Rostock-Smygehamn-Ystad-Kåseberga

Schwedens Südküste.

Am 31.05.2023 erreichen wir gegen 15:00 Uhr die Hansestadt Rostock. Angelika hatte schon während der Anfahrt am sogenannten Alten Fährhafen den Parkplatz "Zur Warnow" als mögliches kostenloses Nachtquartier ausfindig gemacht, das wir dann auch zügig ansteuern. Wie sich zeigt, sind die vorgesehenen Haltebuchten bereits alle belegt und so müssen wir uns am Rande der Zufahrt vor eine Baumreihe quetschen, stehen aber ganz ordentlich und sind zufrieden mit dieser Lösung für eine Nacht. 

 

Der Platz ist offenbar sehr bekannt, denn in den nächsten Stunden kommen immer weitere Fahrzeuge und je größer die Not, umso hemmungsloser die Tat. Dem entsprechend wird alles, was sich auch nur einigermaßen für ein Nachtlager eignet, zugeparkt.

 

Eigentlich wollen wir noch einiges einkaufen, aber bei diesen Gegebenheiten bekämen wir hier kein Bein mehr auf den Parkplatz und so bleibt das Womo stehen und Michael macht die notwendigen Besorgungen mit dem Rad. Das tut seinem Kreislauf gut, schont die Umwelt und sichert unser Nachtlager.

Am folgenden Morgen, dem 01.06.2023 sind wir schon um 06:00 Uhr wach, frühstücken noch und fahren dann das kurze Stück zum Fährhafen, um uns den bereits dort Wartenden anzuschließen. Gestern bereits wurden wir per Mail darauf vorbereitet, dass die Fähre mit Verspätung abfahren wird. Dass daraus am Ende 3 Stunden Wartezeit werden, hatten wir aber nicht auf dem Schirm. Wir vertrösten uns mit dem TV weiterem Kaffee und belegen Brote für die Seereise. 

Dann endlich geht es los und wir rollen an Deck. Leider führt man uns eine steile Rampe hoch, sodass wir mit der Anhängerkupplung leicht aufsetzen, was uns gar nicht behagt. Dazu ist alles sehr eng, für uns ist das ja gewissermaßen eine Jungfernfahrt mit dem Womo und wir sind froh, als unser Gefährt steht und wir in Richtung Restaurantdeck verschwinden können. Nun heißt es, sich den Standort gut einzuprägen und dann der Masse zu den Fleischtrögen zu folgen.

Einmal auf See gibt die Fähre ordentlich Gas, aber mehr als eine halbe Stunde der Verspätung lässt sich nicht mehr egalisieren. Und so ist es schon nach 18:00 Uhr, als wir schwedischen Boden betreten. Unser Zeitplan ist jetzt natürlich ordentlich durcheinandergekommen. Bleibt uns nur das Beste daraus zu machen.

 

Fünfzehn Kilometer östlich von Trelleborg soll sich bei Smygehamn (Hamn = Hafen) eine Entsorgungsstation befinden. Dort wollen wir unser Womo erst einmal wieder autark machen. Leider ist die Station, bestehend aus 5 Toiletten und einer Latrine (Toilettenentsorgung) schon geschlossen. Was nun?

 

Eigentlich wollen wir nun zu einem kostenlosen Stellplatz in Richtung Ystad weiterfahren, sehen aber hundert Meter hinter der Entsorgungsstation am Parkplatz Köpmansmagasinet 20 Womos auf einer Wiese stehen. Die Beschilderung sagt, dass es zwischen der Eigentümerin des Grundstücks und der Regionalregierung einen Disput bezüglich der Nutzung dieses Grundstücks gibt. Bis der beigelegt ist, sei das Übernachten verboten. Was machen? Wir fragen eine Schwedin, die sich auf der Fläche niedergelassen hat, wie sie die Sache sieht und die ist ganz entspannt und meint, das sei kein Problem. Also machen wir es wie die anderen und hoffen, dass das gut geht.

Es geht gut, wir schlafen prima und sind am folgenden Morgen, dem 02.06.2023, gegen 07:00 Uhr an der Entsorgungsstation gegenüber unseres Schlafplatzes. Von 5 Toiletten und der Latrine ist nur eine Toilette geöffnet. Das nährt den Verdacht, dass die Toiletten aus der Ferne geöffnet und geschlossen werden können (Remote Control bei Toiletten?). Wir bleiben vor dem Toilettenhäuschen stehen und erleben gegen 08:00 Uhr, dass wie von Geisterhand geöffnet, plötzlich alle Toiletten und die Latrine zugänglich sind. Wirklich raffiniert gemacht, um die Toiletten in der Nacht vor Vandalismus und sonstigem Blödsinn zu schützen. Wir sind beeindruckt. Jetzt wird unser Womo erst einmal wieder autark gemacht.

 

Die Zahl der Womos auf unserem eigentlich illegalen Übernachtungsplatz hat sich übrigens im Laufe der Nacht bis zum folgenden Morgen noch verdoppelt.

Smygehuk ist ein kleiner Hafen unmittelbar westlich von Smygehamn und der südlichste Festlandpunkt Schwedens sowie der skandinavischen Halbinsel. Er liegt in der südschwedischen Gemeinde Trelleborg in der Nähe des Ortes Smygehamn in Schonen. Der Abstand zwischen Smygehuk und Treriksröset, Schwedens nördlichstem Punkt, beträgt 1.572 km. Also ganz schon lang, das Land (überwiegend Wikipedia (DE). Obwohl der Ort durch diese Besonderheit weder schöner noch unschöner wird, reicht diese Tatsache aus, um ganze Busladungen an Touris hier her zu locken. Ist eigentlich bekloppt, aber wir sind ja auch nicht besser, zumindest was das Nordkap angeht, das haben wir für die Zukunft ja auch fest im Blick.

