IRLAND - Donegal / Galway

Freitag, 11.08.2017, 120 km

Slieve League Lodge - Slieve League – Malin Beg – Ardara – Killybegs - Slieve

League - Slieve League Lodge

 

Heute haben wir zum ersten Mal einen etwas regnerischen Tag. Deshalb kommen wir nicht so richtig in die Gänge. Wir schlafen bis 08:00 Uhr, frühstücken gemütlich, tratschen mit anderen Gästen, und so ist es mittlerweile fast 11:00 Uhr und wir sind immer noch in der Bude. Dann endlich können wir uns aufraffen. Trotz des wolkenverhangenen Himmels, der immer wieder einmal sein Spray über uns ausschüttet, fahren wir zu der Steilküste von Sleave Leage und hoffen, dass es bis zu unserer Ankunft aufhört zu regnen. Die Teelin Road nach Slieve League biegt unmittelbar vor unserer Lodge in Carrick von der 263 nach Südwesten ab, man fährt leicht daran vorbei, weil in dem Örtchen ganz schön Verkehr ist und der Linksverkehr auch die volle Aufmerksamkeit erfordert.

Nach etwa 5 km Strecke sind wir am vermeintlichen Ende des Weges angekommen. Dort befindet sich ein Parkplatz für etwa zwei Dutzend PKW, davor ein kleinerer für Busse ggf. auch Womos. Wir wollen dort eigentlich schon unser Fahrzeug abstellen, als wir hinter einem Schafgatter ein Fahrzeug den Berg herunterkommen sehen. Wir fragen, ob es erlaubt sei, weiterzufahren, was die Leute bejahen und so nehmen wir bei diesem Sauwetter gerne die Möglichkeit wahr bis oben an den Aussichtspunkt zu fahren. Wir haben es nicht exakt gemessen, aber es sind etwa 1,5 km und bei den heftigen Wind- und Regenböen wären wir hier richtig nass geworden.

Oben angekommen, sehen wir überhaupt nichts. Zwar regnet es nicht ständig, aber die feuchte geschwängerte Luft überzieht das Meer mit Nebelschwaden, die die Felswand komplett einhüllen. Der Wind nimmt vor den Klippen Fahrt auf, fegt dann über den Klippenrand und bläst uns mit heftigen Böen ins Gesicht. Wir warten eine halbe Stunde, doch es tut sich gar nichts und so ziehen wir unverrichteter Dinge wieder ab.

Von den Steilklippen ist erst nichts und dann wenig zusehen.
Von den Steilklippen ist erst nichts und dann wenig zusehen.

Auf dem Rückweg fällt uns am Rande der Teelin Road ein Wildbach auf, der uns ein wenig entschädigt für die entgangene Fernsicht. Aber so richtig trösten kann uns das auch nicht, wir werden am Nachmittag eine zweite Chance suchen, vielleicht haben wir Glück.

Wildbach entlang der Teelin Road, nahe Carrick.
Wildbach entlang der Teelin Road, nahe Carrick.

Dann geht es an der Slieve League Lodge vorbei wieder auf die 263 in westliche Richtung nach Malin Beg, einer kleinen Bucht am äußersten Zipfel der Landzunge. In Malin Beg angekommen klart der Himmel etwas auf, doch der nächste kurze Regenschauer lässt nicht lange auf sich warten.

Malin Beg.
Malin Beg.

Wir huschen noch einmal schnell ins Auto zurück, warten bis sich die dünne Wolkendecke verzogen hat und können dann trockenen Fußes die steile Treppe bis hinunter zum Strand gehen.

Etwa eine dreiviertel Stunde laufen wir am Strand entlang. Der feine Sand ist großflächig von der Ebbe freigelegt, ab und zu blinzelt die Sonne durch und wir können einige vernünftige Aufnahmen machen.

Schließlich heißt es, den beschwerlichen Rückweg anzutreten. Oben angekommen dampfen wir ganz schön, denn wegen des heftigen Windes sind wir doch etwas dicker angezogen und die vielen Stufen heizen einem mächtig ein.

