu Ribe. Barocker Pomp? Fehlanzeige! Klare Linien, gut abgestimmte Erdfarben und schlichte Eleganz haben eben auch ihren eigenen Charme.
Die Kanzel, ein Prachtstück. Kanzel von 1597 (Jens Asmussen, Odense).
Der Altarraum mit Apsis. Ribes 2-Sterne-Michelin Attraktion, Ribe Dom dekoriert mit Cobra Künstler Carl Henning Pedersen. Seit 1987 ist die Apsis (Rundung oben hinter dem Altar) ausgefüllt mit seinen farbenfreudigen Kalkmalereien, Mosaiken und Glasmosaiken. Fantasiefiguren, Menschen, Pferde, Sterne und Schiffe füllen den Raum.
CoBrA (auch Cobra oder COBRA) war eine von 1948 bis 1951 bestehende internationale Künstlergruppe. Die Gruppe wurde am 8. November 1948 in einem Café in Paris gegründet. Zu den Initiatoren Asger Jorn und Constant gesellte sich u. a. auch Carl-Henning Pedersen, der den Altarraum im Dom zu Ribe gestaltete. Der Name CoBrA ist ein Akronym und geht auf die Anfangsbuchstaben der Städte Copenhagen, Brüssel und Amsterdam zurück, aus denen die Gründungsmitglieder stammten. Davon hat Michael vorher noch nie etwas gehört. Sage noch einer, Reisen bilde nicht! Wer mehr wissen möchte, der greife auf Wikipedia zurück.
Detailaufnahme der Apsis. Michael ist es leider nicht gelungen, ein wirklich schönes Foto des Kunstwerks zu machen. Aber manchmal ist die zweitbeste Lösung immer noch besser als gar keine.
Gegenüber des Doms steht das Gemeindezentrum „Kannikegården“ (auf Deutsch: Hof der Domherren), das 2016 fertiggestellt wurde. Kenner behaupten, es vereine Altes und Modernes, ohne historisierend zu wirken. Als Dilettant schließt sich Michael dem einfach mal an. Markant ist die Dacheindeckung mit einem großformatigen, handgeformten, 63 cm langen und 35 cm breiten sogenannten Cover-Ziegel.
Zum guten Schluss noch ein Querschnitt durch den Ort. In Ribe legt man nicht selten Wert auf ein gepflegtes Eingangsportal. Das kennen wir auch aus anderen Städten, es fällt uns hier also nicht zum ersten Mal auf. Aber wieder einmal sehen wir uns bei soviel Fleiß und Kunstsinn genötigt, dieses einem breiteren Publikum kund zu tun. Wir konnten hier übrigens beileibe nicht alle Türen abbilden, die wir für würdig befunden hätten. Vielleicht lassen sich ja andere Städter davon anstecken. Das wertet das Stadtbild doch deutlich auf. Bringt aber auch nur etwas, wenn die Gebäude selbst in ihrem Glanz nicht deutlich abfallen.