Donnerstag, 13.04.2023
Heute endet unser Aufenthalt auf dem Campingplatz in Norddeich. Weil wechselhaftes Wetter vorhergesagt ist, lassen wir uns Zeit und checken erst gegen 10:00 Uhr aus. Wie wir im Laufe des Tages noch sehen werden, wird das Wetter nicht wechselhaft, sondern ziemlich unberechenbar. Aber davon ahnen wir jetzt noch nichts (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Das ist wirklich toll in Greetsiel. Kurze Wege von Womo-Stell- und -Parkplatz in den Ort. Das schauen wir uns bestimmt noch einmal an, wenn wir mal ohne unseren kleinen Unruhegeist hier sind (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
In Greetsiel gibt es unweit des Ortszentrums in der Mühlenstraße einen großen Pkw-Parkplatz, auf dem auch ein Parkbereich für Wohnmobile ausgewiesen ist. Dahinter befindet sich auch noch ein Wohnmobilstellplatz. Wir parken unser Fahrzeug, machen alle Luken dicht und schauen nach oben, wo sich inzwischen ein strahlend blauer Himmel mit einigen weißen Wölkchen ausgebildet hat. Und so marschieren wir frohen Mutes in das wirklich malerische Küstenörtchen.
Auf dem Weg vom Parkplatz zur Ortsmitte kommen wir an zwei hübsch anzuschauenden und fein herausgeputzten Mühlen vorbei. Es sind
die Greetsieler Zwillingsmühlen, die Wahrzeichen von Greetsiel, einem Ortsteil von Krummhörn. Die rote, östliche Mühle (Schoofs Mühle) wurde 1706 gebaut und
kann besichtigt werden. Die grüne, westliche Mühle stammt aus dem Jahr 1856.
Verkaufsladen in Schoofs Mühle.
Kurz darauf kreuzen mehrere Katzen unseren Weg, die nach Streicheleinheiten gieren. Da lässt sich "unsere" Kleine selten zweimal bitten. Schon von klein auf folgt
sie solchem Getier in die hintersten Winkel und man muss aufpassen, dass sie nicht in irgendeinem Wassergraben landet.
Bootsverleih am Neuen Greetsieler Sieltief. Im Sommer bestimmt eine angenehme Art, den Ort zu erkunden.
Interessantes Farbenspiel an der Grenze von Altem und Neuem Greetsieler Sieltief.
Die grüne, westliche Mühle aus dem Jahr 1856. Jung und Alt suchen Orientierung.
Hier gibt es Fruchtgummis nach eigener Rezeptur. So etwas kommt bei "unserer" Kleinen in der Regel gut an.
Die Verkäuferin gibt sich alle Mühe und lässt "unser" Kind diverse Kreationen verkosten. Die angebotenen Geschmacksrichtungen
sind ihr aber dann doch etwas zu exotisch und wir haben Mühe etwas Geeignetes zu finden. Wenn Speisen keinen Gefallen finden, kommen die schneller wieder aus
dem Rachen, als sie hineingingen und dann muss Angelika dran glauben.
Hier wird afrikanische Kultur verkauft, eigentlich eine gute Sache, bringt es doch Arbeit für Afrikaner. Wird nicht lange dauern, bis wieder einer "kulturelle
Aneignung" schreit.
Dass es auch in Greetsiel heute schon geregnet hat, lassen zahlreiche Pfützen erkennen, die sich in dem schön anzuschauenden, aber etwas unebenen Kopfsteinpflaster
ausgebildet haben. Trotz der wärmenden Sonnenstrahlen verschwinden sie heute nicht gänzlich, denn jede Stunde schüttet es wenigstens einmal.
Mit großer Freude werden all diese Pfützen von unserer 5-jährigen Begleiterin durchpflügt oder durchsprungen, wobei größte Begeisterung aufkommt, wenn es ordentlich platsch macht.
Wasser hat generell eine magische Anziehungskraft.
Nervig ist allerdings, dass Eltern und Großeltern einem ständig von Erkundungsgängen abhalten. Besonders Oma hat ständig Angst, es könnte etwas passieren. Was man hier alles machen könnte!
Gleich erreichen wir den Fischereihafen von Greetsiel.
Fischkutter im Hafen von Greetsiel.
Malerisch, wie die Schleppnetze da hängen. Doch inzwischen sind sie heftig in die Kritik geraten und es wird kontrovers diskutiert, ob man sie nicht besser verbieten sollte. Für die Fischer vor Ort wäre das natürlich ein ziemlicher Nackenschlag.
Auch ein Ausflugsboot liegt vertäut im Hafenbecken. Die Saison fängt gerade erst an und die Anzahl der Interessenten scheint noch nicht ausreichend groß zu sein. Nur noch ein kurzes Stück Weg und schon treffen wir wieder auf ein Fischschnellimbiss mit unvergleichlich frischem Fisch. Deshalb steht auch hier die Kundschaft Schlange, also heißt es warten. Unsere Kleine will zwischenzeitlich natürlich beschäftigt werden und so blödeln wir eine ganze Weile vor dem Imbiss herum und merken gar nicht, wie sich der Himmel so langsam verdunkelt.