Von Malin Beg geht es über die R 230 in Richtung Ardara. Am Rand der Straße begleiten uns farbenprächtige Ensembles rot und orange blühender Blumen. Bei näherem Hinsehen stellen wir fest, dass es sich bei den Heckenzeilen um Fuchsien handelt. Während diese niedrigwachsenden Pflanzen zu Hause lediglich Blumentöpfe und Ampeln zieren, bilden sie hier langgezogene, hochgewachsene Hecken und ganze Buschreihen aus. Noch weiter oben treffen wir wieder auf Hochmoorflächen, in denen Torf vermutlich für den lokalen Bedarf abgebaut wird.

In großen Büschen, wild wachsende Fuchsien.
In großen Büschen, wild wachsende Fuchsien.
Torfabbau zur Brennstoffgewinnung.
Torfabbau zur Brennstoffgewinnung.

Bevor uns die Straße von der Hochfläche wieder hinunter in eines der Täler führt, rasten wir an einer Picknickarea und genießen die schöne Aussicht.   

Dieses Landhaus beeindruckt uns durch das harmonische Zusammenspiel von Naturstein und künstlichem Hausanstrich.

Schönes Landhaus.
Schönes Landhaus.

Schließlich erreichen wir das Kunsthandwerkerstädtchen Ardara. Hier flanieren wir durch die Hauptstraße, die dem Verkehr nicht mehr wirklich gewachsen ist und finden ein schönes kleines Restaurant, wo wir es uns bei einer warmen Suppe, Knobibrot und Cider gut gehen lassen.

Platz ist in der kleisten Hütte. Häusschen in Ardana.
Platz ist in der kleisten Hütte. Häusschen in Ardana.
Hauptstraße in Ardana.
Hauptstraße in Ardana.

Von Ardana folgen wir, wie gestern schon der 56 zurück zu unserer Unterkunft, wo wir uns kurz frisch machen. Wie schon an den Vortagen hat die Sonne bereits am frühen Nachmittag wieder die Oberhand gewonnen und wir fühlten uns bei den mittäglich molligen Temperaturen so wohl, dass wir unseren zweiten Anlauf in Richtung Slieve League fast schon etwas zu spät angehen. Die Anfahrt verheißt denn auch nichts Gutes. Denn immer wieder ziehen nun Schauerbänder über uns hinweg, die zwar nie lange anhalten und auch nur wenig Regen abgeben, aber die ganze Landschaft wieder in tristes Grau hüllen. Und bei dem irischen Wetter weiß man nie, wohin das Pendel im nächsten Moment ausschlägt.

Regenwolken über der See vor Slieve League.
Regenwolken über der See vor Slieve League.

Als wir das Schafgatter ca. 1,5 km vor dem Aussichtspunkt passieren, klart der Himmel wieder etwas auf und tatsächlich haben wir Glück und können die Felswände nun sehen. Durch die fehlende Sonne ist es kein wirklich berauschender Anblick, aber die beeindruckende Größe der Wände ist gut zu erkennen.

Klippen von Slieve League.
Klippen von Slieve League.
Klippen von Slieve League.
Klippen von Slieve League.
Klippen von Slieve League.
Klippen von Slieve League.

Die Klippen von Slieve League (irisch: Sliabh Liag; übersetzt: Steinberg, laut Wikipedia )

im Westen der irischen Grafschaft Donegal sind eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Region. Und natürlich sollen die wieder mal die höchsten Klippen Europas sein, aber das kennen wir schon von Madeira, die sollen auch die höchsten haben und wer weiß, wer sich noch all damit schmückt. 

 

Wir sind jedenfalls froh, dass wir uns ein ungefähres Bild von der Wand machen können und beeindruckend ist sie allemal. Da das Wetter gerade günstig ist und ein schier endloser Trampelpfad den Berg hinaufführt, möchte Michael natürlich noch ein ganzes Stück höher hinauf. Man weiß ja nie, was es da oben noch alles zu sehen gibt. Dieses Ansinnen erweist sich allerdings als Rohrkrepierer, denn die Wolken haben es sich erneut anders überlegt. Zwar war Michael schlau genug einen Schirm mitzunehmen, aber der an den Klippen hochschießende Wind bläst nun so stark und zudem extrem böig, sodass der Schirm erste Deformationen erfährt. Das Gerät überlebt immerhin noch den folgenden Regenschauer, aber dann macht es gänzlich die Grätsche und jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass wir in den nächsten Tagen von Schauern verschont bleiben. Wenigstens ist es gerade noch so gelungen, die Kamera trocken zu halten, da hat sich der Schirm wirklich Verdienste erworben.

Über den Klippen von Slieve League.
Über den Klippen von Slieve League.

