El Rocio

Freitag, 08.11.2024, Matalascañas und El Rocio

Wir verlassen La Palma del Condado gegen 09:00 Uhr mit dem Ziel El Rocio. Zunächst würden wir aber gerne noch etwas in die Doñana wandern, um Vögel entlang des Wanderweges Charco de la Boca zu beobachten. Aber im Besucherzentrum (Centro de Visitantes La Rocina) teilt man uns mit, dass das nur mit einem Führer möglich ist. So ganz sicher, ob wir das richtig verstanden haben, sind wir nicht. Das hilft uns jetzt aber auch nicht weiter. Führer mögen wir jedenfalls nur ungern, wir erkunden neues Terrain lieber selbst. Also verzichten wir auf die Wanderung und fahren hinüber nach El Rocio, das sind nur etwa 17 km Strecke.

Karte von El Rocio

Mit der quaderförmigen Struktur, den vielen senkrecht aufeinander zulaufenden Straßenzügen und der fehlenden Versiegelung von Straßen und Plätze mutet El Rocio ein wenig wie eine amerikanische Kleinstadt vor 150 Jahren (Quelle: OpenStreetMap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Unmittelbar südlich El Rocio biegen wir von der Ortsumgehung der A-483 auf die Avenida de la Canaliega ab und gelangen an der Ortsrand von El Rocio. Nach 600 Metern erreichen wir die Kreuzung, an der wir nach rechts in die Mirador de la Marisma einbiegen müssten. Wir sehen aber kein Schild, fahren deshalb daran vorbei und müssen eine Ehrenrunde drehen. Nun fahren wir die Mirador de la Marisma noch gut hundert Meter in östliche Richtung bis zu einem Kontrollpunkt, entrichten unseren Obolus und dürfen unser Wohnmobil nach eigenem Gutdünken platzieren. Das alles gilt aber sicher nur in der Nebensaison bzw. an Tagen, an denen hier keinerlei Feierlichkeiten stattfinden. Wir dürfen jetzt jedenfalls für 2 Euro den ganzen Tag hier stehen. Übernachten ist allerdings im ganzen Stadtgebiet verboten, obwohl mehr als genug Platz zu Verfügung stünde. Vermutlich hat wieder einmal der lokale Campingplatzbetreiber etwas dagegen. Insgesamt haben wir auch den Eindruck, Wohnmobile sind hier nicht wirklich gern gesehen.

 

El Rocío, kurz Rocío, ist ein kleiner Ort direkt am Nationalpark Coto de Doñana in der Provinz Huelva. Er gehört zum Gemeindegebiet von Almonte. Rocío heißt auf Deutsch Tau beziehungsweise Morgentau. Der Ort verfügt außer der am Rand verlaufenden A-483 über kaum befestigte Straßen, die verbreitetsten Verkehrsmittel im Ort sind Geländewagen und Pferdefuhrwerke. 

Wie man sieht, stehen auch wir bereits auf dem sandigen Untergrund, der die ganze Stadt dominiert. An windigen trockenen Tagen ist das hier bestimmt kein Vergnügen. Immerhin erscheint uns der Sand ausreichend verdichtet, sodass wir unter normalen Wetterbedingungen den Platz auch wieder problemlos verlassen können. Wir hatten uns anfangs sogar überlegt, mit dem Wohnmobil ein paar Runden durch den Ort zu drehen, haben das dann aber wegen der vielen Schlaglöcher, die unser Inventar ordentlich durchschütteln würden, verworfen. Der Ort ist ohnehin nicht sehr groß, da lässt sich jeder Punkt fußläufig erreichen. So sind es von unserem Parkplatz gerade einmal 200 m und schon stehen wir im Stadtzentrum vor der Kirche La Virgen del Rocío. Der Campingplatz Camping La Aldea besindet sich am nordwestlichen Ortsrand.

Noch vor der oben angeführten Kirche passiert man einige kleine Souvenirläden, mehrere Restaurants und Bars sowie wenige Hostels und Hotels. Weiter nördlich innerhalb des Dorfes gibt es auch zwei Supermärkte, an der A-483 liegt außerdem eine Tankstelle. 

Kirche La Virgen del Rocío im Wallfahrtsort El Rocio

Die Kirche La Virgen del Rocío (Die Jungsfrau von El Rocio) mit einer vorgelagerten großen sandigen Freifläche und unweit des Charco de la Boca, einem flachen Gewässer südlich des Ortes.

Der Altar der Kirche La Virgen del Rocío.

Romería del Rocío - Die Pilgerfahrt nach El Rochio

 

Bekannt ist El Rocío über die Grenzen Spaniens hinaus als Wallfahrtsort. Es wird die Heilige Jungfrau von El Rocío verehrt – oft als Blanca Paloma (Weiße Taube) bezeichnet. Zu Pfingsten kommen über eine Million Pilger – Romeros – zur Wallfahrt – Romería – in den kleinen Ort, der den Rest des Jahres nur circa 2000 Einwohner hat. Über 100 Bruderschaften reisen aus ganz Spanien und zum Teil aus dem Ausland an. Auf ihrem – traditionell festgelegten – Weg, dem Camino nach El Rocío, besuchen sie andere Bruderschaften. Ein wohlbekannter Ort, an dem viele Bruderschaften vorbeikommen, ist Villamanrique de la Condesa in der Provinz Sevilla. Am Samstag vor Pfingsten reiten, fahren und schreiten die Bruderschaften in El Rocío ein und passieren die Wallfahrtskirche, die Ermita, wo sie begrüßt werden. Dann fahren sie weiter zu ihren Häusern, die den Rest des Jahres leer stehen.