Schon lassen die Wolken ordentlich Wasser über unseren Köpfen ab, während wir immer noch auf den Fisch warten. Wir flüchten
unter einen Stehtisch mit großem Schirm. Dem Kind wird das allerdings rasch zu langweilig und wir haben einige Mühe es unter dem Schirm zu halten. Sie meint, es wäre doch sehr praktisch, dass man
nur den Mund aufmachen müsse, um zu trinken, ohne dafür extra eine Flasche öffnen zu müssen. Kann man natürlich so sehen.
Endlich kommt unser Fisch. Doch leider wird es unter dem Schirm nun noch ungemütlicher. Denn zu dem Regen gesellt sich jetzt auch noch ein ordentlicher Wind, der den Niederschlag unter Teile des Schirms treibt, was die Nahrungsaufnahme nicht gerade erleichtert.
Zu uns gesellen sich dann auch noch Passanten, die eben noch an der Kaimauer entlang flanierten und ebenfalls Schutz suchen. Aber auch hier gilt. Wer zu spät kommt,
den bestraft der Regen, denn die Flaneure stehen jetzt am Rand der Menschentraube und bekommen die volle Breitseite ab.
Als wir unseren Fisch genüsslich verspeist haben, regnet es immer noch. Zwar lässt die Intensität etwas nach, aber wie sich die Dinge angesichts des dichten Graus
über uns entwickeln, vermag niemand vorherzusagen. Und so wagen wir uns nicht aus der Deckung, denn der Weg zum Womo ist weit.
Endlich endet der Niederschlag und die zusammengerückte Menschentraube löst sich auf.
Die Umgebung ist klatschnass, der Himmel bleibt grau und unberechenbar und dennoch schaut die Sonne aus einigen Wolkenfenstern hervor, was hoffen lässt.
Natürlich sind nun wieder überall Pfützen und unser Dreikäsehoch lässt gefühlt nicht eine einzige aus. Wir trauen dem Frieden nicht, schauen nach oben und mahnen zur Eile. Aber das Kind fühlt sich pudelwohl. Und so zieht sich der Rückweg endlos in die Länge.
Am Horizont sehen wir bereits die nächsten grauen Wolken auf uns zurauschen. Ein ordentlicher Wind befeuert deren Vorankommen. Wieder und wieder versucht Michael das Kind anzutreiben, aber das Kind sieht überhaupt keinen Anlass für übertriebene Erwachsenen-Eile und geht frohgemut seines Weges. Da muss das Kanalufer inspiziert, es müssen Stöcke von Brücken geworfen und überprüft werden, wohin die treiben und die beiden Mühlen werfen plötzlich Fragen auf, die vor dem Weitergehen ausführlich beantwortet werden müssen. Und so kommt es am Ende, wie es kommen muss. Von jetzt auf gleich bricht sich die nasse Flut erneut Bahn und wässert uns ordentlich den Frack. Das Kind sieht jetzt zwar ein, dass eine etwas schnellere Gangart nicht ungeschickt gewesen wäre. Das nutzt aber nichts mehr. Am Wohnmobil sind wir ordentlich nass und eiskalt.
Sofort werden die nassen Kleider ausgezogen, der kleinen Katastrophenverursacherin natürlich zuerst, dann die Heizung angeworfen und warme Milch verabreicht. Bis
Michael sich dann trockengelegt hat, dauert es eine ganze Weile und das wird Folgen haben.
Der Himmel ist nun komplett zugezogen. Eigentlich wollten wir noch den Leuchtturm in Campen besuchen, aber das können wir komplett vergessen, also fahren wir nach Emden weiter, in der Hoffnung auf Besserung. Dort soll es einen schönen Stellplatz am Hafen geben, von wo aus wir vielleicht einen Stadtbummel machen können.
Wir wähnen uns schon am Ziel, als wir den Stellplatz vor uns auftauchen sehen. Doch obwohl es noch früher Nachmittag ist, ist der Stellplatz bis auf den letzten Platz belegt. Und niemand macht auch nur die geringsten Anstalten, den Platz zu räumen.
Michael hat reichlich Geduld und würde noch eine ganze Weile hierbleiben. Doch wir haben ja unsere Spezialistin an Bord, die sofort erkennt, dass hier nicht alles nach Plan läuft. Und sie ist ausgesprochen aufgeweckt und hat schon lange entdeckt, dass Omas Nerven das schwächste Glied in der Kette sind. Man muss Oma nur lange genug nerven, dann nervt die irgendwann den Opa und dann bewegen sich die Alten in die richtige Richtung.