 

Samstag, 12.08.2017, 429 km 

Carrick (Slieve League Lodge) - Donegal – Ben Bulben – Glencar Wasserfall – Sligo - Ballina - Bangor Erris - Corraun Peninsula und Achill Island - Westport - Clifden

Die folgende Nacht ist grauenhaft. Bis etwa 24:00 Uhr spielt unten an der Bar ein Solist auf der Gitarre, was in unserem Zimmer noch ganz gut zu hören ist. Aber das geht eigentlich noch, denn wenn danach Ruhe gewesen wäre, hätten wir ganz gut schlafen können. Allerdings fällt am späten Abend noch eine junge Truppe in der Unterkunft ein, die den Geräuschen nach im 2. Stock einquartiert worden ist. Die trampeln die ganze Zeit in den Fluren herum, schlagen die Türen unnötig heftig zu und grölen. Offenbar verschwinden sie im Laufe der frühen Nacht in Richtung Pub und kehren zwischen 3 und 4 Uhr nachts zurück, sind dabei aber alles andere als leise. Schlafen ist unter den Bedingungen nur zeitweise möglich. Für uns ist das doppelt blöde, denn wir haben heute den längsten Fahrtag unseres Urlaubs und sind deshalb extra früh ins Bett gegangen, um ganz früh wach zu sein und starten zu können. Bis Viertel nach fünf versuchen wir wieder einzuschlafen. Nachdem das nicht gelingt, machen wir uns startklar, frühstücken und begeben uns um 7 Uhr auf die Piste.

Hortensien gedeihen prächtig in Irland. Deshalb schmücken sie so manchen Vorgarten.
Hortensien gedeihen prächtig in Irland. Deshalb schmücken sie so manchen Vorgarten.

Als wir aus der Unterkunft treten, ist die Straße klatschnass, es regnet nicht mehr, aber der Himmel ist immer noch dunkelgrau und es sieht so aus, als könne es jeden Moment wieder losgehen. Nachdem wir einige Kilometer gefahren sind, beruhigt sich das Wetter zumindest so weit, dass das Wasser oben bleibt.

 

Auf der R263 und der N56 geht es zunächst in Richtung Donegal. Unsere Fahrtstrecke lässt zunächst keine Highlights erkennen, deshalb geben wir Gas. Die Straße ist jetzt noch schön leer, da macht das Fahren Spaß. Im großen Bogen geht es schließlich um Donegal herum und dann weiter in Richtung unseres ersten Stopps, dem Ben Bulben, einem Tafelberg gut 10 km nördlich von Sligo. 

Der Tafelberg und die diesen umgebende Landschaft sind schon beeindruckend. Am Fuß des Berges sehen wir recht große Buschgruppen aus Rhododendron, leider nicht mehr blühend. Das hätte sicher grandios ausgesehen.

Vom Ben Bulben fahren wir weiter zum Glencar-Wasserfall am gleichnamigen See. Der Wasserfall ist nicht allzu hoch aber durchaus sehenswert. Vom Parkplatz am Ende der Straße führte ein ca. 200 m langer Weg über eine schön angelegte Parkanlage leicht bergan bis an den Wasserfall.


Weiter geht es auf der Straße 15 nach Süden bis kurz hinter Sligo und dann wieder nach Westen auf der 59 nach Ballina. Da unser Weg mitten durch den Ort führt, werden wir auf das ganz schnuckelige Zentrum aufmerksam und beschließen unsere Restmüdigkeit mit einem Stadtbummel auszutreiben. In der Tone Street schauen wir in einen etwas unscheinbaren Eingang mit der Aufschrift "The Coffee Vine" hinein, weil sich dort allerlei Volk tummelt. Hinter dem etwas langgezogenen Flur entdecken wir ein gut gefülltes kleines Restaurant, in dem sich ein überwiegend einheimisches Publikum offenbar sehr wohlfühlt. Viel einheimische Gäste sind meistens ein gutes Zeichen und so legen wir ein zweites Frühstück ein. Lecker, das Lachsbrot und wie gut heute ein zweiter Kaffee tut, unbezahlbar nach der Nacht.

Gemütliches Frühstück im "The Coffee Vine" in Ballina.
Gemütliches Frühstück im "The Coffee Vine" in Ballina.

