Sonntag, 04.08.2024
Kein Stress in Sønderhå, dem 7,5 km südöstlich Nørre Vorupør gelegenen Weiler, der uns als Nachtlager diente. Gegen 07:00 Uhr machen wir uns vom Acker oder besser gesagt von der Asphaltfläche und fahren nach Nørre Vorupør. Der Parkplatz direkt unten am Sandhafen ist halb gefüllt. Viele Camper haben hier trotz Verbots übernachtet. Das kann gut gehen, kann aber auch ziemlich teuer werden. Soll uns aber egal sein, wir beziehen unseren Abstellplatz und frühstücken erst einmal.
Vorupør ist eine Ortschaft in der dänischen Kommune Thisted. Der Fischerei- und Urlaubsort liegt in der Landschaft Thy im Nordwesten Jütlands an der Nordsee. Er teilt sich in einen nördlichen und einen kleineren südlichen Ortsteil, Nørre Vorupør (631 Einwohner, 2010) und Sønder Vorupør (55 Einwohner).
Vorupør ist ein beliebter Urlaubsort. Eine 310 m lange Mole (2013 renoviert) schirmt den Bootslandungsplatz gegen die vorherrschenden südwestlichen Winde ab und mildert als Buhne das Wegspülen des Sandes. Landeinwärts liegen Dünen, kleine Wälder und Seen sowie mit Erika, Flechten, Krähen-, Rausch- und Moosbeeren bewachsene Moore. Die Voraussetzungen zum Wellenreiten sind ebenfalls gut. Hierfür sind Vorupør und vor allem das wenige Kilometer weiter nördlich gelegene Klitmøller auch im Ausland bekannt.
In Vorupør befinden sich ein Heimatmuseum, ein Nordseeaquarium sowie einige Restaurants, ein Supermarkt, Schlachter, EC-Automaten, Kirche, Grundschule und ein Campingplatz. Im Sommer sind zusätzlich Cafés, Kunstgalerien, Kioske, Bekleidungs- und Anglerläden geöffnet. Allerdings hat Vorupør nicht so sehr sein ursprüngliches Gepräge eingebüßt wie andere Urlaubsorte an der jütischen Westküste.
Seit August 2014 verfügt Nørre Vorupør über Dänemarks erstes Meeresbad. Badegäste können nun die Nordsee genießen, ohne auf ablandigen Wind und Brandungsrückstrom achten zu müssen. Die Anlage kostete rund 1,8 Millionen Euro.
Während Angelika das Frühstück vorbereitet, fällt Michaels Blick nach draußen. Da sieht er, dass trotz herrlichsten Sonnenscheins über uns, sich draußen auf der Nordsee etwas zusammenbraut. Die Boote am Strand liegen aber gerade in göttlichem Sonnenschein, also schnell raus und die Fotos gemacht.
Die frühe Sonne wirft ein herrliches Licht auf die Boote, da lacht das Fotografenherz. Und um diese Zeit ist es hier am Hafen auch noch ziemlich ruhig. Von Hafen zu sprechen ist auch nicht ganz korrekt, denn die Boote ankern ja nicht an einer Mole im Wasser, sondern werden mit einer Seilwinde oder einem Traktor auf den Sand gezogen.
Man kann die Motive ungestört auswählen, ohne ständig auf eine Besucherlücke warten zu müssen. Während Michael ein Bild nach dem anderen macht, kommt der dunkle Wolkenteppich immer näher.
Schon hat er das Land erreicht und man sollte meinen, jeden Moment geht ein fürchterlicher Wolkenbruch auf uns nieder.
Doch nichts dergleichen passiert. Die dunklen, schwer mit Feuchte beladenen Wolken ziehen haarscharf südlich an uns vorbei und das Sonnenlicht, das jetzt noch von Osten kommt, erzeugt einen wunderbaren Mix aus Himmel und Hölle. Apropos Hölle, wenn Michael jetzt nicht bald die Kurve kriegt und am Womo zum Frühstück erscheint, dann bricht nicht über der Landschaft, sondern über ihm die Hölle herein. Er kommt gerade noch rechtzeitig und ist superfroh, dass er sich den kurzen Stress gegeben hat.
Kaum haben wir gefrühstückt, ist der ganze Spuk vorbei. Der Himmel bleibt zwar erst einmal grau, aber die Wolkendecke ist dünn. Sieht nicht so aus, als bräuchten wir die Schirme noch und so gehen wir unbewaffnet in Richtung Strand.
