Setenil de las Bodegas

Samstag, 16.11.2024, von Arriate nach Setenil de las Bodegas

Am heutigen Samstag ist in Arriate ein kleiner Markt unmittelbar unterhalb unseres Stellplatzes. Dort gibt es Textilien und Lebensmittel, eine gute Gelegenheit unsere Frischwarenvorräte aufzufüllen, ansonsten aber keine Veranstaltung, die man unbedingt gesehen haben müsste.

Vom Markt aus gehen wir weiter hinunter in den Ort, um uns die Ortsdurchfahrt an der Hauptstraße nach Setenil anzusehen. Michael hatte gestern das Gefühl, wir könnten in der Durchfahrt links im Bild stecken bleiben. Heute haben uns zwei Polizisten versichert, da würde auch der Autobus durchfahren, notfalls würden sie uns eskortieren. 

 

Ein Problem bleibt trotz alledem, dass die Hauptstraße an der im Bild ersichtlichen und einer weiteren Stelle im Ort in beide Richtungen befahren wird, sie dort aber nicht ausreichend breit für entgegenkommende Fahrzeuge ist. Also kann immer nur in eine Richtung gefahren werden, doch die beiden Engstellen sind schwer einsehbar und wenn wir mit dem Wohnmobil einfahren und auf Gegenverkehr treffen, wird es mühsam mit dem Rangieren. Meist kommen die Fahrzeuge im Pulk und da ist es dann für niemanden einfach den Rückwärtsgang einzulegen. Die beste Lösung ist, einen Spanier im Pkw vor sich zu haben, der die Straße freipresst, da kommt man dann reibungslos durch.

Gegen 14:00 Uhr sind wir startklar und machen uns auf den Weg nach Setenil. Wie zu erwarten, ist die Durchfahrt durch das Nadelöhr in Arriate etwas kitzlig. Aber mit Hilfe zweier Spiegel und etwas Geduld schaffen wir es dann doch besser als erwartet. Obwohl es von Arriate bis Setenil lediglich 10 km Strecke sind, bleibt es ein elendes Gegurke, denn die Straße MA-7403 führt teilweise durch eine Streusiedlung, mit niedrigen Geschwindigkeitsbegrenzungen und diversen Entschleunigungseinrichtungen.

Wir erreichen Setenil de las Bodegas über die CA-9122 und fahren auf den oben abgebildeten Kreisel zu. Noch vor diesem Kreisel befindet sich auf der linken Seite der CA-9122 ein Parkplatz mit einem etwas unebenen Erdplanum. Dort hätten wir gerne geparkt, doch der Platz ist mit Reisebussen und Pkw zugestellt. Kein Wunder, wir sind heute einfach zu spät dran, das können wir besser. Also fahren wir an dem repräsentativen Kreisel rechts hoch in eine Neubausiedlung in die Straße Victoria Kent und stellen unser Wohnmobil dort im Seitenstreifen ab. Noch etwas weiter oben gibt es übrigens auch einen Campingplatz. Wer hier nächtigen möchte, kann das also auch tun und hat dann die Möglichkeit sich den Ort auch einmal im abendlichen Lichterglanz anzusehen. Wir haben das heute nicht vor und gehen nun zu Fuß am "Setenilkreisel" vorbei in Richtung Ortszentrum.

 

Wir laufen ein ganzes Stück in Richtung Ortskern, doch von den Calle Cuevas, die so charakteristisch für diesen Flecken sind, sehen wir erst einmal nichts. Das hängt damit zusammen, dass wir dem Tal des Rio Trejo folgen. Der durchschneidet das 600 bis 700 m hoch gelegene Mittelgebirge in mehreren eng ständigen Windungen, sodass die Blicke immer nur bis zur nächsten Flussbiegung reichen.

Wir erreichen die Azulejos Setenil de Las Bodegas in der Straße Frederico Garcia Lorca, sind unschlüssig wohin wir laufen sollen und folgen einfach mal dem Fluss nach Nordwesten.

Hier werden wir dann erstmals fündig. Im Bild der Rio Trejo, eingezwängt in ein viel zu enges Flusstal, das diesem schönen Ort eines Tages zum Verhängnis werden könnte. Am rechten Flussufer verläuft die Calle Cuevas del Sol.

