Di., 06.11.2018, Anfahrt Khenifra, 307 km
Nach unserem gestrigen Husarenritt waren wir ganz schön geschafft und haben es heute erst einmal gemütlich angehen lassen. Nach einem ordentlichen Frühstück verlassen wir gegen 09:00 Uhr unseren geliebten Campingplatz in Richtung Ouzoud und folgen jenseits des Ortes der P3105 in nordwestliche Richtung.
Die P3105 verläuft hier parallel zum Gorge de l`oued el Abid in den der Oued Tissakht unterhalb der Ouzoud-Wasserfälle einmündet. Die Straße schlängelt sich, hoch über dem Fluss, durch die bewaldeten Hänge und bietet immer wieder schöne Ausblicke auf die Abid-Schlucht.
In der Nacht hat es geregnet. Zwar ist die Straße schon fast wieder abgetrocknet, aber aus den Wäldern steigt Wasserdampf auf und bedeckt die Gipfel der umliegenden Bergketten. Nach etwa 15 Kilometern Strecke haben wir freie Sicht auf die ausgedehnte Hochebene von Beni-Mellal.
Dort wollen wir hin, um anschließend der Nationalstraße N8 in nordwestliche Richtung zu folgen. Die Hochebene und einige vorgelagerte Hügel werden von Nebelbänken und tiefliegenden Wolken eingehüllt und erzeugen ein bezauberndes Panorama. Die rasch aufsteigende Sonne kennt jedoch keine Gnade und löst die malerischen Schleier zusehends auf.
Nun verliert die Straße rasch an Höhe und läuft etwa 17 Kilometer hinter Ouzoud auf eine Haarnadelkurve zu, an deren Ende die P 3105 die Abid-Schlucht über eine stählerne Brücke quert. Dann rollen wir etwa 20 Minuten lang durch ein leicht profiliertes Hochtal.
Bevor nun die Berge den Weg in Richtung Hochebene von Beni-Mellal endgültig freigeben, müssen wir eine letzte kleine Hügelkette überwinden. Wie schon auf der Fahrt von Marrakesch nach Ouzoud treffen wir beim Aufstieg entlang der Südseite dieser Hügelkette wieder auf ausgedehnte Kakteenfelder. Sie bevorzugen offenbar die Hanglagen, an denen sie von der Sonne so richtig verwöhnt werden.
Nach einem kurzen Fotostopp ist der Weg in Richtung Hochebene frei. Seit wir Ouzoud verlassen haben, sind fast 75 Minuten vergangen, jetzt müssen wir aber wirklich mal Tempo machen.
Das gestaltet sich zunächst leichter als gedacht, denn die N8 entfernt sich nun rasch von der Gebirgskette und verläuft bis in das 40 km entfernte Beni-Mellal auf scheinbar endlosen Geraden. Die N8 ist zwar nur einspurig ausgebaut, ist aber zumindest außerhalb der Ortschaften ausreichend breit, um dort gefahrlos überholen zu können und der Verkehr hält sich in erträglichen Grenzen. Landschaftlich, ist die Strecke keine Offenbarung, Fototermine fallen deshalb bis Beni-Mellal fast vollständig aus und so machen wir tatsächlich mal Strecke. In Beni-Mellal wollen wir Geld wechseln, aber alle Banken sind geschlossen. Also halten wir nach Wechselstuben Ausschau, die wir nach einigem Suchen auch finden, und der Kurs ist sogar noch ganz ordentlich.
Noch haben wir etliche Kilometer vor uns, also halten wir uns nicht lange Beni-Mellal auf, sondern begeben uns wieder auf die N8, passieren Kasba Tadla und erreichen gegen 13:00 Uhr einen Stausee an dem wir eine kurze Rast machen. Nun sind es nur noch gut 50 km bis Khenifra, das ist überschaubar. Die Strecke nähert sich wieder etwas an das Atlasvorgebirge an und wird dadurch wieder etwas abwechslungsreicher. Also halten wir an der einen oder anderen Stelle, machen ein paar Fotos und am Ende wird es dann doch 14:00 Uhr bis wir Khenifra erreichen.
Mit der Hotelsuche tun wir uns etwas schwer, weil wir im Netz einfach nichts gefunden haben, was uns auf Anhieb zugesagt hätte. Einen Campingplatz konnten wir ebenfalls nicht ausmachen, der Ort liegt irgendwie im Niemandsland, hat halt nichts Außergewöhnliches zu bieten und so dient er bestenfalls als Durchgangsstation, die man am folgenden Morgen schnellstmöglich hinter sich lässt. Nach einigem Rumgegurke treffen wir unweit einer Moschee auf das Hotelrestaurant La France.
So richtig glücklich sind wir mit der Wahl nicht. Vor dem Haus ist alles sehr beengt, unser Fahrzeug steht am Rande einer stark frequentierten Ortsstraße, die hier auch noch eine scharfe Kurve beschreibt. Das Restaurant ist schön dekoriert, aber das in die Jahre gekommene Haus strahlt einfach nur Zweckmäßigkeit, aber keine Gemütlichkeit aus. Wir lassen uns ein Zimmer zeigen und sind auch davon nicht wirklich begeistert. Immerhin haben wir ganz ordentlich Platz und so beschließen wir die Nacht hier zu verbringen, stellen unsere Koffer ab, machen uns aber gleich wieder auf den Weg in die Stadt, um etwas zu essen.
Danach geht es in die nahe gelegenen Berge. Obwohl es nicht allzu weit hinauf geht, ist man sofort wieder in einer ganz anderen Landschaft.
Dort oben wohnen sehr arme Menschen in Bretterverschlägen. Schafzucht dominiert, mit Landwirtschaft sieht es hier schon wieder mau aus und im Winter kann es durchaus auch mal empfindlich kalt werden und schneien.
Zwei Stunden bleiben uns, ehe die rasch sinkende Sonne signalisiert, es wäre nun Zeit den Weg zurück ins Tal anzutreten, bevor wir uns am Ende wieder in nächtlichen Gefilden verheddern.
Da wir nicht besonders müde sind, keinen Fernseher zur Verfügung haben und das lokale Netz ebenfalls ziemlich wacklig ist, gehen wir am Abend nochmal an die nahegelegene Moschee, um einige Nachtaufnahmen zu machen.
Das war heute sicherlich nicht der aufregendste Tag, aber selbst wenn man ohne konkretes Highlight durch das Land fährt, gibt es immer irgendetwas Interessantes zu sehen.