Nach dieser Stärkung geht es auf der N59 weiter in Richtung Bangor Erris. Dahinter hoffen wir wieder sehr viel mehr vom Meer zu sehen. Diese Hoffnung erfüllt sich wegen des Abstands der Straße zur See und den üblichen Sichthindernissen entlang der Straße allerdings zunächst nur bedingt. An einem Ausläufer des Ballycroy National Parks, ca. 8 km südlich der gleichnamigen Ortschaft, ist die Landschaft dann wieder ganz schön anzuschauen.   

Auf Holzstegen kann man die Küste trockenen Fußes erkunden. 

Während der Ebbe im südwestlichsten Ausläufer des Ballycroy NP freigelegte, gelbe und braune Algen

Etwas näher zur See kann man gut erkennen, wie das sandig-kiesige Sediment unter der Torfauflage ausgespült wird, der Torf austrocknet, herunterfällt und fortgeführt wird. 

Etwa 30 km südlich von Bangor Erris wenden wir uns bei Mallaranny auf der R319 nach Westen in Richtung Corraun Peninsula und Achill Island.  Achill Island ist die größte Insel Irlands, sie liegt in der Grafschaft bzw. im County Mayo. Das küstennahe Land ist von einigen, mehrere hundert Meter hohen Hügeln umgeben. Auf einem dieser Hügel sehen wir Sendemasten. Da hier von Zeit zu Zeit sicherlich Wartungsarbeiten erforderlich sind, suchen wir den Wirtschaftsweg hinauf. Kurz vor Cashel South biegen wir nach Westen auf die Mweelin Road ab und erreichen nach 1,5 km den nach Norden abzweigenden Wirtschaftsweg. Steil steigt die Straße in Richtung Sendemasten an und bietet immer wieder herrliche Ausblicke auf die Mweelin Road und deren Umgebung. Oben angekommen hat man einen herrlichen Rundumblick und blickt in nordwestliche Richtung auf den Keel Beach tief unten im Tal.

Der Ausflug hat sich gelohnt. Zum Glück wurde hier noch kein Film gedreht, sonst würden sich auch hier Massen von Touristen tummeln, nicht wegen der Aussicht, sondern wegen der Filmkulisse. 

Auf dem Weg nach Achill Island.
Auf dem Weg nach Achill Island.
Auf dem Weg nach Achill Island.
Auf dem Weg nach Achill Island.
Die Michael Davitt Bridge ist eine Drehbrücke über den Achill Sound. Sie verbindet die Curraun-Halbinsel mit Achill Island.
Die Michael Davitt Bridge ist eine Drehbrücke über den Achill Sound. Sie verbindet die Curraun-Halbinsel mit Achill Island.
Auf dem Weg zum Aussichtspunkt an den Sendemasten.
Auf dem Weg zum Aussichtspunkt an den Sendemasten.
Ausblick auf halber Höhe auf dem Weg zu den Sendemasten. Mweelin Road und Umgebung.
Ausblick auf halber Höhe auf dem Weg zu den Sendemasten. Mweelin Road und Umgebung.

In Keel Beach war Heinrich Böll seit Mitte der 50er Jahre bis Anfang der 80er Jahre immer wieder Gast. Hier schrieb er unter anderem sein Irisches Tagebuch. Ende der 50er Jahre legten sich die Bölls ein Cottage zu, in dem heute Stipendiaten der Heinrich-Böll-Stiftung untergebracht sind, die dort in Ruhe ihren künstlerischen Neigungen nachgehen dürfen.

Ausblick von oben in Richtung Keel Beach.
Ausblick von oben in Richtung Keel Beach.

Von der Halbinsel aus geht es zurück nach Mallaranny und dann wieder der N59 entlang nach Osten. Südlich der Straße liegt die Newport Bay, in der sich Hunderte kleiner Inseln befinden. Wir erhoffen uns auch hier einen herrlichen Aus- und Anblick, sind aber dann doch etwas enttäuscht, weil die landnahen Inseln relativ groß und auch hoch sind, sodass sie den Blick auf die dahinterliegenden Eilande versperren. Von einem der Hügel sollte man wieder eine fantastische Aussicht haben, aber dazu fehlt uns heute die Zeit.

