Mo.,
22.02.2016, **Hotel-Restaurant Al Manader, Boumalne Dades, 175 km
Wir fahren in der Unterstadt von Boumalne Dades von der N10 auf die Regionalstraße R704 ab und folgen dieser in Richtung der oberen Dades-Schlucht. Die Fahrt beginnt ganz unspektakulär durch kleine Ortschaften entlang des grünen Bandes des Dades-Flusses.
Blühender Eukalyptus am Hotel und kleiner Womo-Stellplatz Tamlalte.
Gefaltete Sedimentgesteine bilden unmittelbar neben der Straße einen kleinen Sattel aus (vgl. auch Kärtchen - Kleinfalte mit Luftsattel). Als "Luftsattel" bezeichnet man die gedankliche Ergänzung, bzw. die zeichnerische Wiederherstellung der ehemals vorhandenen Sattelstruktur, die tatsächlich längst der Erosion anheimgefallen ist.
Flussschleife des Dades etwa 5 km südwestlich von M`semrir und 55 km nördlich Boumalne Dades an der Regionalstraße R704. M`semrir steuern wir nicht mehr an, weil die steilen Abhänge am Rande der Straße Angelika zunehmend zu schaffen machen, was Michael wiederum überhaupt nicht nachvollziehen kann, weil er dafür keine Antenne hat. Also geht es auf dem Weg, den wir gekommen sind zurück in Richtung Boumalne Dades.
Hier sind wir bereits wieder die komplette Regionalstraße R704 zurückgefahren bis zur N10 bei Boumalne Dades, haben uns dann in Richtung Rosental bewegt und stehen nun an der Talaue des Assi n Im`Goun, einem Nebenfluss des Dades, ca. 1,5 km südwestlich der Ortschaft El Kelaa M`Gouna.
Verkaufsstand für Rosenwasser und allerlei kosmetische Artikel an der N10 ca. 1,5 km südwestlich der Ortschaft El Kelaa M`Gouna. Beliebter Zwischenstopp für eine der vielen Fahrzeugkolonnen, bestehend aus 5 bis 6 Geländewagen, die mit geführten Touristengruppen durch das ganze Land fahren.
Di., 23.02.2016, ***Hotel Chez Gabi, Erfoud, 240 km
Boumalne Dadès – Tinghir – Todraschlucht – Tinghir - Erfoud
Nach unserer zweiten Übernachtung in Boumalne Dades geht es am Morgen zunächst ins 50 km entfernte Tinghir, wo wir von der N10 auf die Regionalstraße R703 in Richtung Todra-Schlucht abbiegen. Die Beschilderung unten befindet sich direkt am Abzweig der N10 auf die Regionalstraße R703. Bei Ortsnamen ist Fantasie gefragt, aber auch Vorsicht geboten. Ähnlich klingende Namen können ein- und denselben Ort, aber auch weit auseinanderliegende bezeichnen. Mal ist von „Todra-„, mal von „Toudra-„ mal von „Toudgha-Schlucht, die Rede. Bei der arabischen Schreibweise sieht der Durchschnittseuropäer sowieso nur noch Sternchen. Boumalne Dades fanden wir auch als Boumaine du Dades oder wie oben als Boumalene bezeichnet. Da soll einer durchblicken.
Vierzehn Kilometer hinter dem Abzweig an der N10 erreicht die R703 den Eingang zur Todra-Schlucht. Schlepper versuchen einem vorzugaukeln, man müsse vor der Einfahrt halten, um Parkgebühren zu kassieren. Tatsächlich kann man die Engstelle jedoch durchfahren und findet dahinter ausreichend und bisher jedenfalls noch kostenlose Parkmöglichkeiten.
Furt jenseits km 20, im oberen Teil des von uns erkundeten Talabschnitts. Die niedrigen Wasserstände und der relativ ordentliche Zustand der Schotterpiste ermöglichen es uns auch, ohne Vierradantrieb noch ein ganzes Stück weiter in den Canyon einzufahren. Wenn es nicht zu lange dauert, bis ein Fahrzeug kommt, nutzen wir die ortskundigen Einheimischen gerne als Versuchskaninchen.
Straße jenseits km 20, im oberen Teil des von uns erkundeten Talabschnitts. Hier hat sich vermutlich aus den zur Straße hin einfallenden Gesteinsschichten ein Schichtenpaket gelöst und ist in den Fluss gerutscht. Bei manchen Gebäuden muss man sich schon wundern, mit welchem Gottvertrauen diese unter Felsüberständen errichtet werden. Statische Überlegungen scheinen da die geringste Rolle zu spielen.
Im Hotel-Restaurant REDA, in der Ortschaft Amalal, ca. 5 km vor dem Abzweig N10 / R702 machen wir Rast. Unsere Tajine, Model Gummiadler ist nicht gerade eine Offenbarung. Aber vielleicht hatten wir einfach nur Pech, denn kurz vor uns fiel eine Geländewagenkolonne mit Touries hier ein. Die Küche und auch der Service waren erkennbar überfordert, das Schlachtfeld auf zwei langgezogenen Tischreihen war noch eine ganze Weile zu besichtigen.
