Donnerstag, 01.08.2024
Wieder sind nur 35 km zurückzulegen bis Nymindegab, es ist gerade ein wenig der Urlaub der kurzen Wege. Als wir vor Ort eintreffen, ist es zwar schon später Nachmittag, aber den Strand kennen wir ja schon und so halten wir am Restaurantparkplatz östlich der Dünen, um Mittagessen zu machen. Beim letzten Mal war der Parkplatz in der Nebensaison proppenvoll. Diesmal ist er trotz Hauptsaison fast leer. Offensichtlich hängt das damit zusammen, dass jetzt kein Wochenende ist (Quelle: OpenStreetMap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Nach dem Mittagessen fahren wir noch in das Ringkøbing Fjord Vildreservat, wollen ganz hoch bis an die Landspitze von Tipperne fahren, wobei die letzten Kilometer Schotterpiste sind, die man allerdings mit ganz normalen Straßenfahrzeugen befahren kann.
Das Ringkøbing Fjord Vildreservat soll ein riesiges Vogelschutzgebiet sein, vielleicht haben wir ja Glück und sehen einige Vögel, die wir sonst nicht zu Gesicht bekommen.
Doch der Weg nach Tipperne ist auf dem oberen Drittel der Strecke versperrt, hier gibt es nur beschränkte Besuchszeiten und die haben wir heute leider gerade verpasst.
Für alle, die auch einmal in das Ringkøbing Fjord Vildreservat möchten, hier die Zugangsbestimmungen: Nachdem wir die Besuchszeit leider ganz knapp verpasst haben, bisher auch anderenorts kaum Vögel zu Gesicht bekamen, hier oben aber auch nicht übernachten dürfen, haben wir keine Lust mehr morgen noch einmal die Schotterpiste hier hochzufahren. Da konzentrieren wir uns lieber auf die Schwarze Sonne. Bei diesem Ereignis sollen sich mehrere hunderttausend Stare im Frühjahr und im Frühherbst im Raum Tondern ein Stelldichein geben.
Früher konnte man südlich des roten Gatters (weiter oben im Bild) an einer alten Scheune übernachten. Das ist inzwischen
vorbei. Wir sind allerdings relativ sicher, dass es trotzdem immer wieder einmal gemacht wird. Kann halt teuer werden, wenn man erwischt wird. Und ob sich das dann wirklich lohnt.
Während des Vogelzuges und der Brutsaison sind solche Gebiete meist gesperrt und ohne etwas Sachkenntnis und eine
entsprechende Optik ist von den Vögeln in aller Regel sowieso wenig zu sehen.
Die zwei sind so freundlich, uns auf der Rückfahrt etwas aufzumuntern. Michael kennt weder Vor- noch Nachnamen, weiß aber, dass er die vorher noch nie gesehen hat. Eine Premiere also.
Also verlassen wir das Ringkøbing Fjord Vildreservat und fahren zurück nach Nymindegab.
Übersichtslageskizze Nymindegab (Quelle: OpenStreetMap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
In Nymindegab wollen wir nächtigen und schauen uns mehrere Parkplätze an, auf denen man gut übernachten können soll. Doch die meisten fallen durch, weil es inzwischen entweder verboten ist, die Plätze zu klein sind oder weil sie einfach zu nahe an der Straße liegen. Abseits der Straße finden wir östlich Nymindegab im Söndre Klintvej an einem Hundeauslauf (Hundeskov) ein Plätzchen, das uns zusagt. Ein Dänisches Womo verbringt hier ebenfalls die Nacht, das passt uns ganz gut, die sollten wissen was hier geht und wir verbringen hier eine ruhige Nacht.
Da wir wegen des Fehlschlags im Ringkøbing Fjord Vildreservat schon früh auf dem Übernachtungsplatz stehen, haben wir nun natürlich noch etwas Zeit, die wir gerne für einen vorabendlichen Spaziergang nutzen wollen.
Im Umfeld unseres Übernachtungsdomizils ist eine schöne Heidelandschaft ausgebildet, durch die wir auf sandigen Pfaden noch einen kurzen Spaziergang machen wollen.
Durch einen überkronten Weg geht es weiter in Richtung eines Pferdehofes.
