Ronda

Freitag, 15.11.2024, von Casares nach Ronda

Obwohl auch Ronda zu den weißen Dörfern gezählt wird, erfüllt es nicht die Kriterien im engeren Sinn. Ronda ist deutlich größer als die meisten weißen Dörfer. Und während diese ein mehr oder weniger ruhiges Dasein fristen, ist Ronda ein Touristenmagnet ersten Ranges, der an manchen Tagen geradezu überrannt wird. Ursächlich hierfür ist die Nähe zur Küste, die gute Erreichbarkeit, die exponierte Lage am Rande einer tiefen Schlucht und vor allem die Brücke Puente Nuevo, die die Schlucht als kolossales Bauwerk eindrucksvoll überbrückt. Die Ansicht von Schlucht und Brücke ist eines der beliebtesten Postkartenmotive des Landes und hierdurch den meisten Urlaubsreisenden bekannt, selbst wenn sie noch nie in Ronda waren. Und weil die Ansicht so beeindruckend und der Ort von der Küste aus leicht zu erreichen ist bieten viele Reiseveranstalter einen Tagesausflug nach Ronda an und das flutet dann selbst im Winter die Gassen des Städtchens.

 

Die Stadt Ronda liegt in der andalusischen Provinz Málaga auf einer Höhe von etwa 700 m über dem Meeresspiegel in einer als Serranía de Ronda bekannten Berglandschaft, zu der auch die Naturparks Sierra de Grazalema und Sierra de las Nieves gehören. Die Stadt liegt rund 113 km westlich der Provinzhauptstadt Málaga und 50 km nördlich der Costa del Sol. Mit ca. 33.000 Einwohnern und einer Fläche von rund 480 km² ist die Gemeinde Ronda eine der größten Ortschaften unter den „weißen Dörfern“ Andalusiens (teilweise Wikipedia entnommen).

Gegen 08:00 Uhr verlassen wir unser Nachtlager in Casares und brechen auf in Richtung Ronda. Das sind gerade einmal 50 km, aber die ziehen sich wie Kaugummi. Die Straße führt steil hinunter in Täler und dann ebenso steil wieder hinauf auf den nächsten Kamm.

An diesem Aussichtspunkt hätten wir gerne einmal die Aussicht genossen, aber wie man sieht, sieht man nichts. Nebel hüllt die ganze Landschaft ein und wir müssen unverrichteter Dinge weiterziehen.

Weiter oben in den Bergen wird die Sicht dann endlich etwas besser. Doch nun setzt wieder Regen ein. Also so reicht es auch hier nur für ein paar Schnappschüsse aus dem geöffneten Fenster und schon geht es weiter.

Mitten in den Bergen taucht ein weiteres weißes Dorf auf, aber bei dem Wetter macht ein Besuch nun wirklich keinen Sinn. Zahlreiche Kurven und Geschwindigkeitsbeschränkungen verhindern, dass wir bergan Fahrt aufnehmen können und so quälen wir uns an jeder Steigung mühsam nach oben und erreichen eine Durchschnittsgeschwindigkeit von nicht einmal 30 km. Als endlich der Regen etwas nachlässt, bläst der Wind richtig stramm und immer wenn wir einen Aussichtspunkt ansteuern, schleudert er uns sein feuchtes Treibgut entgegen, sodass es mit dem Fotografieren ganz schwierig bleibt. Für heute geben wir uns geschlagen, nicht unser Tag. Und so quälen wir uns nun weiter in Richtung Ronda und sind froh als wir dieses endlich erreichen.

Ronda mit dem Tagesparkplatz und den wichtigsten Sehenswürdigkeiten (Quelle: OpenStreetMap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Manchmal ist es wirklich verrückt. Kaum sind wir in Ronda, hat der Himmel ein Einsehen und blauer Himmel setzt sich überall durch. Da der Stellplatz ordentlich teuer und auch relativ weit vom Stadtzentrum entfernt ist, versuchen wir einen Tagesparkplatz anzusteuern, doch das ist in Ronda gar nicht so einfach. Wieder fahren wir einige Irrwege, finden auch nirgendwo einen Haltepunkt, wo wir einmal in Ruhe schauen können, wo wir eigentlich herumdüsen und erreichen am Ende rein zufällig doch noch den ursprünglich ausgesuchten Parkplatz an der Plaza Pruna 2 (Bildhintergrund). Der kostenlose Parkplatz ist relativ klein und eignet sich eher für Bulligröße, aber bei frühzeitiger Anreise und mit etwas Geduld bringt man auch ein 7 m langes Gefährt hier unter. Auf dem Platz stehen überwiegend Pkw und zwei weitere Wohnmobile, er macht einen sicheren Eindruck. Zwar sollen Bettler hier gelegentlich die Hand aufhalten, um den Leuten gegen Bares die Bewachung des Autos aufzuoktroyieren. Wir sehen heute aber nichts dergleichen, dafür eine Patrouille der Stadtpolizei. Bei dem Gedränge in der Stadt ist es erstaunlich, dass wir überhaupt etwas gefunden haben, aber das liegt wohl daran, dass man von hier aus 20 Minuten laufen muss und das ist vielen ja schon zu weit. Wir verrammeln unser Fahrzeug und machen uns auf den Weg in die Stadt.

