Die nachfolgenden Aufnahmen entstanden im Oktober 2023 und im Januar 2024.
Eines der Wahrzeichen Darmstadts ist der 48,5 m hohe Hochzeitsturm (hier die Westseite), der auf der Mathildenhöhe steht. Der österreichische Architekt Joseph Maria Olbrich gestaltete den 1908 fertiggestellten Backsteinturm im Auftrag der Stadt Darmstadt als Geschenk zur Erinnerung an die Hochzeit des Großherzogs Ernst Ludwig mit Prinzessin Eleonore zu Solms-Hohensolms-Lich am 2. Februar 1905.
Gebäudewestseite: Markant sind die fünf abschließenden Bögen des Daches, die an eine ausgestreckte Hand erinnern, weshalb er auch „Fünffingerturm“ genannt wird. Als Gebäude gehört er zum Komplex des damals neuen Wasserreservoirs und der Ausstellungshalle und des Gemeinschaftsateliers der Darmstädter Künstlerkolonie.
Gebäudewestseite unten: Der gemauerte Turmkörper aus dunkelroten Ziegelsteinen (Torfbrandklinker) beginnt mit einer Sandsteinplatte über dem Eingang (vier Figuren über den beiden Wappen; Heinrich Jobst * 1874 † 1943). Die vier Figuren sind Personifikationen der vier Herrschertugenden Stärke, Weisheit, Gerechtigkeit und Milde. Das Relief trägt eine Inschrift. Sie lautet:
ZUM GEDÄCHTNIS DER VERMÄHLUNG I.I.K.K.H.H. DES GROSZHERZOGS ERNST LUDWIG UND DER GROSZHERZOGIN ELEONORE ERRICHTET VON DER STADT DARMSTADT; ANNO 1907–1908.
Bild 1 (Handyansicht oben) zeigt die Nordseite, Bild 2 die Südseite des Hochzeitturms (Handyansicht unten).
Die Sonnenuhr auf der Südseite des Hochzeitsturms wurde 1914 nach Entwürfen von Friedrich Wilhelm Kleukens (1878–1956) von den Vereinigten Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei Puhl & Wagner – Gottfried Heinersdorff in Berlin-Neukölln ausgeführt. Sie wird von den 12 Tierkreiszeichen auf blauem Grund umrahmt. Unterhalb der Sonnenuhr sind links und rechts des Sprossenfensters die erste und die letzte – etwas modifizierte – Strophe eines Gedichts von Rudolf G. Binding zu lesen.
Der Tag geht über mein Gesicht
die Nacht sie tastet leis vorbei
und Tag und Nacht ein Gleichgewicht
und Nacht und Tag ein Einerlei
und ewig kreist die Schattenschrift
leblang stehst du im dunklen Spiel
bis dich des Spieles Deutung trifft
die Zeit ist um – du bist am Ziel
Blick vom Lilienbecken in Richtung des Eingangs zum Platanenhain, der westlich an den Hochzeitsturm anschließt.
Der Platanenhain wirkt im Winter ein wenig trostlos.
Dafür gibt er den Blick auf den Turm frei, der in der Vegetationszeit fast gänzlich hinter dichtem Blattwerk verschwindet.
Im Bildhintergrund die Russische Orthodoxe Kirche (auch Russische Kapelle genannt) der hl. Maria Magdalena auf der Mathildenhöhe in Darmstadt, die sich im Lilienbecken spiegelt. Zar Nikolaus II. von Russland heiratete 1894 Prinzessin Alix, die jüngste Schwester von Großherzog Ernst Ludwig. Er beauftragte den Bau der Russischen Kapelle. Sie wurde 1899 geweiht und von der Zarenfamilie bei ihren Besuchen genutzt. Architekt war der Petersburger Louis Benois. Heute ist sie das Gotteshaus der russisch-orthodoxen Gemeinde in Darmstadt.
Das Lilienbecken wurde im Jahre 1914 nach Plänen des Architekten Albin Müller angelegt. Müller war Sieger eines internen Wettbewerbs der Künstlerkolonie für die Gestaltung des leicht ansteigenden Rasenplatzes vor dem Eingang der Russischen Kapelle. Eine wirkliche Augenweide sind die eingebauten Bodenfliesen, die allerdings meist nicht ihre Strahlkraft entfalten können, weil sich zu viel Schmutz im Wasser und / oder auf den Fliesen befindet.
Die Russische Orthodoxe Kirche der hl. Maria Magdalena in der Verlängerung des Nikolaiweges, Blickrichtung Ost.
Die Rückseite der Kirche, Blickrichtung Nordwest.
Der Schwanentempel, auch Albin-Müller-Pavillon genannt, mit seinen acht Doppelsäulen, die ein kreisrundes Kegeldach mit einem Durchmesser von 6,50 Metern tragen. Der Tempel gilt in seiner Art als einzigartig. Der Keramische Pavillon steht am oberen Ende des Christiansenwegs und bildet so ein Tor zu dieser "Treppenstraße", die über den Alexandraweg zum Prinz-Christians-Weg führt. Unter den glasierten Reliefplatten befindet sich ein Kern aus Stahlbeton. Wegen bautechnischer Mängel wurden die ursprünglich aufgebrachten keramischen Dachplatten in Biberschwanzform 1987 durch ein Kupferdach ersetzt, ursprünglich wurde das Dach über Auslässe in den Schwanenschnäbeln entwässert.
Der Pavillon war von Albin Müller für die letzte Ausstellung der Künstlerkolonie im Jahre 1914 entworfen worden. Die Keramikplatten mit Blütenmotiven wurden von der Gießener Dampf-Ziegelei Gail hergestellt. Die Kapitellen der Säulenpaare (oberes Ende der Säulen) bestehen aus rechteckigen, weiß glasierten Keramikelementen, auf denen Schwäne dargestellt sind, die dem Bau seinen Namen gaben.
Die Säulenpaare in der Detailansicht.
Die Kuppel ist mit farbigen Blütenmotiven ausgemalt. Die Bildhauerarbeiten führte Albert Burghardt, Leiter der Großherzoglichen Fachschule zu Erbach im Odenwald, aus. Ein Mosaik bildet den Fußboden des Bauwerks. Im Innern des Tempels gibt es eine akustische Besonderheit: Steht man in der Mitte und spricht, wird der kleine Tempel zum Flüstergewölbe. Der Sprechende hat das außergewöhnliche Klangerlebnis, als stünde er in einer großen Arena – ein Phänomen, das nur er, nicht aber die Umstehenden wahrnehmen.
Voller Einsatz beim Ablichten des Deckengewölbes.
Schwanentempel, Russische Orthodoxe Kirche und Hochzeitsturm vom Christiansenweg aus aufgenommen. Blickrichtung Nord.