Michael will unbedingt einmal auf den Turm der Marienkirche steigen, um die Aussicht auf die Stadt zu genießen und Fotos zu machen. Da man im Netz munkelte, es könnte schwierig werden an Karten zu kommen, bewegen wir uns an einem der Besuchstage gleich morgens in das südlich der Marienkirche gelegene Ticketcenter. Wie man sieht, herrscht vor Ort kein großer Andrang. Trotzdem bietet man uns als frühesten Termin Karten für 14:10 Uhr an. Das liegt wohl an den Onlinebuchungen und gefällt Michael gar nicht, weil der Himmel gegen Mittag bewölkt sein könnte, während man jetzt noch sonnigste Aussichten hat. Aber was will man machen, da nimmt man halt den Spatz in der Hand?
Im Ticketcenter südlich der Marienkirche gibt es Tickets für den Aufstieg in den Turm und für die Besichtigung des Kirchenschiffs. Beides lohnt sich gleichermaßen.
Angelika möchte sich den Aufstieg nicht antun, also findet sich Michael alleine und rechtzeitig gegen 14:00 Uhr vor der kleinen Seitenpforte auf der Front- bzw. Westseite der Marienkirche ein.
Der Aufstieg erfolgt in dem Turm links im Bild und ist an eine ganze Reihe von Bedingungen geknüpft, die auf einer Tafel vor der Pforte in Polnisch und Englisch aufgelistet sind. Alles in allem sind es 27 Punkte, die zu beachten sind. Unter anderem steht dort, dass jede halbe Stunde eine Gruppe von max. 10 Personen hinauf gelassen wird, die Gruppe an einen Führer gebunden ist und Rucksäcke oder sonstige größeren Gepäckstücke nicht mitgeführt werden dürfen. Da geht Michael schon wieder der Stift. Ohne Fotorucksack da hoch, das kann man sich dann auch gleich schenken. Zum Glück wird auch in Polen nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird und der Turmwächter meint, der Fotorucksack sei kein Problem. Um Punkt 14:10 Uhr lässt man uns ein, von einem Guide oder Führer ist weit und breit nichts zu sehen. Jeder kann sein eigenes Tempo gehen und Pausen machen wie es ihm beliebt, herrlich.
Unten geht es erst einmal mit einer steinernen Wendeltreppe los. Weil die Gruppe hier noch eng zusammen und die Wendeltreppe recht schlecht ausgeleuchtet ist, fehlt ein entsprechendes Foto. Am Ende der Treppe dürfte man so etwa das erste Drittel der insgesamt 271 Stufen geschafft haben. Hier kann man in einem etwas größeren Raum erst einmal verschnaufen und absteigende Passanten oder mit Macht nach oben stürmende Zeitgenossen vorbeilassen.
Nun folgt eine schier endlose Zahl an unterschiedlichen Holztreppen, die allerdings alle recht bequem zu begehen sind, was den Aufstieg insgesamt sehr angenehm macht. Man muss einfach nur ein vernünftiges Tempo beibehalten. Unterwegs gibt es immer einmal wieder "Auslaufzonen" in denen man kurze Zwischenstopps einlegen und den Gegenverkehr passieren lassen kann.
Durch diese hohle Gasse gelangt man schließlich auf die "Aussichtsplattform". Hier hat man wirklich eine tolle Aussicht auf die Stadt.
Die eigentliche Aussichtsplattform ist durch kleinteilige Glasfenster verschlossen. Eigentlich keine guten Aussichten, zumal sich die Besucher alle damit begnügen, miese Fotos durch diese blöden Glasfenster zu schießen.
Glücklicherweise hat das mittlere der jeweils dreiteiligen Fenster einen Griff. Bei uns zu Hause kann man die Fenster
damit öffnen. Da kein störender Aufseher in der Nähe ist, probiert Michael gleich mal aus, ob sich das mit den Fenstern dieser Kathedrale ähnlich verhält. Und welch Wunder, die Dinger lassen sich
tatsächlich öffnen. Da schlägt das Fotografenherz höher und nachdem Michael den kleinen Tabubruch vollzogen hat, sind plötzlich alle Fenster offen und es zieht tüchtig durch die
Aussichtsplattform.