Unser Parkplatz befindet sich nördlich der Altstadt. Von hier aus findet man leicht zur Hauptattraktion des Ortes. Man muss einfach nur der Calle Jerez, die später zur Calle Virgen de la Paz wird, nach Süden folgen, dann kann man gar nichts verkehrt machen.

Parallel dazu und westlich dieser Straße verläuft allerdings die Felsabbruchkante, von der aus man herrliche Ausblicke ins Umland hat, da wären wir ja mit dem Klammernsack gepudert, wenn wir uns stumpf der Calle Jerez anvertrauen würden. Immer dann, wenn es möglich ist, machen wir also Abstecher an die Felsabbruchkante und genießen die Aussicht und die wärmende Sonne, die uns dort viel besser erreicht als in den schattigen Altstadtstraßen.  

Blick zurück auf unseren Tagesparkplatz links neben dem gelben Gebäudequader.

Die Iglesia de Nuestra Señora de la Merced in der Calle Jerez.

Parque Alameda del Tajo in der Calle Virgen de la Paz.

Und hier die Stierkampfarena, ebenfalls in der Calle Virgen de la Paz.

Unweit der Stierkampfarena erreichen wir das Wahrzeichen der Stadt, die beeindruckende Brücke, Puente Nuevo, eine Bogenbrücke aus dem 18. Jahrhundert, die eine gut 100 m tiefe Schlucht überspannt.

Natürlich müssen wir uns oben in der Altstadt die Brücke erst einmal von allen Seiten ansehen.  Im unmittelbaren Umfeld der Brücke ist jetzt auch richtig Betrieb. Auffallend viele Chinesen flanieren durch die Stadt. Zahlreichen Busse haben ihre Touristenladungen hier ausgespuckt und die Besuchergruppen hasten wie üblich irgendeinem Fähnchen oder Stock hinterher, um allerlei interessantes zur Stadt erzählt zu bekommen. Sie müssen nichts selbst herausfinden, denn ihr Tagesablauf und die Routen sind bestens durchorganisiert. So schafft man in relativ kurzer Zeit ein straffes Programm und erfährt einiges mehr als wir. Michael sieht durchaus die Vorteile einer solchen Reise, aber nach vielen dutzend Berufsjahren möchte Michael seinen Biorhythmus nie mehr irgendwelchen Guides überantworten. Selbst ist der Rentner und wenn es noch so mühsam ist. Die große Freiheit ist unbezahlbar. Trotz Tourialarm im Umfeld des Hotspots ist die Stadt nicht total überlaufen. Entfernt man sich nur ein wenig von der Puente Nuevo, dann kann man sich zumindest jetzt in der Nebensaison gleich wieder ganz ordentlich und unbeschwert bewegen.

Nachdem wir die Puente Nuevo von oben gesehen haben, möchte Michael sich, auch wenn es etwas anstrengend ist, nun den Blick von unten gönnen. Also geht es nach unten in Richtung Albergue Los Molinos. Angelika muss das nicht haben und sieht sich lieber einmal in der Altstadt um.

Viele Treppenstufen sind nun zu bewältigen. Schon die ersten Stufen schrecken einen Gutteil des Publikums ab. Was gesund ist, findet wenig Gegenliebe. Schön für die, die hinuntergehen, jetzt gibt es Platz. 

Auf halber Höhe erreicht man einen der beiden Aussichtspunkte, die gegen Gebühr erlaufen werden können. Nach Michaels Auffassung ist das nicht der beste Punkt, er ist einfach etwas zu nah an der Brücke, aber er kostet halt weniger Mühen.

Michael und einigen anderen ist das wursch und so geht es weiter bis zum unteren Aussichtspunkt, von dem aus man die Brücke nebst Wasserfall formatfüllend ins Bild bekommt und das ganze auch noch kostenlos. Gleich ist er unten und dann gibt es einige wirklich schöne Ansichten von Rondas Wahrzeichen.