Obwohl die Straße 59 die Hauptverkehrsstraße in der Region ist, ist diese gelegentlich sehr eng bemessen und das Fahren ist für Frischlinge stellenweise recht anstrengend. Immerhin hält sich die Zahl der Bodenwellen, verglichen mit den Nebenstraßen, in Grenzen und es fehlt auch das eng ständige Auf- und Abschwingen des Asphaltbandes, sodass man wirklich einmal Gas geben kann. Dass die Iren außerhalb geschlossener Ortschaften allerdings 100 km erlauben, obwohl die Häuser auch dort häufig unmittelbar an der Straße stehen, ist schon erstaunlich. Uns ist jedenfalls nicht wohl bei dem Tempo, wir fahren selten mehr als 80 und drosseln, sobald wir Behausungen sehen, fangen uns dabei aber am späten Samstagvormittag schnell wieder Fahrzeugkolonnen ein. Also mit dem Womo oder gar einem sehr langen Womo kämen wir hier ganz schön ins Schwitzen. Mit der Legende unserer Straßenkarte sind wir übrigens nicht so ganz einverstanden. Manche Passagen, die als landschaftlich schön ausgewiesen sind, finden wir pottlangweilig, aber dann durchfahren wir wieder herrliche Landschaften, die auf der Karten nicht entsprechend ausgewiesen sind. So hat eben jeder seine persönlichen Ansichten.

 

Auch heute kommen wir wieder durch große Moorflächen mit reichlich Torfabbau. Man kann nur hoffen, dass es die Iren mit dem Abbau nicht übertreiben, denn wenn diese schützende Schicht einmal weg ist, haben sie eine vollkommen andere Landschaft.

Bei Newport wendet sich die Straße dann nach Süden und erreicht schließlich Westport. Westport ist ein richtiges Touristennest. Alle Straßen und vor allem die Häuser hübsch herausgeputzt und ein Riesenbetrieb. Wir stauen uns durch den Ort und überlegen, ob wir aussteigen sollen. Aber hier einen Parkplatz zu finden dürfte nicht ganz einfach werden und so fahren wir weiter. Vielleicht können wir ja morgen noch einmal hier hochfahren, um uns das mal aus der Nähe anzusehen.

Von Westport aus geht es dann, vorbei an der Kylemore Abbey und dem Connemara Nationalpark auf der 59 zügig nach Clifden. Die 430 km, die wir heute gefahren sind, waren, genau wie die 300 km vor zwei Tagen zu viel des Guten. Als Tagespensum 100 bis 200 km lässt sich bequem erledigen und lässt ausreichend Zeit für Wanderungen und Besichtigungen. Wir hätten bei kürzeren Teilstrecken allerdings eine deutlich kleinere Gesamtrunde fahren müssen. Für eine komplette Nordschleife und einen echten Überblick, was man hier so alles sehen kann, hätte es dann nicht mehr gereicht. Einen Tod musst du halt sterben. 

Farbenpracht die dem Auge schmeichelt unter Irlands allgegenwärtigen Grauschleiern.
Farbenpracht die dem Auge schmeichelt unter Irlands allgegenwärtigen Grauschleiern.

Als wir unser heutiges Etappenziel Clifden erreichen, sind wir, auch wegen der nächtlichen Eskapaden, ganz schön platt und hauen uns erst einmal kurz aufs Bett. Am Abend drehen wir dann eine Runde durch drei oder vier Pubs und lassen uns von den irischen Musikern verwöhnen. Das macht richtig Spaß, wenngleich einige Pubs völlig überfüllt sind und man dort noch nicht einmal ein Platz ergattern kann, an dem man ruhig stehen und der Musik lauschen kann. Bei dem ständigen Kommen und Gehen wird man immer wieder angerempelt und muss aufpassen, dass man nicht mehr Guinness auf Hemd und Hose als im Glas hat. 

 

Sonntag, 13.08.2017, 119 km

Clifden – Connemara Nationalpark – Kylemore Abbey – R344 – Clifden 

Obwohl bei den Iren gestern eigentlich Großkampftag in Sachen Pub war und wir mit dem Hostel mitten in der Partyzone liegen - man fällt ja fast in die Pubs, wenn man das Hostel verlässt - hatten wir keinerlei Probleme ruhig zu schlafen. Und so sind wir bereits um 06:00 Uhr hellwach.