 

Sonntagabend versammeln sich die Gläubigen in der Ermita und davor, um gemeinsam zu beten. Traditionell zum Sonnenaufgang – in Wirklichkeit jedoch meist gegen 2 oder 3 Uhr – überspringen Mitglieder der Mutter-Bruderschaft von Almonte die Absperrung (el salto de la reja) und tragen die Jungfrauen-Statue nach draußen. Von dort schreitet die Blanca Paloma zu allen Bruderschaften. Dort halten auf Schultern getragene Priester der Bruderschaften Dankgebete und Fürbitte für das nächste Jahr.

 

Viele Gläubige versuchen, die Jungfrau oder zumindest ihr Gewand oder das Podest zu berühren, insbesondere Kranke und Alte, aber auch Kinder sollen so einen besonderen Segen erhalten. Die Träger aus Almonte machen es jedoch Umstehenden sehr schwer, sich der Statue zu nähern – manchmal sieht man auch, dass Kinder über die Köpfe der Umstehenden weitergereicht oder auch geworfen werden, um die segenspendende Berührung ausführen zu können.

 

Ab dem Dienstag reisen die Bruderschaften wieder ab – zum Teil über ihre Caminos –, um in den Heimatorten den Segen der Madonna zu überbringen.

In einem Flachbau gegenüber der Kirche befindet sich die Capilla Votiva Nuestra Señora del Rocío und ein Opferstock für Gläubige.

Eine recht stattliche Zahl von frisch entzündeten Kerzen deutet darauf hin, dass sich so mancher Besucher die Erlösung von dem Bösen erhofft. Das Böse kann vieles sein. Aktuell wird man den Eindruck nicht los, dass trotz aller guten Wünsche das Böse eher auf dem Vormarsch ist.

Die meist ein- bis zweistöckig errichteten Gebäude und die sandigen Straßen und Plätze lassen den Eindruck einer (im überwiegenden Teil des Jahres) verlassenen Westernstadt entstehen. Die Gebäude gehören den Bruderschaften, die sie eigentlich nur zur Wallfahrt an Pfingsten als Quartier benötigen. Den Rest des Jahres stehen sie leer.

Sich das Städtchen einmal anzusehen, macht aber Sinn. Denn wo schlendert man ansonsten schon über Sandstraßen. Und die Gebäude erinnern so ein ganz klein wenig an eine Westernstadt. Pferdekutschen mit Touristen und Reiter bewegen sich zwischen Pkw und Kleinlastern durch die Straßen. Aber der Himmel spielt wieder einmal nicht mit. Es ist zwar überwiegend trocken, aber eine geschlossene Wolkendecke macht einfach keine schönen Bilder. Und so nehmen wir mal, was wir kriegen und hoffen für den Nachmittag auf einen fotogeneren Himmel.

Das Monumento a las Hermandades (Denkmal für die Bruderschaften) auf der Plaza de Doñana.

Sandstraße in El Rocío

Wieder so ein Straßenzug, wie man ihn auch im Norden Mexikos antreffen könnte.

Flamencokleider stehen auch in El Rocia hoch im Kurs.

Ein hübscher Kiosk, der wohl insbesondere die Gelüste von Abhängigen bedient. Hier dürften das vor allem "Zuckerkranke" sein.

Pferdekusche vor der Kathedrale von El Rocío

Kutschfahrten sind hier recht beliebt und lohnen sich insbesondere dann, wenn man mit einer größeren Gruppe von Leuten unterwegs ist.

Charco de la Boca - übersetzt "eine Pfütze im Mund". An einem reich gedeckten Tisch werden Träume wahr.

Die Kirche La Virgen del Rocío, vom westlich der Stadt gelegenen Restaurant Aires de Doñana aus aufgenommen.

Nach Süden hin schließt der Ort direkt an den Nationalpark Coto de Doñana an, vom Platz vor der Kirche oder auch wie hier vom Restaurant Aires de Doñana aus überblickt man eine in den Wintermonaten gewässerte Fläche (Marismas), während weiter südlich ausgedehnte Pinienwälder beginnen.

Das Haus Triana in der Calle el Real.

Zwischen der Calle Moguer und der Calle el Real eingebettete, palmengesäumte Freifläche.

Andernorts führt man Hunde Gassi, hier macht man das mit Pferden. Und weil die meisten da nicht hinter kämen, nehmen sie halt das Auto. Das ist dann wohl Gassi fahren. 

 

Auf dem Weg nach El Rocio kamen wir natürlich auch durch Matalascañas. Das hätten wir uns auch sehr gerne angesehen. Doch kurz zuvor wurde Michael vermutlich von einem Virus heimgesucht, der ihm 2 Tage zu schaffen machte. Und so standen wir vor Ort und konnten nichts unternehmen. Das werden wir zu gegebener Zeit nachholen.