Mérida

Mittwoch, 30.10.2024, Stadtbummel durch Mérida

Mérida mit den beiden Stellplätzen. Aus der Ferne schien uns der Stellplatz im Westen der Stadt besser zu passen. Vor Ort haben wir dann gesehen, dass es genau umgekehrt ist (Quelle: OpenStreetMap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

In Mérida gibt es zwei Stellplätze. Wir sehen uns zunächst den etwas außerhalb gelegenen Platz im Westen der Stadt an. Schon das Zugangsprozedere mittels Automaten zum Platz nervt uns und die gähnende Leere auf dem eingezäunten Areal sagt uns erst recht nicht zu. Und dann auch noch bei schlechtem Wetter weite Wege gehen zu müssen, nein, das ist nicht unser Ding. Also sehen wir uns den Platz in der Stadt an und finden den von der Lage und Beschaffenheit deutlich angenehmer. Zwar soll das Betanken der Stadtbusse wegen des Lärms etwas Stress machen und wir müssen auch hier eine Schranke passieren. Aber insgesamt finden wir diesen Platz benutzerfreundlicher und er ist nur wenig teurer als der Platz am Stadtrand. Hinzu kommt, dass wir dort für Trinkwasser bezahlen sollten, hier bekommen wir das Wasser umsonst. Also der Innenstadtplatz sagt uns eindeutig mehr zu.

Manchem Wohnmobilisten schon ein wenig zu eng, aber für uns kein Problem, zumal wir am liebsten gleich in die Stadt aufbrechen möchten. 

Die VE-Station mit Grau-, Schwarz- und Trinkwasser.

Links Schwarzwasserentsorgung mit separatem Wasserhahn, rechts der Trinkwasseranschluss.

 

Leider regnet es den ganzen Nachmittag und die Stadt ist deshalb so wenig einladend, dass wir schon überlegen, ganz auf einen Besuch der historischen Stätten zu verzichten. Gegen 17:00 Uhr entschließen wir uns dann doch noch zu einem Stadtrundgang. Der Regen setzt für wenige Minuten aus und wir haben schon die Hoffnung auf eine längere Regenpause. Doch kaum sind wir am Teatro Romano und dem Anfiteatro de Mérida angekommen, setzt der Regen wieder ein. Dazu schließt die historische Besichtigungsstätte bereits in 45 Minuten und da haben wir keine Lust, bei dem Wetter auch noch ständig auf die Uhr schauen zu müssen.

Die Markthalle von Mérida in der Calle San Francisco im Nieselregen. Die hätten wir uns gerne einmal angesehen, aber am späten Nachmittag ist die natürlich geschlossen.

Also setzen wir unseren Rundgang fort und versuchen wieder einmal eine belebte und originelle Innenstadt zu finden. Es geht ja jetzt auf 18:00 Uhr zu, da müsste doch etwas zu machen sein. Leider Fehlanzeige, es ist uns bisher noch nicht so wirklich gelungen und es gelingt uns auch hier nicht.

Der sogenannte Arco de Trajano (Trajansbogen) war kein Triumphbogen, sondern ein Stadttor. Er befindet sich nahe dem heutigen Stadtzentrum und überspannt den cardo maximus – in der Antike eine der Hauptverkehrsstraßen der Stadt. Der heute sichtbare Kalkstein war ehemals mit Marmor verkleidet.

Wir schlagen einen weiten Bogen und gelangen über die Calle del Ferrocarril an das römische Aquädukt Los Milagros. Dieses befindet sich nordwestlich des Bahnhofs von Mérida, während das Acueducto de Rabo de Buey sich nordöstlich des Bahnhofs anschließt. Sporadische Niederschläge und ein beständig grauer Wolkenteppich lassen das eindrucksvolle Bauwerk in einem so schlechten Licht erscheinen, dass es fast schon eine Beleidigung ist auf den Auslöser zu drücken. Michael kann es natürlich trotzdem nicht lassen, aber es ist einfach ärgerlich.