 

Das Zimmer ist wieder einmal nicht allzu groß und Dachschrägen verschlingen weiteren Raum. Immerhin haben wir einen kleinen Stuhl und einen Tisch, also beschließt Michael die Gunst der frühen Stunde zu nutzen und die gestrigen Reiseeindrücke ins Laptop einzuhämmern.  Aber dann ist ihm der Tisch doch zu klein und er beschließt es sich in den Aufenthaltsraum im EG gemütlich zu machen. Da hat er die Rechnung aber ohne den Landlord gemacht. Der hat nämlich Aufenthaltsräume und Küche verrammelt, da ist kein Durchkommen und so muss Michael wieder unverrichteter Dinge nach oben abziehen. Punkt 08:00 Uhr, keine Minute früher, öffnet schließlich der Aufenthaltsraum und wir können frühstücken. Da wir eine weitere Nacht in Clifden verbringen, lassen wir es gemütlich angehen.   

Blick aus dem Dachfester unseres Hostel-Zimmers auf das morgendliche Clifden.
Blick aus dem Dachfester unseres Hostel-Zimmers auf das morgendliche Clifden.

Ein erster Blick aus dem Dachfenster signalisiert, dass wir heute einen eher sonnigen Tag genießen dürfen. Nachdem wir uns stadtfein gemacht haben, verlassen wir gegen 09:00 Uhr das Clifden Town Hostel. 

Straßenfront unseres Hostels.
Straßenfront unseres Hostels.
Fahrradverleih unweit unseres Hostels. Der Anstrich erfolgte wohl unter dem Motto: Hauptsache auffallen!
Fahrradverleih unweit unseres Hostels. Der Anstrich erfolgte wohl unter dem Motto: Hauptsache auffallen!

Als Erstes flanieren wir ein wenig durch das Städtchen, machen einige Fotos von den teils mit gewagten Farbkompositionen ausgestatteten Gebäuden, schauen uns die gestern, besuchten Pups nun einmal bei Tageslicht an und drücken uns die Nasen an den Schaufenstern der überwiegend noch geschlossenen Geschäfte platt. Dann fahren wir zum LIDL, um noch einige Sachen einzukaufen. Für den Abend wollen wir uns noch mit einer Flasche Wein eindecken, die bekommen wir an der Kasse aber wieder abgenommen, weil Alkohol erst am späten Vormittag verkauft werden darf. Dem Verkäufer ist es fast schon peinlich, uns den Wein wieder abnehmen zu müssen. Aber wir nehmen es mit Humor auf. So ist das eben: andere Länder, andere Sitten. In Marokko hätten wir den Wein im regulären Verkauf gar nicht erst bekommen, kommen wir halt auf dem Heimweg noch einmal vorbei.

Fein herausgeputzte Häuserfassaden und aufgeräumte Straßen und Plätze in Clifden.
Fein herausgeputzte Häuserfassaden und aufgeräumte Straßen und Plätze in Clifden.
Auch vor gewagten Farbkompositionen schrecken die Iren nicht zurück. Hauptsache bunt, bei dem oft grauen Himmel denkt man hier wohl.
Auch vor gewagten Farbkompositionen schrecken die Iren nicht zurück. Hauptsache bunt, bei dem oft grauen Himmel denkt man hier wohl.

Von Clifden aus geht es ein wenig planlos etwa 10 km nach Norden und dann auf einer kleinen Nebenstraße in Richtung der Ortschaft Cleggan, wo wir einem Rundkurs folgten. So richtig vom Hocker reißt uns die Tour nicht, aber es gibt immer wieder interessante Details am Rande der Straße, die wir uns ansehen und so läuft die Uhr runter.

Zu dem Bild fielen Michael einige Kommentare ein, die ihm vermutlich jedoch zum Nachteil gereichten. Wie war das noch? Der Gentleman genießt und schweigt.
Zu dem Bild fielen Michael einige Kommentare ein, die ihm vermutlich jedoch zum Nachteil gereichten. Wie war das noch? Der Gentleman genießt und schweigt.

Hier sehen wir uns "Torfbrickets" einmal aus der Nähe an und werden dabei auch auf eine Mammutblattpflanze aufmerksam. Michael nimmt sie zwar zur Kenntnis, schenkt ihr aber weiter keine Beachtung, weil wir diese Pflanze schon in großen Büschen und mit schöner ausgeformten Blättern gesehen haben. Der neugierigen Angelika fällt aber auf, dass das Mammutblatt in Blüte steht und dass die zwar große aber ansonsten eher unscheinbare Pflanze eine nach Form und Größe recht beachtliche Blüte hervorbringt. Also fordert sie Michael auf, sich das ganze einmal aus der Nähe anzusehen. Unwillig bewegt sich Michael in Richtung des monströsen Blattwerks und ist einigermaßen überrascht, was seine Kommissarin da wieder mal ausgegraben hat. Jetzt ärgert er sich, dass er immer noch kein Makroobjektiv sein Eigen nennt.    

