Dienstag, 19.11.2024, El Torcal (Paraje Natural Torcal de Antequera)
Wir verlassen heute noch den Caminito del Rey und fahren in Richtung der Felsenlandschaft von El Torcal. Es drängt ein wenig, weil wir die letzten beiden Tage nicht entsorgen konnten.
Gegen 14:00 Uhr sind wir startklar und fahren über Campillos und die A-384 hinüber nach Antequera, das sind etwa 50 km. Die Straße lässt sich überraschend gut befahren, zwar gibt es schon gelegentlich kleinere Straßenschäden und immer mal überraschende Bodenwellen, aber sie ist
ausreichend breit und nicht über die Maßen gebirgig, sodass wir gut vorankommen. Im El Torcal Park dürfen wir nicht übernachten und so kommt uns das Städtchen mit seinem kostenlosen Stellplatz inkl. VE gerade recht.
Der Stellplatz in Antequera ist schnell gefunden, aber er ist
fast voll besetzt als wir ankommen. Immerhin funktioniert die VE, auch die ist
kostenlos und wir sind jetzt erst einmal froh nun endlich wieder autark zu sein.
Nach dem Entsorgen stellen wir uns auf den einzig verbliebenen Platz. Mehrere Wohnmobile scheinen einfach nur von Einheimischen dort abgestellt worden zu sein und blockieren Stellflächen, deshalb findet man in den umliegenden Straßen etliche Womos, die in Parkbuchten die Nacht verbringen. Alle dort parkenden Fahrzeuge hätte der Stellplatz aber ohnehin nicht aufnehmen können. Auch wenn es ein wenig eng ist, sind wir ganz zufrieden unweit des Parks El Torkal eine kostenlose Unterbringung gefunden zu haben. Darüber hinaus gibt es in etwa 300 m Entfernung einen Lidl-Supermarkt, so können wir auch noch unsere Lebensmittelvorräte ergänzen. Durch die nahegelegene Straße ist es bis in den Abend hinein einigermaßen laut. Aber die Nacht ist dann doch überraschend ruhig und wir schlafen gut.
Nicht verschweigen sollten wir, dass es am Südrand der Stadt Antequera (Oberstadt), in der Calle Santa María la Vieja und auf dem Weg in Richtung El Torcal einen weiteren kostenlosen Übernachtungsplatz gibt. Der bietet mehr Platz und eine schöne Aussicht, hält allerdings keine VE bereit. Hier haben wir unsere zweite Nacht in Antequera verbracht.
Mittwoch, 20.11.2024, El Torcal
Von Antequera sind es 15 km bis in den Park. Am Morgen ist überall Nebel. Wir quälen uns auf der A-343 aus der Stadt heraus und gelangen dann auf eine Straße, die hinter der Stadt in ein Tälchen führt (grün im Kärtchen oben). Hier verschwindet der Nebel und wir können auf der ausreichend breiten Straße bequem fahren. Doch das währt nicht lange und schon steigt sie wieder moderat an und wird kurvenreicher. Die A-343 ist inzwischen in die A-7075 übergegangen, die uns nun bis in den Park El Torcal bringen wird. Auf den letzten 7 Kilometern nimmt die Steigung deutlich zu und der Nebel wird jetzt richtig kräftig. Die schlechte Sicht, die starken Anstiege und die im dicken Dämmer unvermutet schnell auftauchenden Kurven drücken unsere Durchschnittsgeschwindigkeit unter 30 km/h. Hinter uns stauen sich, trotz der abgelegenen Gegend, die Pkw, aber hier irgendwo rechts ranzufahren ist viel zu gefährlich, da müssen die jetzt durch. Nun sind es nur noch wenige Kilometer und es geht beständig nach oben, der Park liegt ja zwischen 1100 und 1400 Metern Höhe, da ist das kein Wunder. Die Aussicht ist jetzt bestimmt schon prächtig, aber wir bekommen nichts mit, maximal 50 m können wir sehen, dann blickt man gegen eine weiße Wand.
Wie man in dem Kärtchen oben sieht, liegt der Park am Südrand eines Felsmassivs, das hier steil in Richtung der südlich angrenzenden Täler abbricht. Das kann zu heftigen Winden führen, die wir heute ebenfalls zu spüren bekommen. Auf der Anfahrt schon wird unser Wohnmobil ordentlich durchgeschüttelt. Dann endlich haben wir die steilen Anstiege hinter uns und die Straße geht in die Horizontale über. Noch ändert sich an den Sichtverhältnissen wenig, dafür legt der Wind noch einmal eine Schippe drauf und jagt die Nebelschwaden mit Hochgeschwindigkeit über den Kamm. Der Wind und die kühlen Temperaturen lassen uns frösteln, wir sind es gar nicht mehr gewohnt uns dick anzuziehen und sind erst einmal froh, dass wir im schönen warmen Womo sitzen bleiben und frühstücken können. Dann sehen wir endlich den Parkplatz vor dem Besucherzentrum, der jetzt gegen 08:00 Uhr noch fast leer ist. Also können wir uns einen Platz aussuchen, bevor die Besuchermassen hier jedes Fleckchen zustellen. Michael will schnell einmal aussteigen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Dabei reißt ihm der Wind fast die Tür aus der Hand, das war knapp. Was für eine garstige Begrüßung! Da können wir uns im doppelten Sinne warm anziehen.
