Schwedenreise Übersicht 2

18. Juni bis 03 Juli 2023

Das Kärtchen zeigt ganz grob den weiteren Verlauf unserer Reise. Die Anzeige am Vildmarksvägen (Verbindung Vilhelmina - Stora Blasjön) wird in der Winterzeit nicht korrekt dargestellt. Weil der Vildmarksvägen im Winter teilweise nicht befahrbar ist, wird dies von Google Maps in seiner Anzeige entsprechend berücksichtigt.

Am 18.06. und 19.06.2023 befinden wir uns im Tiveden Nationalpark. Ausgedehnte Wälder, profiliertes Gelände und richtig große, aber auch jede Menge kleinere Findlinge, die das Inlandeis hier zurückgelassen hat, prägen das Landschaftsbild. Die Wanderwege sind gut markiert, aber das ständige auf und ab zwischen Felskugeln und anstehendem Fels überfordert uns stellenweise etwas. Je anstrengender allerdings die Wege sind, umso schöner sind sie auch.

Der Junker Jägares Stein ist ein Findling, den das Inlandeis hier hochkant abgelagert hat. Er soll wohl 15 m hoch sein. Das Inlandeis war bis zu 3.000 m dick. Bis der sich durch soviel Eis durchgearbeitet hatte, muss er einige Zeit unterwegs gewesen sein.

Als Mittsommerfest werden in vielen nordeuropäischen Ländern die Feierlichkeiten zur Sommersonnenwende bezeichnet. Die Sommersonnenwende fand in den ersten Jahrhunderten n. Chr. am 24. Juni des Julianischen Kalenders statt. An diesem Datum wird das Hochfest Johannes’ des Täufers begangen, mit dem sich Teile des vorchristlichen Sonnenwendbrauchtums verbanden (Wikipedia).

 

Das Mittsommerfest wollen wir uns in Leksand auch einmal anschauen. Leksand deshalb, weil es die größte Feier in Schweden sein soll. Das ist besonders bemerkenswert, weil man Mittsommer eigentlich zu Hause im Kreise der Familie feiert. Wir konnten nicht einschätzen, wie groß der Andrang sein würde und waren deshalb bereits am 21.06.2023 vor Ort. Die Feier war jedoch erst am Freitag, dem 23.06.2023. Gelangweilt haben wir uns aber nicht. Im Ort war mächtig Betrieb und vor allem Dutzende von Autoposern erweckten unsere Neugier. Allen, die weniger Zeit haben, sei gesagt: Eine Anreise am Vorabend hätte ausgereicht, um einen kostenlosen Übernachtungsplatz unweit des Festplatzes zu bekommen. Die Schweden haben das wirklich gut organisiert.

 

Das obige Foto entstand bei der Mittsommerfeier. Vor Ort waren etwa 15.000 bis 20.000 Leute. Wir standen mit dem Womo 50 m entfernt vom Festplatz. So nah am Geschehen bei einer so großen Veranstaltung, das hatten wir vorher noch nie erlebt. Wir haben zwar von der Folklore nicht allzu viel verstanden, aber wir fanden es auch so ganz beeindruckend und würden das gerne noch einmal erleben.

 

Zu Mittsommer essen die Schweden traditionell Erdbeeren mit Schlagsahne. 75 Kronen das 500 Gramm Schälchen, das sind aktuell etwa 6,50 €, vorausgesetzt man nimmt 2 davon. Da kommen einem die heimischen 4 € jetzt fast schon günstig vor. 

Unweit Leksand und ebenfalls am Siljansee liegt der Ort Rättvik, den wir am 24.06.2023 besuchen. Hier wird etwas kleiner gefeiert als in Leksand, es soll aber die traditionellste Mittsommerfeier sein. Bilder haben wir natürlich keine, wir konnten ja nicht an zwei Orten gleichzeitig sein und so müssen wir uns das Fest ein anderes Mal anschauen. Gelohnt hat sich die Anfahrt trotzdem. Rättvik hat einen sehr langen Steg auf dem man bis auf ein kleines Inselchen hinaus flanieren kann. Außerdem treffen wir auf den hier abgebildeten wunderschönen Diner, der einem US-Schnellrestaurant der 50er-Jahre nachempfunden ist. Von außen wirkt das Restaurant ein wenig kitschig, davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen. Innen ist es unvermutet groß und nach unserem Empfinden weitgehend stilecht eingerichtet.

Die Preise sind gesalzen, aber das mussten wir uns einfach geben als USA-Fans. Wir haben ja schließlich schon auf die Erdbeeren verzichtet.