Einer der Fischer sortiert seinen Fang und entsorgt seinen Beifang am Strand. Das ist eigentlich verboten, aber wie bei den Wohnmobilisten auch hält sich nicht jeder an Regeln und die Möwen finden das ganz toll. Denn die bekommen nun einen gedeckten Tisch.
Michael findet wiederum toll, dass die vor lauter Futterneid und Fressgier gar nicht darauf achten, wie nah der an sie herankommt. Und so können wir Fotos machen, die sonst nur mit dem Teleobjektiv möglich wären.
Dann geht es hinaus auf die langgezogene Mole. Und hier gibt es gleich am Anfang der Mole nun etwas, das uns ganz besonders gut gefällt. Es ist eine kostenlose Duschgelegenheit. Die Dusche ist in der Toilette untergebracht, nur abgeteilt durch eine Trennwand. Die Sanitäranlagen sind ein wenig in die Jahre gekommen, aber das Duschwasser ist schön warm und weil man ja als vielfach frei stehender Camper nie weiß, wann die nächste Dusche kommt, nimmt man so eine Gelegenheit gerne mit.
Wir folgen der Mole nach Westen und erreichen das Meeresbad. Dänemarks erstes Meeresbad, wie man sieht, eine wirklich lohnende Investition. Mitten im Hochsommer, Null Frequenz. Wer denkt sich denn so etwas aus? Wir wünschen den Planern natürlich nur das beste und gehen mal davon aus, dass wir ausgerechnet an dem Tag hier sind, als gerade niemand ins Wasser wollte.
Am Rande der Mole liegen Stahlplatten bis zum Horizont. Jenseits des Meeresbades befindet sich eine größere Baustelle. Sie dient wohl dem Küstenschutz, so ganz genau konnten wir das nicht herausfinden.
Und weiter geht es. Gleich haben wir das Ende der 310 m langen Mole erreicht.
Am Ende der Mole versuchen Angler ihr Glück. Nicht umsonst sind sie wetterfest angejackt. Denn die Mole ist nicht vom Regen so feucht. Immer wieder branden Wellen gegen die Betonpfeiler und senden die Gicht über die Brüstung. Deshalb hält Michael auch ordentlich Abstand, denn Salzwasser auf der Linse, das braucht er nun wirklich nicht.
Dass heute ein beständiger kräftiger Wind weht, lassen auch die Wellen südlich der Mole erkennen. Deshalb müssen wir uns auch etwas wärmer anziehen. Aber wir können nicht klagen. Wir haben seit wir in Dänemark eingereist sind, gerade einmal 1 Stunde Regen gehabt, die Temperaturen sind moderat um 20 Grad und von Schwüle keine Spur und das im Hochsommer.
Von der Mole geht es noch einmal zu den Booten am Strand, denn Angelika hat die Boote ja auch noch nicht gesehen und würde auch gerne einmal einen Blick auf die werfen. Dahinter wacht die Lebensrettung, dass kein Badegast zu Schaden kommt.
Wie man sieht, fallen Teile des Strandes recht flach in Richtung Nordsee ein, sodass auch halbwüchsige hier unbesorgt baden und surfen gehen können.
Uns reicht es wieder einmal, die Socken auszuziehen und barfuß die Wasserlinie entlangzulaufen.
Nun geht es den Strand entlang, aus dem Ort heraus. Und obwohl wir uns nur wenig von Hafen und Bebauungsgrenze entfernen, wird es doch gleich menschenleer. Nur die Surfer nutzen diesen Spot gerne. Denn hier haben sie reichlich Platz. Der Strand beschreibt jetzt ein Halbrund, dem wir ein ganzes Stück nach Norden folgen.
Dann geht es in Richtung des Dünenkammes, der gleich jenseits des Ortes einsetzt. Gleitschirmflieger nutzen die vom Meer an den Dünen vertikal abgelenkten Aufwinde, um sich einen ordentlichen Start zu verschaffen. Für uns ist es ein willkommener Aussichtspunkt, um Fotos zu machen.
Durch die Dünen geht es zurück zu einem der Parkplätze außerhalb der Stadt und von dort zu Fuß zurück zum Womo.
Bevor wir die Stadt nun verlassen, gehen wir noch im Supermarkt einkaufen. Der stellt sich als echte Apotheke heraus, da holen wir nur das Nötigste. Gegenüber steht diese schöne Kirche, da muss noch einmal schnell die Kamera raus. Bilder kosten ja nichts mehr heutzutage.