Donnerstag, 15.01.2015
Azulejos, wie sie hier an den Außenwänden des Ritz zu sehen sind, werden uns an vielen Stellen im Stadtbild begegnen. Unter Azulejo (portugiesische Aussprache [ɐzu'ɫɐjʒʊ]) versteht man ein Bild aus zumeist quadratischen, bunt bemalten und glasierten Keramikfliesen, das seinen europäischen Ursprung in Spanien und Portugal hat und dort hergestellt wird. Diese wetterfesten Fliesen sind in diesen Ländern fester Bestandteil des Stadtbildes und werden an öffentlichen Monumenten und Gebäuden, Hausfassaden und Kirchen, aber auch an Innenwänden zu oftmals künstlerischen Wandbildern zusammengefügt. Häufig sind alte Blumen-, Vögel- und Schiffsmotive verarbeitet. In Wandverkleidungen aus Azulejos finden sich traditionell auch Ornamente der islamischen Kunst (Quelle: Wikipedia).
In den Gassen und Straßenzügen treffen wir auf eine ganze Reihe kleiner Restaurants, die sich harmonisch ins Straßenbild einfügen. Geschickt zweigen sie einen kleinen Teil der öffentlichen Flächen für ihre Tischgruppen ab und präsentieren dem vorbeiflanierenden Publikum entweder auf Schautafeln oder auf den Tellern der Gäste, ihre kulinarischen Köstlichkeiten. Und lockt dies keine auskömmliche Anzahl an Gästen in das jeweilige Restaurant, animieren die Gastronomen das Publikum, mal mehr, mal weniger geschickt Platz zu nehmen und sich verwöhnen zu lassen. Tatsächlich sitzt man hier wegen der recht angenehmen Temperaturen ausgesprochen entspannt und gemütlich, während das kleinstädtische Leben wie in einem Film an einem vorüberzieht. Gerne würden wir uns in einem der Restaurants niederlassen. Aber wegen des abendlichen Buffets, das unbestritten seine Reize hat, wäre eine zusätzliche Mahlzeit des Guten zu viel. Also trollen wir uns und setzen unseren Rundgang fort.
Trotz des überwiegend sehr aufgeräumten Straßenbildes ist unverkennbar, dass die Bausubstanz des einen oder anderen Gebäudes einigermaßen gelitten hat. Doch selbst verrostete Balkone, bröckelnder Putz, marodes Mauerwerk, abgeplatzte Farbe, windschiefe Dächer oder Pflanzen, die die Dachrinnen zu ihrem Refugium erkoren haben, vermögen dem positiven Gesamteindruck des Städtchens kaum nennenswerten Schaden zuzufügen. Zum einen bestätigen Ausnahmen die Regel und davon abgesehen wird hier einfach nur die Erwartungshaltung des Mittel- und Nordeuropäers bedient. Würden diese Narben fehlen, müsste man sie vielleicht sogar künstlich anbringen.
Schön anzusehen ist auch eine ganze Reihe von Hauseingangstüren. Verziert mit naiver Malerei und ansprechenden Plastiken, bereichern diese bunten Farbtupfer das Stadtbild. Bis in die Nachmittagsstunden lassen wir uns treiben, trinken mal einen Kaffee, besuchen eine Eisdiele, deren Wände Azulejos, die meist quadratischen, bunt bemalten und glasierten Keramikfliesen verzieren und machen es uns auf den Bänken des mit exotischen Pflanzen bestückten Stadtparks gemütlich. Schon jetzt im Winter ist der Park eine wirkliche Augenweide. In sommerliche Hitze aber dürfte die kleine grüne Oase mit ihrer abwechslungsreichen Pflanzenwelt und den Wasserspielen das Publikum magisch anziehen.
Als die Schatten länger werden und der Seewind etwas frischer durch die Altstadtgassen bläst, zieht es uns in Richtung Küstenlinie. Weil wir uns den ganzen Tag durch die Stadt treiben ließen, haben wir am Ende etwas die Orientierung verloren und sehen nun, dass wir uns ein ganzes Stück östlich des Stadtzentrums befinden. Also orientieren wir uns nach Westen, wohin uns die jetzt schon recht tief stehende Sonne den Weg weist und nähern uns dem Hafengelände.
Hafenpromenade und Denkmal Cristiano Ronaldo, viel zu klein bei dem Ego. Am Koloss von Rhodos hätte man sich orientieren müssen, etwas größer natürlich, damit die modernen Kreuzfahrtschiffe darunter durchpassen.
Der Hafen wurde offensichtlich in der jüngeren Vergangenheit im großen Stil aufgehübscht. Deshalb fehlt ihm in Teilen jedenfalls etwas die Patina. Vieles erscheint noch zu neu, um sich organisch an die Altstadt anzufügen. Nordisch aufgeräumt erscheinen auch die großzügig angelegten, leicht terrassierten Freiflächen unweit der Hafenmauer, aber ein Touch portugiesische Leichtigkeit täte diesen Freiflächen ganz gut. Entlang der Mole zieht es uns an die Wasserlinie, wo einige wenige Angler ihr Glück versuchen. Von hier aus hat man auch einen schönen Blick zurück auf Funchal, das sich über die Jahrzehnte weit in die steilen Hänge vorgearbeitet hat. Boten die Restwärme der Stadt und die palmengesäumte Hauptstraße eben noch etwas Schutz, weht uns nun wieder ein kühles Lüftchen um die Ohren. Also gehen wir ein paar Stufen zur Mole des Jachthafens hinunter, wo es etwas windgeschützter ist.
Die vielen Jachten in der Marina bieten dem Auge Abwechslung und erzeugen zusammen mit der blaugrünen See immer ein reizvolles Bild. Aber in vielen Hafenstädten würde dieses kaum anders aussehen und wer ausreichend weit und häufig gereist ist, kann hier nichts aufregend Neues entdecken. Das dürfte den Eignern, wenn sie zu gelegentlichen Segeltörns oder zum Hochseefischen in den offenen Atlantik hinausfahren, sicher etwas anders gehen.
Heute haben wir uns unser Abendessen wirklich verdient, und so besteigen wir mit müden Beinen den Stadtbus, der uns hinauf zum Hotel bringt und legen die Füße hoch.