 

Die Geologie des Siljansees und seiner Umgebung wurde durch den Einschlag eines Asteroiden geprägt, der vor etwa 370 Millionen Jahren, also im Devonzeitalter stattfand. Der ehemals vorhandene Einschlagkrater wurde mit jüngeren Sedimenten, vor allem Kalkstein, gefüllt. Der heutige See und die Umgebung sind durch die wiederholten Vergletscherungen im Eiszeitalter, das erst vor etwa 10.000 Jahren endete, entstanden. Die Gletscher schürften die leichter zu erodierenden Gesteine der Kraterfüllung stärker aus als die der Umgebung. Daher zeichnen der Siljan und noch eine Reihe weiterer kleiner Seen die Umrisse des erodierten Kraters deutlich nach. Mit einem Durchmesser von 55 km ist die Siljan-Struktur die größte sichtbare Einschlagstruktur in Europa (überwiegend Wikipedia).

Im Nationalpark Skuleskogens sind wir vom 26.06. bis zum 28.06.2023. Der 1984 eingerichtete Nationalpark mit einer Gesamtfläche von 2360 Hektar (23,6 km²) liegt in einer bergigen, sehr abwechslungsreichen Küstenregion an der Ostsee, ca. 20 km südlich von Örnsköldsvik. Die Höga Kusten (Hohe Küste) genannte Region liegt dort, wo in der letzten Eiszeit das Inlandeis am dicksten war (bis 3.000 m) und somit das Land am weitesten nach unten gedrückt wurde. Nach dem Abschmelzen der Gletscher erreichte die Landmasse hier ihren höchsten Aufstieg und es entwickelte sich eine sehenswerte Landschaft.

 

Markante, felsige Bergkuppen, Kiefernwälder, tiefe, durch Inlandeis überformte Täler sowie ruhige Bergseen prägen den Park. Der Felsgrund des Parks, man sagt auch das anstehende Gestein, besteht größtenteils aus Rapakiwigranit. Außerdem gibt es Moore und Geröllhalden im Bereich des früheren Meeresspiegels, der hier durch die postglaziale Landhebung (Landhebung nachdem das Eis geschmolzen war) auf teilweise über 285 Meter über Meeresspiegelniveau anstieg (überwiegend Wikipedia).

Die größte Sehenswürdigkeit des Parks ist die Slåtterdalskrevan, eine vermutlich durch schnellere Verwitterung eines in den Granitkörper intrudierten Diabasganges entstandene, etwa 200 m lange Schlucht mit 40 m hohen senkrechten Wänden (Überwiegend Wikipedia). Gleich am ersten Tag besuchen wir die Schlucht, man weiß ja nie, wann Angelika die Wanderlust verliert. Schweinereien müssen immer am Anfang begangen werden, das ist wie bei Legislaturperioden. Früher durfte man durch die Schlucht laufen, das war während unseres Besuchs wegen der Steinschlaggefahr verboten.

Der Nationalpark Björnlandet (dt.: „Das Bärenland“) liegt in der schwedischen Taiga in der Nähe des Ortes Fredrika in der Gemeinde Åsele. Er besteht aus nahezu unberührtem Urwald, in dem zahlreiche Spuren früherer Waldbrände zu finden sind. Das Gebiet ist geprägt von schroffen Bergstürzen und einer großen Anzahl von freiliegenden Felsblöcken. Teile des Parks werden als Weideland für Rentiere verwendet.

Unser einsamer Schlafplatz am Eingang Häggsjö im Björnlandets Nationalpark. Von Bären natürlich weit und breit keine Spur, das verkauft sich aber auf jeden Fall gut. Ob das jetzt gut oder schlecht war, keinen Bären gesehen zu haben. Man weiß es nicht. Schnelle Hilfe hätten wir hier jedenfalls nicht erwarten dürfen.

Mächtige Bartflechten an Nadelhölzern im Björnlandet Nationalpark. Gerne wären wir auch noch einmal zum Haupteingang gefahren, um dort einen Trail zu laufen. Aber die Mücken haben uns diesmal so gepiesackt, dass wir nach diesem Tag erst einmal etwas Abstand brauchten. Sollen sie sich an Ren und Elch schadlos halten.

Vom Björnlandet NP rauschen wir hinüber nach Vilhelmina. Dort beginnt der Vildmarksvägen. Die Anzeige am Vildmarksvägen wird in der Winterzeit nicht korrekt dargestellt. Weil der Vildmarksvägen im Winter teilweise nicht befahrbar ist, wird dies von Google Maps in seiner Anzeige entsprechend berücksichtigt. Deshalb fehlt im Winter die verbindende Linie.

Der Vildmarksvägen schlängelt sich von Strömsund im Süden über Stora Blasjön im Westen bis nach Vilhelmina im Nordosten hufeisenförmig durch bezaubernde Landschaften. Am Stekenjokk erreicht er mit 876 m ü. NN seinen höchsten Punkt. Obwohl das, gemessen an alpinen Verhältnissen wenig erscheint, fallen im Winter mehrere Meter Schnee, weshalb dieses Teilstück in der Regel erst Anfang Juni für den Verkehr frei gegeben wird. Der Vildmarksvägen beginnt und endet eigentlich an der E45, die auch als Inlandsvägen bezeichnet wird. Wenn wir es richtig verstanden haben, schlagen die Schweden aber auch noch die Strecke zwischen Vilhelmina und Strömsund dem Vildmarksvägen zu.