Da ist ja das Schmuckstück. Hier gibt es nicht nur Pferde zu sehen, sondern auch Kuchen zu essen, wenn man denn rechtzeitig kommt. Da zu spät kommen, aber unsre heutige Paradedisziplin ist, wird es schon wieder nichts. Wie soll Andreas Brehme einst gesagt haben? Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß.
Unweit des Pferdehofs führt eine alte und inzwischen stillgelegte Bahnstrecke vorbei. Die wird von einem Draisinenverleih zur Volksbelustigung genutzt. Wo diese Herrschaften genau eingestiegen sind, vermochten wir nicht herausfinden. Die waren einfach zu schnell weg, bzw. wir wieder einmal zu spät. Aber das sollte sich doch klären lassen, da muss Michael gleich einmal nachschauen.
Draisine fahren, das wäre doch mal was, oder nicht?
Die stillgelegte, knapp 8 km lange Gleisstrecke zwischen Nørre Nebel und Nymindegab wurde vor sechs Jahren reaktiviert. Seitdem kann die Strecke, die durch Heidelandschaft und Wälder zwischen den beiden Orten verläuft, mit Draisinen wieder befahren werden. Entlang der Strecke sind mehrere überdachte Rastplätze gebaut worden, an denen man ein Picknick abhalten oder grillen kann. Die Preise liegen zwischen 20 € für fünf Stunden und 40 € für den ganzen Tag. Die Draisinen sind jeweils für drei Personen ausgelegt und können in der Statoil Tankstelle am Vesterhavsvej 19 in Nørre Nebel ausgeliehen werden.
Entlang der Strecke kann auch mal Gegenverkehr gesichtet werden, da die Schienen eingleisig sind. Dabei muss das eigene Gefährt kurzzeitig vom Gleis heruntergehoben werden, was allerdings durch das geringe Fahrzeuggewicht leicht möglich sein sollte. An drei Stellen kreuzen Straßen, an denen jeweils eine Schranke vor dem Passieren zu öffnen und dann wieder zu schließen ist. Das einmalige Erlebnis sollte als Halbtagesausflug geplant werden. Im Durchschnitt sollten mindestens drei Stunden inkl. kleinerer Pausen in den eigenen Zeitplan einkalkuliert werden.
Wir kehren nun zu unserem Übernachtungsplatz am Hundeauslauf (Hundeskov) zurück und verbringen dort eine ruhige Nacht.
Freitag, 02.08.2024
Wir sind schon um 07:00 Uhr wach, frühstücken auf dem Parkplatz am Hundeskov (Hundeplatz) und machen uns dann auf in Richtung Hvide Sande. Die Strecke beträgt gerade einmal 25 km, es geht also weiterhin sehr gemütlich durch unser nördliches Nachbarland.
Wir fragen uns, was an diesem Ort so interessant ist, denn auf der Stellplatzapp P4N sind drei kostenpflichtige Stellplätze ausgewiesen. Da muss es doch irgendetwas ganz Besonderes geben. Wir entscheiden uns zunächst für den mittleren Platz in der Søndergade, werden dort aber nicht so richtig glücklich. Denn wir würden gerne mal duschen, haben aber weder dänische Kronen noch eine Kreditkarte dabei. Mit der guten alten EC-Karte sind wir bisher größtenteils ganz gut durchgekommen, beim Einkauf gab es nie Probleme. Reibungsloser geht es trotzdem mit Kreditkarte. Da uns unsere Hausbank aber versetzt hat, wurde das nichts mehr mit dem Plastikgeld bis zum Beginn unseres Urlaubs und so stehen wir nun hier etwas verschwitzt und können dem keine Abhilfe verschaffen.
Gutgläubig, wie Michael nun einmal ist, fahren wir zum zweiten Stellplatz im Beddingsvej, ganz im Osten der schmalen Landzunge. Dort können wir immerhin kostenlos entsorgen (Grau und Schwarzwasser). Trinkwasser haben wir noch genug. Doch das Problem mit der Dusche bleibt.
