Arles Markttag

 

Mittwoch, 03.04.2024

Heute sind wir auf den Markt fixiert, der am Mittwoch eigentlich im Boulevard Emile Combes stattfinden soll. Seit der Zeitumstellung haben wir ein wenig Probleme aus dem Bett zu kommen. Die eine Stunde Schlaf fehlt uns einfach und so kommen wir am Morgen immer erst recht spät in die Städte. 

 

Vom Campingplatz biegen wir nach rechts bzw. Westen auf die Rte de la Crau ein und folgen dieser in Richtung Innenstadt. Nach gut einem Kilometer Strecke erreichen wir bereits die Kreuzung Boulevard Emile Combes /Boulevard des Lices und damit den Beginn des Marktes.

 

Allerdings ist am untersten Ende des Boulevard Emile Combes aktuell ein Rummel aufgebaut, sodass der Platz wohl nicht für alle Stände gereicht hat. Deshalb verläuft der Markt zumindest heute auch noch ein ganzes Stück den Boulevard des Lices in westliche Richtung hinunter. Laut Fremdenverkehrsbüro soll der Samstagsmarkt, der übrigens auch noch größer sein soll, überwiegend im Boulevard des Lices stattfinden.

Im Boulevard Emile Combes gibt es überwiegend Kleidung und Alltagsramsch für Kinder und Küche. Die meisten Waren sind von minderer Qualität, dafür günstig und entsprechen häufig den Erwartungen nordafrikanischer Einwanderer. Dementsprechend kaufen hier viele Migranten mit vermutlich schmalem Geldbeutel. Manchmal sind diese Märkte attraktiver als hoch sterile Markthallen, heute empfinden wir das aber nicht so. 

Auf der gegenüberliegenden Seite des Marktes befindet sich im mittleren Teil des Boulevard Emile Combes der Eingang zu einem Friedhof.

Michael fand französische Friedhöfe schon immer anziehend, weil die Gräber häufig so opulent daherkommen, da muss er einfach mal hineingehen, auch wenn das angesichts der irdischen Völlerei auf der anderen Seite jetzt nicht ganz passt. Wie bezahlen die Franzosen nur diese aufwändigen Steinmetzarbeiten? Sind hier nur Reiche beigesetzt? Oder werden hier mehrere Generationen in einer Gruft beerdigt?

 

Zu jeder Meinung gibt es auch eine gegenteilige Auffassung. Wo Michael Kunst im weiteren Sinne verortet, sehen andere eine Steinwüste, wobei sie nicht ganz Unrecht haben. An wirklich heißen Tagen muss man aufpassen, dass einem beim Friedhofsbesuch nicht der Schlag trifft. Ein wenig Begrünung hätte dem Friedhof gutgetan, doch dafür stehen die Gräber inzwischen zu dicht beieinander.

Da uns die Auslagen im Boulevard Emile Combes wenig Interessantes boten, sind wir hier bereits im Boulevard des Lices unterwegs. Wohin man auch blickt, der Markt ist aller Orten gut besucht. Einem nicht ganz unbedeutenden Dramatiker zufolge kommt das Fressen ja vor der Moral. Bei Kunst und Kultur dürfte es ganz ähnlich aussehen. Bei uns ist das heute allerdings einmal umgekehrt, aber auch nur deshalb, weil wir befürchten, dass uns die frische Ware vom Markt im Rucksack vergammeln könnte, wenn wir voll bepackt zu lange der Kultur frönen.

Also ergötzen wir uns erst einmal an den Werken schöpferisch begabter Afrikaner und hoffen, dass wir keinen chinesischen Imitaten aufsitzen.

Uns Ahnungslosen kann man ja alles andrehen.

Das sieht ein wenig nach Jugendstil aus. Uns gefällt es. Aber die heimischen Wände werden ja im Laufe eines Lebens immer voller und wer trennt sich schon gern von dem, was er hat. Und so werden auch diese beiden noch ein wenig warten müssen bis der oder die Richtige kommt.

Die Vase mit floralem Muster würde Michael ebenfalls gut gefallen.

Auch diese beiden sind recht dekorativ.

Und diese Taschen und Körbe erst recht.

Und hier sehen wir das Theater von Arles, am Bd Georges Clemenceau 25-23, der Verlängerung des Bd des Lices in westliche Richtung.

Lebensmittel, wie Gemüse, Obst, Fleisch-, Wurst, Käse und Backwaren gibt es fast ausschließlich im Boulevard des Lices. Wir packen es an diesem Morgen gerade einmal so den ganzen Markt zu bewältigen, kaufen Oliven, Salat, Fleisch und einige Kleinigkeiten ein.

 

Wir brauchen jetzt erst einmal ein Päuschen und laufen gegen 13:00 Uhr zurück zum Womo. Gegen 16:00 Uhr sind wir wieder fit und machen uns noch einmal auf den Weg in die Stadt.

Wir folgen der Straße vom Campingplatz in Richtung Boulevard des Lices, gehen aber, bevor wir dieses erreichen, in ein mittelgroßes Hochhaus, von dem wir vermuteten, dass es ein Verwaltungsgebäude der Kommune oder einer Bank sein könnte. Weil aber Hinz und Kunz dort hineingehen, machen wir das natürlich auch und werden von zwei jungen Damen freundlich empfangen. Wir bekommen an der Kasse einen kostenlosen Bon ausgestellt und können dann den Tower auf verschiedenen Ebenen besichtigen. Worum es eigentlich geht, werden wir erst erfassen, als wir wieder zu Hause sind.

 

Tatsächlich ist das Gebäude Teil eines öffentlichen zugänglichen Geländes, zu dem weitere Gebäude im Umfeld zählen. Es nennt sich LUMA Arles. Luma Arles ist ein künstlerischer und kultureller Kulturkomplex, der von Maja Hoffmanns Luma-Stiftung in Arles, Frankreich, initiiert wurde.

Luma Arles, das 2013 offiziell ins Leben gerufen wurde, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Künstlern durch interdisziplinäre Zusammenarbeit die Möglichkeit zu bieten, in der Produktion neuer Werke durch enge Zusammenarbeit mit anderen Künstlern, Kuratoren, Wissenschaftlern, Innovatoren und Publikum zu experimentieren.

Das interdisziplinäre Kulturzentrum LUMA Arles soll eine Ideenschmiede für Kultur und Ökologie sein. Architektur, Kunst, Forschung und Umweltschutz greifen hier ineinander. In einem eigenen Forschungslabor suchen Mitarbeiter nach lokalen Ressourcen, um neue, weniger umweltbelastende Materialien zu entwickeln.

Ist das schon Kunst oder wird das noch?

Nach dem Tower sehen wir uns noch die Außenanlagen an, die wir hier von hoch oben bereits in Augenschein nehmen konnten.


Was Michael toll findet ist, dass die künstlerische Leitung bei soviel Anspruch auch noch an Kinder gedacht hat. Für die gibt es hier nämlich zwei aufregende Rutschen, und für große Kinder ganz oben eine schöne Aussichtsterrasse mit einem Rundumblick auf die Stadt Arles und deren Umfeld.

Blick von einer der Außenterrassen des Kulturzentrums LUMA auf die Altstadt von Arles.

Blick von einer der Außenterrassen des Kulturzentrums LUMA auf Arles und die Große Rhone.