Das Mammutblatt (Gunnera manicata) ist eine bis zu drei Meter große mehrjährige, krautige Pflanze. Sie wird auch Riesen-Rhabarber genannt, da die Wuchsform Ähnlichkeit mit dem Rhabarber (Rheum rhabarbarum) aufweist, sie ist jedoch nicht verwandt mit diesem. (Wikipedia) Die Blütezeit ist von Juli bis August. Die kleinen und unscheinbaren Blüten sitzen zu tausenden in dem bis zu einem Meter hohen Blütenstand.

Bis zum frühen Nachmittag haben wir es dann endlich bis zum Connemara Nationalpark geschafft. Der Eintritt ist frei, was uns schon etwas erstaunt, weil man ansonsten gerne hinlangt. Vor Ort wundert uns das dann nicht mehr. Zwar gibt es ein kleines Museum, in dem der Raubbau an den Torfflächen Irlands ganz gut dargestellt ist, aber landschaftlich bleibt der NP weit hinter dem zurück, was wir uns vorgestellt haben und wir sind ziemlich enttäuscht. Vielleicht muss man deutlich weiter in das Hinterland wandern, um die schönsten Stellen zu erreichen. Aber das, was fußläufig in einer halben Stunde zu erkunden ist, haben wir, in abgelegenen, aber ungeschützten Landschaften, schon deutlich besser gesehen als hier. Also wir können den Besuch jedenfalls nicht empfehlen.


Innerhalb von ca. 350 Jahren hat Irland annähernd 90 % seiner Torflandschaft verloren.

Teich vor dem Visitorcenter des Connemara NP.
Teich vor dem Visitorcenter des Connemara NP.

Unser Highlight des Tages ist ein Diner unweit der Nationalparkeinfahrt, wo es sehr günstig Austern, Miesmuscheln und Lachs gibt. Dementsprechend ist der Diner auch gut besucht. Für eine Portion Lachs und Muscheln zahlen wir zusammen 12 €, 6 Austern hätten 10 € gekostet, an denen haben sich vor allem die französischen Besucher schadlos gehalten. 

Vom Connemara Nationalpark geht es dann noch zur Kylemore Abbey. Auch hier wieder mächtig Betrieb, denn vor allem die Angelsachsen stehen auf Gärten und alte Gemäuer. Die Leute, die wir aus den heiligen Hallen kommen sehen, äußern sich überwiegend hochzufrieden und empfehlen sich das einmal anzusehen. Schon etwas müde vom Wandern können wir uns aber nicht begeistern 2 x 13 € für einen Rundgang durch die Gemächer hinzublättern, zumal wieder einmal an vielen Ecken repariert wird. Und so fotografieren wir die Abbey aus der Ferne und machen uns wieder auf den Weg.

Unterholz mit dichtem Rhododendronbewuchs am Ufer des Pollacapall Lough.
Unterholz mit dichtem Rhododendronbewuchs am Ufer des Pollacapall Lough.
Pollacapall Lough südöstlich der Nationalstraße N59  und Kylemore Abbey.
Pollacapall Lough südöstlich der Nationalstraße N59 und Kylemore Abbey.
Pollacapall Lough südlich unmittelbar Kylemore Abbey.
Pollacapall Lough südlich unmittelbar Kylemore Abbey.
Kylemore Abbey
Kylemore Abbey

Eigentlich wollen wir nun auf der R336 zurück nach Clifden fahren, aber selbst das Fahren fällt uns nach der gestrigen Mammuttour heute schwer und so wählen wir die kürzere R344 für den Rückweg aus, die durchaus landschaftlich reizvoll ist, auch wenn das auf der Karte nicht so ausgewiesen wird.

Den Abend verbringen wir wieder in diversen Pubs mit einigen schönen Pint Lager - Guinness ist nicht so unser Ding - und irischer Folklore. Schade nur, dass man die Musik nicht hören kann, uns klingt sie immer wieder in den Ohren, wenn wir diese Bilder anschauen.