Während wir frühstücken und den Tag planen, füllt sich nach und nach der Parkplatz, aber er wird über den ganzen Tag nie so voll, dass man überhaupt keinen Platz mehr bekäme. Insofern waren wir etwas zu sehr besorgt. Im Sommer und an so manchem Wochenende dürfte das anders aussehen. Insbesondere wenn das Umland glüht, wird es hier oben immer noch einigermaßen angenehm sein und das dürfte sich herumgesprochen haben. Eine Eintrittsgebühr wird übrigens nicht erhoben. Ein Besucherzentrum mit einem kleinen Museum, in dem Geologie, Flora und Fauna des Parks erläutert werden, mit einigen Exponaten sowie einem Verkaufsraum und einer Cafeteria schließen an den Parkplatz an. Bald erreichen erste Busse mit Schulkindern den Park. Bei dem so entstehenden Gewimmel und Gewusel halten wir uns dann doch lieber fern. Die Schüler laufen allerdings nicht weit in den Park hinein. Das wäre viel zu unübersichtlich für die Betreuer, denn in diesem Felsenlabyrinth kann man sich ordentlich verlaufen und auch verletzen, wenn man nicht darauf achtet, wohin man seinen Fuß setzt. Schön für uns, dass es in den Weiten des Parks ruhig bleiben wir und so besorgen wir uns im Besucherzentrum einen Lageplan und verschwinden zwischen unzähligen Felstürmchen in der Tiefe des Raumes.
Läuft man auf gut Glück in die wild zerklüftete Landschaft von El Torcal hinein, lassen sich sicher viele mögliche Wanderrouten ausfindig machen. Nur weiß man nie, wohin die am Ende führen und welcher Schwierigkeitsgrad einem dort abverlangt wird. Deshalb sollten sich Touristen, die nicht mit den lokalen Gegebenheiten vertraut sind, auf die von der Parkverwaltung präparierten Routen konzentrieren. Hier werden drei farblich unterschiedene Wanderwege ausgehalten:
Ein kurzer, grün markierter (Ruta Verde), ein etwas längerer
gelb markierter (Ruta Amarilla)
und ein langer rot markierter, der allerdings nur mit Führung
und Voranmeldung begangen werden darf. Wir entscheiden uns für den gelb markierten Wanderweg. Die beiden erstgenannten Wege (grün und gelb) beginnen und enden am Besucherzentrum, wobei
die Ruta Amarilla den größten Teil auch
der Ruta Verde mit
einschließt. Wir entscheiden uns für den gelben Weg und laufen
dann entgegen dem Uhrzeigersinn los.
El Torcal bzw. der Paraje Natural Torcal de Antequera ist ein 1171 ha großes Naturschutzgebiet in Andalusien. Er liegt ca. 15 km südlich der Provinzstadt Antequera und 40 km nördlich von Málaga.
Mit seinen außergewöhnlichen Karstformationen gehört der Park zu den beeindruckendsten Landschaften Spaniens. Vor 100 Millionen Jahren war das Gebiet noch gänzlich vom Meer der Tethys bedeckt, von dem lediglich das Mittelmeer übriggeblieben ist. Durch die Ablagerung von Sedimenten bildeten sich Schichten aus Kalkgestein. Infolge der Kollision der afrikanischen und der eurasischen Erdplatte und der damit einhergehenden alpidischen Gebirgsbildung, wurde dieser Landstrich angehoben und gefaltet. Im Zuge dieser tektonischen Bewegungen entstanden auch Dehnungsklüfte, die durch das Eindringen von Wasser erweitert wurden. Hierbei spielte insbesondere die für Karstgebiete typische Kohlensäureverwitterung eine wichtige formgebende Rolle, durch welche die heutige wildzerklüftete Felsenlandschaft mit fantastischen Steingebilden entstanden ist (überwiegend Wikipedia entnommen).
Gleich jenseits der Hinweistafel geht es zwischen flachen Gesteinsblöcken ganz gemütlich, leicht ansteigend ins Felsenlabyrinth hinein.
Die Wege sind naturbelassen. Wo Tone und Lehme zwischen den Kalksteinen
lagern, bildet sich bei Regen Stauwasser, das von den Besuchern verschleppt wird. Die schmierige Pampe macht die nachgelagerten Gesteinsoberflächen teils recht glitschig und man muss aufpassen,
dass man dort nicht ausrutscht. Auch deutlich
schwankende Tritthöhen und das ständigen Auf und Ab des Wanderpfades machen das Fortkommen gelegentlich etwas mühsam. Mit der notwendigen Geduld ist das Gelände aber ohne weiteres
zu meistern.
Das Wetter bleibt unbeständig. Zwar bewegt sich eine nur dünne Wolkendecke über den Kamm. Doch die heftigen Winde sorgen dafür, dass man sich auf nichts einstellen kann. Kaum glaubt man, die Sonne werde nun bald die Oberhand über die Nebelschwaden gewinnen, schon zieht der Kamm wieder zu und das Fotografieren wird zu einem ziemlichen Geduldsspiel.
Dann endlich zeigt sich die Sonne einmal etwas länger und wir genießen die wärmenden Strahlen.
Kurz bevor sich der grüne und der gelbe Wanderweg trennen, sehen wir die ersten Steinböcke, die sich geschickt zwischen den Felsvorsprüngen bewegen.
Der grüne Weg führt von hier aus wieder zurück zum Besucherzentrum, der gelbe Weg führt uns noch ein ganzes Stück weiter in die bezaubernde Felsenlandschaft des Naturparks hinein.
Die drei Zinnen, ein Hauch von Südtirol.
Weiter geht es in einem ständigen Auf und Ab, zwischen Felsrippen
hindurch.
Zwischen manchen Felsrippen geht es richtig tief hinunter. Wer hier hineinfällt, haut sich ordentlich die Knochen auf.
Wieder sehen wir Steinböcke. So nah haben wir die noch nie zu Gesicht bekommen.