Wir stehen einige Zeit dumm herum und überlegen, was wir machen können. Und siehe da, da kommt doch tatsächlich der Platzmeister vorbei. Und der bestätigt uns, dass die Maschine nur mit Kreditkarte oder Münzen funktioniert. Aber - der Automat ist ein schlauer, denn er nimmt nicht nur Kronen, nein er nimmt auch Euro an. Und so können wir für 2 € 5 Minuten duschen, was mehr als ausreichend ist. Tagsüber darf man außerdem kostenlos auf dem Stellplatz stehen, nur wenn man übernachten will, kostet das 160 Kronen. Der Stellplatzbetreiber sagt uns zudem, man müsse nur die Kreditkarte an den Automaten halten und schon würde die korrekte Summe abgezogen. Ist also alles viel einfacher als wir dachten und nun sind wir wieder komplett autark und geduscht.
Das etwas schlichte Sanitärgebäude mit der VR-Station und dem Bodeneinlauf für das Grauwasser.
Kun Parkering misdeutete Michael mit seinem gefährlichen Halbwissen als Kein Parken. Tatsächlich heißt es Nur Parken! Dank des Platzwarts konnten wir das Missverständnis klären, und können uns nun in aller Ruhe das Städtchen
ansehen.
Hvide Sande liegt am Ausgang des Ringkøbing Fjords in die Nordsee und ist geprägt von Schiffbau und Fischfang. Dementsprechend ist Fisch das dominierende Angebot in den Lebensmittelgeschäften und
Restaurants. Preisgünstig ist er deshalb noch lange nicht. Für ein etwas größeres Mattjesbrötchen bezahlen wir in dem Fischladen im Bildhintergrund 9 Euro. Das macht man auch nicht jeden Tag und da kann man sich in etwa vorstellen, welche Preise in den Restaurants aufgerufen werden.
Es sind übrigens ausgewanderte Deutsche, die den Laden betreiben. Aber die müssen bei den hohen Lebenshaltungskosten im Land
natürlich auch sehen, wo sie bleiben. Bereuen würden sie die Auswanderung nicht, sagen sie uns. Warum wundert Michael das nicht? Ganz einfach, weil in Dänemark Probleme angepackt und nicht
ausgesessen werden wie bei uns.
Hier könnt ihr euch mal die Preise anschauen. Der Wechselkurs betrug in etwa 7,40 Kronen für einen Euro. Da wisst ihr, was die Uhr geschlagen hat. Trotzdem geht es auch noch deutlich teurer, insbesondere in größeren Städten. Aber dank der fehlenden Übernachtungskosten (werft mal einen Blick in unsere Kostenaufstellung am Ende des Berichts) konnten wir uns dann doch die eine oder andere Köstlichkeit leisten.
Obwohl wir uns redlich Mühe gegeben haben, konnten wir keine Attraktion finden, die Besucher in Scharen anlocken würde. Und dieser stilisierte Fisch schafft das natürlich auch nicht. Wie die drei Stellplätze ausreichend Gäste bekommen, bleibt uns ein wenig schleierhaft.
Der Ringkøbing Fjord ist mit seinen etwa 300 km² der größte Fjord Westjütlands. Er ist ein seichter Brackwasserfjord, der von großen Salzwiesen umgeben ist (insbesondere Tipperne und Værneengene). Über dieses Sperrwerk (Afvandingsslusen) am Ausgang des Fjords in die Nordsee wird der Wasserstand reguliert.
Die Stadt hält nichts wirklich Schönes bereit. Auch eine richtig schicke Flaniermeile konnten wir nicht entdecken und die schönen bunten Häuser mit detailverliebten Erkern, Blumenschmuck oder Stockrosen und kleinen Kunstwerken an den Fassaden sind hier nicht zu finden.
Eine stilisierte Weltkugel am gegenüberliegenden Ufer der Fjordausfahrt.
Hier der mittlere Stellplatz, den wir zuerst besucht haben. Vielleicht fährt ab und zu mal ein größeres Boot durch den Ausgang des Fjords. Da soll es ja auch Liebhaber geben.
Immerhin gibt es auch hier eine schöne kleine Kirche, aber das war es dann auch. Das wichtigste für uns Womofahrer ist: Wir können uns hier gut Ver- und Entsorgen, wir können gegen ein geringes Entgelt duschen ohne übernachten zu müssen und wir können kostenlos parken. Und dann hat man ja auch noch ein paar Groschen übrig für die lokale Gastronomie.