 

Entlang und innerhalb des Hufeisens werden in einer kostenlosen Broschüre, die man sich in Strömsund oder Vilhelmina besorgen sollte, 48 Punkte aufgeführt, die nach Auffassung der lokalen Touristeninformation sehenswert sind. Die Liste startet mit der Nummer 1 in Strömsund. Da wir den Weg von Vilhelmina aus befahren, sind wir sozusagen falsch herum unterwegs. Um zumindest die beeindruckensten Sehenswürdigkeiten mitzunehmen, braucht man etwa 2 Tage (375 km Strecke), wir haben uns 5 Tage Zeit genommen. Festzuhalten bleibt, dass der Vildmarksvägen ein absolut lohnendes Ziel ist. Nicht so richtig gelohnt hat sich, abgesehen von einigen schönen Fernblicken, der Abstecher auf den Sagavägen bis Dikanäs. Unser Blick ist aber ein sommerlicher, im Winter könnte das ein weißer Traum sein.

 

Wenn man frei steht, ist es mit der Ver- und Entsorgung am Vildmarksvägen nicht ganz einfach. VE-Punkte sollte man deshalb immer nutzen und notfalls dann doch einmal einen Stell- oder Campingplatz ansteuern.

Im 19. und 20. Jahrhundert wohnte die Bevölkerung weit verstreut im Umland von Vilhelmina, die Verkehrsmittel wurden von Pferden gezogen und es war deshalb beschwerlich, zum Gottesdienst nach Vilhelmina zu reisen. Die historische Kyrkstaden in Vilhelmina (Kirchstadt) diente deshalb u. a. als kurzzeitige Unterkunft für die Kirchenbesucher, die so nicht gezwungen waren, an einem Tag an- und abzureisen oder bei widrigen Wetterverhältnissen die Reise anzutreten. Von ehemals 75 Häusern sind bei einem Feuer etliche abgebrannt. Etwa 20 Häuser findet man heute noch vor Ort. Soweit wir das erkennen konnten, ist mindestens ein Teil davon bewohnt.

Oberhalb der Anhöhe Kyrkberget (Kirchberg) befindet sich auch eine alte samische Kirchensiedlung, die mit der oben beschriebenen nichts zu tun hat. Sie ist ein kultureller Anziehungspunkt für Besucher. Hier können mehrere historische Wohnhäuser und diverse Lager- und Vorratsschuppen der Ureinwohner Lapplands besichtigt werden. Nicht gerade bequem unter diesen Bedingungen zu leben. Nager und Mücken dürften die Bewohner ganz schön genervt haben.

Leider finden wir in Vilhelmina keine Übernachtungsmöglichkeit, die uns zusagt und so begeben wir uns heute noch auf den Vildmarksvägen in Richtung Stekenjokk. Am Sagostigen Rastplats, 2 km südlich von Rönnäs werden wir fündig. Keine Ver- und Entsorgung, aber ansonsten alles da, was man so braucht und kostenlos.

Trappstegsforsen erreichen wir am 01.07.2023. Ein wirklich beeindruckendes Stück Natur.

Das Wort Trappstegsforsen ("Treppenstufen-Stromschnellen") beschreibt exakt, was man hier sieht. Die Treppen entstehen durch das plattig absondernde Gestein. Ein Parkplatz mit einem kleinen Schnellrestaurant bietet die Möglichkeit für kostenlose Übernachtungen. Eine Toilette ist ebenfalls vorhanden.

Mit 876 m Höhe bildet das Stekenjokk den höchsten Punkt des Vildmarksvägens. Diesen erreichen wir am frühen Nachmittag des 02.07.2023. Auch hier befindet sich ein großer, kostenloser Parkplatz. Man muss aber autark sein. Ver- und Entsorgung Fehlanzeige.

Der Himmel ist total zugezogen und infolge leichten Nieselregens und Kälte ist es ziemlich ungemütlich. Außerdem dürfen wir uns nicht weit vom Parkplatz wegbewegen, weil wir mitten in der Brutsaison der Bodenbrüter ziemlich stören würden. So festgenagelt legen wir zwar eine Kaffeepause ein und vertreten uns etwas die Beine können uns aber nicht entschließend dort länger zu verweilen, als unbedingt nötig.

Diese Aufnahmen vom 03.07.2023 hätten wir an vielen Straßenrändern in Mittelschweden machen können. Und weil dem so war, hätten wir es beinahe vergammelt, denn es gab ja immer noch eine und noch eine Gelegenheit. Manchmal waren richtig kleine Lupinenwäldchen ausgebildet. Was die nur am Straßenrand so toll finden.