Durchzug ist nicht Michaels Ding. Aber bei der Aussicht auf den Marktplatz, die Tuchhallen und den Rathausturm sind solche Unannehmlichkeiten zu vernachlässigen.
Aussicht in Richtung Südwesten.
Hier fällt der Blick in Richtung Nordosten. In der Bildmitte erkennt man ganz klein das Florianstor.
Der Blick in Richtung Nordosten, in den auch die Längsachse des Kirchenschiffs zeigt.
Blick nach Süden, mit der Wawelburg am oberen linken Bildrand.
Gleiche Blickrichtung mit dem Teleobjektiv. Die Wawelburg nun deutlich erkennbar.
Blick nach Westen in Richtung Park Jordana, Kościuszko-Hügel und der gleichnamigen Zitadelle. Der Hügel wurde 1820–1823 zu Ehren des polnischen Nationalhelden Tadeusz Kościuszko aufgeschüttet.
An einem der folgenden Tage haben wir uns auch noch das Kirchenschiff angesehen. Das kostet dann noch einmal extra. Dass es sich durchaus lohnt, die Kirche einmal von innen anzusehen, mögen die nachfolgenden Fotos belegen.
Der 70 m hohe Rathausturm ist der bis heute erhaltene Rest des im 13. Jahrhundert erbauten und wegen Baufälligkeit im 19. Jahrhundert abgetragenen Krakauer Rathauses. Der Turm wurde aus Ziegeln (Backstein) und Steinblöcken errichtet. Er steht unmittelbar südwestlich der Tuchhallen, also schräg gegenüber der Marienkirche auf dem Hauptmarkt Rynek Główny inmitten der Altstadt von Krakau.
Begehbare Bronzestatue "Eros Bendato" auf dem Hauptmarkt Rynek Główny, unweit des Rathausturms. Sie ist ein Werk des polnischen Bildhauers Igor Mitoraj (1944-2014), der sie 1999 schuf. Das Hauptthema von Mitorajs Skulpturen war der menschliche Körper, seine Schönheit und Zerbrechlichkeit, und die tieferen Aspekte der menschlichen Natur, die unter dem Einfluss von Zeit und Umständen dargestellt wurden (Wikipedia).
Die beiden Tafeln oben zeigen die bauliche Entwicklung und das Aussehen des ehemaligen Rathauses. Der verbliebene Rathausturm wurde über die Jahrhunderte mehrfach umgebaut.
Vergrößerte Gesamtansicht des Hauptmarktes Rynek Główny mit dem ehemaligen Rathaus.
Das Treppenhaus im Rathausturm. Anders als in der Marienkirche ist das Treppenhaus sehr eng und die Stufen haben hier eine recht unbequeme und teils uneinheitlich Tritthöhe. Der Aufstieg im Rathausturm macht deshalb wenig Freude.
Ausstellungsraum im ersten Geschoss des Rathausturms. Die Erker sind in den Außenaufnahmen gut zu erkennen.
Zweites Geschoss des Rathausturms, das man von einer Empore aus einsehen kann.
Zweites Geschoss des Rathausturms, das man von einer Empore aus einsehen kann.
Drittes Geschoss des Rathausturms. Hier ist u. a. der Werdegang des Rathauses dokumentiert.
Aussichtsplattform im 4. und obersten Besuchergeschoss. Über dieser Aussichtsplattform befinden sich die Rathausuhren (in den Außenaufnahmen gut zu erkennen).
Von der obersten Plattform der Marienkirche hat man eine deutlich bessere Aussicht auf die Stadt. Darüber hinaus stören im Rathausturm die nicht zu öffnenden Fenster. Die Aufnahmen sind dennoch recht zufriedenstellend und man hat auch noch einmal einen anderen Blickwinkel.
Fairerweise muss man sagen, dass wir beim Aufstieg in den Rathausturm deutlich schlechtere Wetterbedingungen hatten. Die Wawelburg ist dennoch deutlich zu erkennen.