Ein Oscher oder Fettblattbaum (Calotropis procera), dessen Früchte auch als Sodomsapfel bezeichnet werden. Das muss ein Lebenskünstler sein, sonst könnte er an Orten, an denen sonst nichts wächst, nicht überleben. Er gehört zur Familie der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae). Der bis zu 6 m hohe Baum kommt in der gesamten Sahara bis zur Sahelzone vor. Glaube bloß keiner, diese tiefschürfenden Erkenntnisse seien auf Michaels Mist gewachsen (Textquelle: Ameisenforum.de bzw. wikipedia.org/wiki/oscher).
In Erfoud angekommen, nehmen wir im Hotel Chez Gabi Quartier, das einem Franzosen gehören soll. Liebe auf den ersten Blick ist es nicht gerade. Die vielen Aussichtspunkte und die lange Fahrt haben uns aber wieder einmal geschafft, also suchen wir nicht lange herum. Die Zimmerbesichtigung fällt zu unserer Zufriedenheit aus, wir bleiben.
Im Hotel Chez Gabi haben wir viel Platz, aber das Haus stahlt keine Gemütlichkeit aus. Die dunkle Lobby, das in die Jahre gekommen Pool, die aggressiven Orangetöne im Anstrich, der Fernseher eine alte brummende Kiste, da passt vieles nicht so richtig zusammen.
Mi., 24.02.2016, ***Auberge Les Pyramides, Merzouga, 82 km
Gegen 09:30 Uhr verlassen wir das Hotel Chez Gabi. Wir beschließen in einen der Fossilienläden zu gehen, um uns die lokalen Schätze anzusehen, welche hier aus einem 400 Millionen Jahre alten Riff zutage gefördert werden. Der Inhaber spricht sogar etwas Deutsch, was in dieser Einöde nicht unbedingt selbstverständlich ist. Er führt uns durch seine kleine Fabrik, in der eine ganze Reihe seiner Schätze in unterschiedlichen Bearbeitungsständen aufgereiht sind und erzählt uns, mit welch mühevoller Arbeit die Fossilien herauspräpariert werden müssen, damit am Ende die Produkte entstehen, die wir nun vor uns sehen.
Danach werden die Puzzleteile mittels eines speziellen Klebers zusammengefügt und vorgetrocknet. Die so vorbereiteten Gesteinsplatten werden in der Sonne zum endgültigen Aushärten aufgestellt. An Sonne mangelt es bekanntermaßen nicht in Marokko. Von der Bergung bis zum fertigen Exponat können bei sehr großen Exemplaren Jahre vergehen. Solche Stücke kosten dann u. U. deutlich mehr als 10.000 €.
Wie sich herausstellt, sind es Teilnehmer der 4L Trophy – einer rund 6000 Kilometer lange Rallye mit alten R4 auf dem Weg von Südfrankreich nach Marrakesch. Seit 1998 organisieren französische Studenten, deren Ziel es ist, Bildungsmaterialien nach Marokko zu bringen, diese abenteuerliche Reise mit den immer noch erstaunlich rüstigen Fahrzeugen.
Nachdem die Teilnehmer über die Meerenge von Gibraltar marokkanischen Boden betreten haben, schlagen sie noch einen weiten Bogen in das östliche und südöstliche Hinterland, bevor sie schließlich Marrakesch erreichen. Ansonsten hätten wir die Kolonne hier gar nicht treffen können.
Ein Lastentier aus alten Zeiten zeigt wenig Interesse an der Rallye. Ist aber auch kein Wunder, lesen wird der Kamerad hier nie lernen. Trotzdem sollte man ihnen nicht überheblich begegnen. Beim Besteigen von Dünen sind sie Michael nicht nur kräftemäßig überlegen. Instinktiv wählen sie auch die günstigste Route beim Aufstieg. Da kann man schon ins Grübeln kommen, wer hier eigentlich das Kamel, bzw. in dem Fall das Dromedar ist.
Bei der Einfahrt nach Merzouga erwartet uns bereits ein halbes Dutzend Schlepper, die uns in eine der Unterkünfte locken wollen. Doch wir lassen uns auf keinen Handel ein, sondern cruisen durch den Ort in Richtung Dünen. Ein besonders penetranter Mopedfahrer hängt sich an uns dran. Als er uns beinahe erreicht hat, sind wir schon unmittelbar vor den Dünen auf Höhe eines Campingplatzes, biegen auf diesen ein, um ihn abzuschütteln und finden auf diese Weise tatsächlich unser nächstes Quartier.
Wie sich herausstellt, hat es uns in die Auberge Les Pyramides verschlagen, eine Herberge direkt am Rande des Dünenfeldes, die neben Womo-Stellplätzen auch Zimmer anbietet. Hier gefällt es uns richtig gut und wir beschließen zwei Nächte zu bleiben.