 

Die als Cuevas, also Höhlen bezeichneten Straßenzüge sind keine Höhlen im eigentlichen Sinne, sondern mächtige überhängende Gesteinsbänke. Die sind dadurch entstanden, dass der Fluss das Gestein unterhalb dieser Bänke tief ausgeräumt hat. Den so geschaffenen Freiraum haben die Einwohner genutzt, um Gebäude hineinzubauen, die nun verschmolzen mit dem Fels malerische Bilder abgeben. Ursprünglich dürften die Wenigsten dabei an den Tourismus gedacht haben, es war wohl eher Pragmatismus, der zu diesen Wohnformen geführt hat. Wie wir inzwischen gelernt haben, ist es ja in Spanien bis in die jüngste Vergangenheit gar nicht so unüblich, natürliches Gestein mit in den Wohnungsbau einzubeziehen. Das ist kostengünstig, weil es Baumaterial spart und klimafreundlich, weil es vor allem in den heißen Sommern kaum zusätzlicher Kühlung bedarf und so den Energieverbrauch zügelt.

Dass dabei auch ein pittoreskes Stadtbild erzeugt wird, ist wohl eher Zufall. Doch das nicht alltägliche Erscheinungsbild dieses Ortes lockt inzwischen so viele Leute an, dass ein Gutteil der fast 3.000 Einheimischen ganz ordentlich davon leben kann.  

Unvermeidlich ist so manche frühere Behausung längst einem Restaurant gewichen. Denn der Gast liebt es, an den besonders beeindruckenden Cuevas oder Felsüberhängen zu speisen und die monumentale Überdachung auf sich wirken zu lassen. An den schönsten Stellen ist die Restaurantdichte inzwischen allerdings so groß, dass die Cuevas vor lauter Restaurantschirmen kaum noch vernünftig abzulichten sind.

Anfänglich versuchen wir noch den Überblick zu behalten und merken uns, wo welche Aufnahmen entstehen. Aber je länger wir durch die Gassen schlendern, umso mehr verlieren wir die Orientierung und geben uns zeitweise geschlagen.

Hier hätte man mehr draus machen können, aber die Einheimischen werden wohl wissen, was funktioniert und was nicht.

Harmonisch schmiegen sich die Gebäude an die Felsüberhänge.

Hier schlendern wir die Plaza de Andalucia entlang.

Die Plaza de Andalucia in Setenil de las Bodegas. Einer der schönsten Plätze des Ortes. Verschlafen sollte man diesen Anblick eigentlich nicht.

Wer will genießen, muss Schweiß vergießen, meinte einst Hesiod, ein griechischer Dichter. In diesem Sinne empfiehlt Michael nicht nur die mühelos zu begehenden Cuevas entlang des Flusses aufzusuchen, sondern auch einmal den aufsteigenden Gassen zu folgen und aus der Vogelperspektive nach unten zu schauen. Da eröffnen sich zwangsläufig ganz neue Perspektiven.  

Die Calle Cuevas sind von oben zwar selten gut zu sehen, weil sie hinter Felsüberhängen und Aufbauten von Restaurants verschwinden. Aber blumengeschmückte Altstadtgassen, palmengesäumte Höfe, die eine oder andere steil aufragende Felswand, enge Flusswindungen und Panoramen der verschiedenen Ortsansichten sind eine schöne Abwechslung. 


Und man muss ja nicht im Dauerlauf zu den Aussichtspunkten hinaufstürmen, zumal auch die nach oben führenden Gassen immer wieder reizvolle Ausblicke freigeben.

Blumengeschmückte Fassaden stehen den ansonsten doch manchmal etwas tristen, weißen Fassaden immer gut zu Gesicht.

Drei Stunden verbringen wir in Setenil, das ist für einen ersten Eindruck absolut ausreichend. Aber es gibt doch noch einiges mehr zu sehen, wenn man sich die Zeit nimmt auch einmal die umliegenden Höhen zu erklimmen und die Stadt aus unterschiedlichen Blickwinkel auf sich wirken zu lassen. Wir haben vielleicht nicht den perfekten Tag erwischt, sollten zukünftig mal etwas früher anreisen, um uns unter der Woche mal hier umzusehen und vielleicht sogar einmal auf dem Campingplatz nächtigen. 

Auf dem Rückweg zum Wohnmobil geht es noch einmal durch eine der Calle Cuevas. Auch das kann lohnend sein, denn manchmal steht die Sonne so ungünstig oder der Andrang an Besuchern ist so groß, dass man einfach kein vernünftiges Foto hinbekommt. 

Ein letzter Blick, dann geht es zurück zum Womo und mit diesem auf unseren Übernachtungsplatz nach Arriate. Gegen 18:00 Uhr stehen wir wieder auf dem Platz und läuten den gemütlichen Abend ein. Wer Ronda besucht, sollte unbedingt auch einen Abstecher nach Setenil machen, es lohnt sich absolut sich das einmal anzusehen.