Am Rande des kleinen Hafens gibt es ein Café, eine Fischräucherei und viele Sitzgruppen, an denen man es sich gemütlich machen kann.

Eine Wanderung entlang des allerdings steinigen Strandes ist ebenfalls reizvoll. Und wer hier sein Boot liegen hat, hat natürlich noch viel mehr Möglichkeiten.

Auch ein kostenloser Blick in die Ferne ist möglich. Die Optik ist allerdings bescheiden. Macht aber nix, für uns wird es jetzt ohnehin Zeit weiterzuziehen.

In Ystad haben wir erst einmal ein Problem mit dem Parkplatz. Von Bargeld oder Kreditkarte wollen die hier nichts wissen, ohne App ist nichts zu machen. Vier sind im Angebot, nach zwei Versuchen sind wir kurz davor aufzugeben und weiterzuziehen. Ein letzter Versuch mit EasyPark klappt dann doch noch und wir sind happy, dass wir nun unbesorgt in die City gehen können.  

In der Wechselstube in der Stora Ostergatan besorgen wir uns Kronen und machen dann eine Stadtbesichtigung. Ystad gefällt uns gut. Nicht zu groß, nicht überfüllt, insgesamt sehr gemütlich.

Die Stadt hat sich überall richtig herausgeputzt und es macht Spaß, das alles anzusehen. Als Wallanderfans hätten wir uns eigentlich auch einer Führung durch die Stadt anschließen müssen, aber wir waren diesbezüglich zu schlecht vorbereitet, das müssen wir also auf eine spätere Reise verschieben.

Vom Zentrum laufen wir über die Stortorget bis zur Lilla Västergattan und erfreuen uns an hübschen Fachwerkhäusern. In Ystad haben wir übrigens deutlich mehr und auch schönere Fotos gemacht. Aber aus unerfindlichen Gründen fehlen bei unserer Canonkamera am Ende des Urlaubs die Fotos der ersten 6 Tage. Ärgerlich, aber es könnte auch schlimmer sein. So müssen wir uns zunächst also an dem schadlos halten, was unsere Handys hergeben.

Zurück geht es über die Stora Västergattan in Richtung Stadtmitte und Parkplatz. Bis Käseberga, unserer nächsten Station, sind es gerade einmal 18 km, das können wir heute noch bequem schaffen, dort hätten wir dann auch einen schönen Übernachtungsplatz, also machen wir uns auf den Weg. Aber die Fahrt über den Östra Kustvägen zieht sich in die Länge, denn in den schwedischen Dörfern und Städten gilt häufig Tempo 40 hinzukommen Bodenschwellen, die die Geschwindigkeit weiter verlangsamen. Und mangels Ortskenntnis halten wir uns erst einmal sklavisch an die Geschwindigkeitsbegrenzungen, um ja keinen Strafzettel zu riskieren. 

In Käseberga gibt es einen kostenpflichtigen Stellplatz und gleich nebenan einen kostenpflichtigen Parkplatz. Schon zahlt sich unsere in Ystad installierte Park-App aus. Denn die können wir hier ebenfalls nutzen und so entfällt neuerlicher App-Stress. Der PP ist unterteilt in PKW- und Womoparkplätze und hat außerdem Toiletten. Ein guter Schlafplatz ist ja ganz schön, aber das Auge möchte ja auch etwas geboten bekommen. Und hierfür hat Käseberga auch etwas zu bieten, ein historisches Monument nämlich. Das ist eine sogenannte Schiffssetzung, die sich in etwa 1 km Entfernung vom Parkplatz befindet. (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Da die Zeit fortgeschritten ist, machen wir auf dem PP nur eine kurze Pause und bewegen uns anschließend zur Schiffssetzung Ales Stenar.

Ales stenar oder Ale stenar (deutsch „Die Steine von Ale“) ist mit 67 Metern Länge und 19 Metern Breite eine der größten erhaltenen Schiffssetzungen (schwedisch skeppssättning) in Skandinavien. Die aus 59 Steinen bestehende Schiffssetzung liegt auf einem etwa 37 Meter hohen Hügel direkt an der Ostseeküste beim Ort Kåseberga im Süden Schonens. Der Küstenabschnitt ist von einer steil zum Meer abfallenden Abbruchkante geprägt (überwiegend Wikipedia).

Die Thermik an der Steilküste wird gerne von Gleitschirmfliegern genutzt, die natürlich aus ihrer Perspektive den allerschönsten Blick auf die Schiffssetzung haben. Wir gehen zurück zum Womo und haben eigentlich schon mit dem Tag abgeschlossen. Doch mit fortschreitender Zeit deutet sich ein wunderschöner Sonnenuntergang an und dem kann Michael nicht widerstehen. Also macht er noch mal schnell sein Drahtesel startklar und fährt die ca. 1 km lange Strecke zur Schiffssetzung hinüber.  

Abendstimmung auf der Klippe.

Die Stimmung ist fantastisch, was in eine Vielzahl von Fotos mündet, die aber ebenfalls verloren sind und so müssen wir uns auch hier mit zweitklassigen Handyfotos begnügen.

Ein wirklich denkwürdiger Abend bei Ales Stenar neigt sich dem Ende entgegen.