 

Der aus vorgefertigten Granit- und Ziegelsteinen errichtete große Aquädukt (Acueducto de los Milagros) führte Wasser aus der Proserpina-Talsperre fünf Kilometer vor der Stadt nach Emerita Augusta. Die Wasserleitung verlief teils ober-, teils unterirdisch und wurde unter Augustus um die Zeitenwende errichtet. Der brückenartige Teil mit seinen maximal 25 Meter hohen Pfeilern und den dazwischengespannten Bögen ist relativ gut erhalten. Die durchschnittliche lichte Weite der Bögen liegt bei 4,50 m, stärkere Abweichungen davon sind aber stellenweise vorhanden. Die eigentliche Wasserrinne ist im Laufe der Jahrhunderte verschwunden – wahrscheinlich wurde sie von Menschenhand abgetragen.

Donnerstag, 31.10.2024, Besuch von Mérida

Auch heute Morgen kennt der Regen kein Erbarmen. Es fällt wenig Niederschlag, der aber beständig. Angelika hat nach den Erfahrungen von gestern die Nase voll und verbringt den Morgen im Wohnmobil. Michael nervt die Vorstellung, dass er 2.000 km entfernt von zu Hause vor aufregenden römischen Ruinen steht und die nur wegen etwas Regen verpassen soll. Auch wenn es heute weiter regnet, packt er deshalb seinen größten Schirm aus und begibt sich in die Stadt. Zunächst geht es zum Circo Romano de Mérida, der römischen Pferderennbahn.

Die Anlage ist geschlossen und man hat sich alle Mühe gegeben, den Außenstehenden nicht allzu viele Einblicke zu gewähren, denn man ist ja an zahlender Kundschaft interessiert. Zum Glück gibt es ein paar Lücken in der Hecke.

Die Ruine ist heute natürlich nicht mehr so beeindruckend wie vor 2.000 Jahren.

Aber mit etwas Fantasie kann man sich schon vorstellen, dass hier an den Tagen mit Wagenrennen richtig was los war. Michael kennt das ja nur aus Monumentalfilmen wie Ben Hur, die Älteren werden sich erinnern.

Das Aquädukt Rabo de Buey nordöstlich des Bahnhofs von Mérida, fußläufig gut von unserem innerstädtischen Stellplatz aus zu erreichen. Es steht im Viertel San Lazaro und brachte Wasser aus den Bächen nördlich der Stadt ins Zentrum. Der unterirdische Teil der Wasserleitung ist gut erhalten. Von den Bögen über das Albarregastal sind nur drei erhalten, weitere befinden sich in der Nachbarschaft zum römischen Circus. Das Aquädukt wurde im 16. Jahrhundert durch einen wenig eleganten Neubau ersetzt.

Unter dem großen Schirm kann man schon einmal die Spiegelreflexkamera auspacken und bekommt trotz des weiterhin miesen Wetters zumindest etwas bessere Fotos.

Wenn Michael es richtig verstanden hat, dann waren hier ursprünglich einmal Thermen. Von hier aus geht es nun hinüber zu Teatro Romano und Anfiteatro de Mérida.

Nun geht es endlich zu den beiden Hauptattraktionen der Stadt. Der Eintritt zu den beiden unmittelbar nebeneinanderliegenden Bauwerken kostet 13 € p. P. Auch hier sind die Grundstücksgrenzen mit einer dichten Hecke bepflanzt, was nicht zwingend notwendig gewesen wäre, denn das Mauerwerk der beiden Bauwerke wirkt selbst schon als Sichtblende.

 

Mérida bzw. Emerita Augusta, wurde 25 v. Chr. von Augustus gegründet, um emeritierte Soldaten aus der römischen Armee anzusiedeln. Der Begriff Emeritus bezieht sich auf die Soldaten, die alle ehrenhaft aus dem Dienst entlassen wurden. Das Amphitheater wurde zusammen mit dem römischen Theater als Teil eines Unterhaltungskomplexes gebaut. Heutzutage sind beide Teil des Archäologischen Ensembles von Mérida, das zu den größten und umfangreichsten archäologischen Stätten Spaniens zählt.

Wie dem auch sei, Michael ist drin und er ist begeistert von den Bauleistungen der Römer. Zwar sind teilweise nur noch Rudimente erhalten, aber das, was noch zu sehen ist, rekonstruiert oder im Original, ist beeindruckend genug.

Brunnen oder Zisterne?