Donnerstag, 28.11.2024, Tabernas-Wüste
Heute meint es das Navi einmal richtig gut mit uns. Statt uns wie so oft den kürzesten Weg mitten durch die Stadt aufzuoktruieren, gönnt es uns eine Fahrt auf der Autovia, die die Stadt westlich umrundet, wobei die Strecke sicherlich etwas länger, aber weitaus angenehmer zu fahren ist. Da die Straßen im Landesinneren selten überlastet sind, fahren wir ganz gemütlich zunächst nach Norden und dann auf der A-92 nach Osten in Richtung Almeria.
Nachdem wir in östliche Richtung abgebogen sind, steigt die Straße langanhaltend an und erreicht irgendwann einen mehr als 1.300 m hohen Pass. Die Landschaft wird nun gebirgig und ist deutlich schöner anzuschauen als in der Hochebene um Granada. Hinter dem Pass bleiben wir erst einmal auf etwa einem Niveau, dann geht es wieder leicht runter und schließlich kommt auch wieder eine stärkere Gefällstrecke. Die Straße von Granada nach Tabernas hält einige Überraschungen bereit, was lohnende Ausflüge in die Umgebung angeht. Irgendwann sollten wir uns diese Ecke einmal genauer anschauen. Im Übrigen gibt es entlang der A-92 mehrere kostenlose Übernachtungsstellplätze, also man kommt hier sehr günstig unter und das ist ja für Langzeiturlauber auch immer eine lohnende Sache.
Etwa 20 km östlich von Guadix kreuzt die Autovia A-92 bei Dólar die A-308. Hier fahren wir auf den angrenzenden Rastplatz, der gleichzeitig als kostenloser Stellplatz ausgewiesen ist.
Der Platz würde sich eignen für die Erkundung der Marquesado de Zenete, aber das wäre eher etwas für März oder April, aktuell ist es uns hier oben zu kalt. Hier gibt es auch ein Restaurant und ein einfaches Hotel. Ob es direkt neben der Autovia ausreichend ruhig wäre in der Nacht, ist schwer zu sagen. Immerhin könnten wir entsorgen und es gäbe wohl auch Trinkwasser. Und man kann auf Nachfrage in dem Restaurant kostenlos duschen.
Die VE-Station mit Grau- und Schwarzwasserablauf. Trinkwasser gibt es aktuell keines. Mit der Wartung sieht es auch mau aus. Die Station erfüllt die wichtigsten Ansprüche, mehr darf man nicht erwarten.
Der senkrechte Schwarzwassereinlauf sieht primitiv aus, funktioniert aber besser als so manche moderne Einrichtung.
Eine halbe Stunde verbringen wir auf dem Rastplatz an der A-308 und überlegen, ob wir eine Nacht hier bleiben sollen. Aber dann ringen wir uns doch dazu durch bis nach Tabernas weiterzufahren und schon einmal die Lage vor Ort zu erkunden, damit wir abschätzen können, wie wir den morgigen Tag planen. Es sind jetzt noch 100 km, bei gemütlicher Fahrt benötigen wir 1,5 h.
Schon sind wir wieder auf der Autovia, bald fliegt die Stadt Guadix an uns vorbei. Von weitem kann man erahnen, dass sich ein Besuch lohnen würde. Es gibt eine Maurenfestung, eine schöne Kathedrale und eine Vielzahl von Höhlenwohnungen. Und es gibt unweit der Stadt ein großes solarthermisches Kraftwerk. Schon wieder kommen wir in Versuchung, vor Tabernas doch noch einen Zwischenstopp einzulegen. Doch auch diese Stadt liegt noch auf einer Höhe von gut 900 m. Darüber hinaus sind wir mit der Zeit schon ziemlich limitiert. Aber die Stadt kommt auf unsere To-do-Liste.
Auch wenn die spanischen Autovias immer einmal ein wenig Rumpelstrecke eingebaut haben, fährt es sich auf diesen Straßen doch ganz ordentlich. Wir sind jetzt schon zweitausend Kilometer unterwegs und haben abgesehen von der rush hour in San Sebastian und Sevilla noch keine Staus gesehen. Wir standen ein oder zweimal in zähfließendem Verkehr, das war alles. Wir sind hier halt am Rande des Kontinents und das macht sich doch deutlich bemerkbar.
An der Ausfahrt zur N-340a verlassen wir die Autovia A-92 und fahren zunächst einmal auf eine große Freifläche hinter der Repsol-Tankstelle. Ja, hier könnte man nächtigen. VE ist zwar Fehlanzeige, aber darauf haben wir uns eingestellt. Was uns nicht gefällt ist, dass wir hier direkt an der Autovia ganz alleine stünden. Davon raten alle und auch wir selbst immer wieder ab. Also lassen wir es lieber sein. Immerhin haben wir hier einen schönen ersten Einblick in die Beschaffenheit dieses Landstrichs.
Die Wüste von Tabernas (Desierto de Tabernas) ist nach klimatischen und vegetationskundlichen Kriterien eine Halbwüste. Der durchschnittliche jährliche Niederschlag beträgt immerhin noch 239 Millimeter. Die Zahl der Regentage beträgt pro Jahr 39, mit einem Maximum im Oktober und November und einem Minimum im Juli und August. Die unregelmäßigen, jedoch teils sehr heftigen Niederschläge führen in Verbindung mit der spärlichen Vegetationsdecke und den weichen Sedimenten zu einer heftigen Erosion. Zahlreiche, nur episodisch wasserführende Trockenflüsse (Rambla genannt) spülen tiefe Rinnen aus. Wo die Ramblas intramontane Becken erreichen, spülen sie ausgedehnte Schuttfächer auf. Nach dem englischen Fachbegriff werden solche Landschaften auch als Badlands bezeichnet (überwiegend Wikipedia entnommen). Das Foto oben ist repräsentativ für diese Landschaft.
Vom Parkplatz aus kraxelt Michael auf eine kleine Anhöhe hinauf und sieht sich das Umfeld noch etwas genauer an.
Das Gelände würde schon zu einer kleinen Wanderung einladen. Doch Schilder signalisieren unmissverständlich, dass sich das Gelände im Privatbesitz einer Finca befindet und Eindringlinge unerwünscht sind.
Also belassen wir es bei einigen Aufnahmen aus erhabener Position und verlassen den Platz anschließend, um uns in Richtung Filmkulissen zu orientieren.
Ein erstes Ziel ist die recht kleine ehemalige Filmkulisse Western Leone, auf der gegenüberliegenden Seite der Autovia (Quelle: OpenStreetMap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Von der Tankstelle aus geht es in einen ersten Kreisel, jenseits der Autobahn in einen Zweiten und dann verläuft eine kleine Nebenstraße zwischen Autovia und einem Canyon in nördliche Richtung in die Nähe des Ziels. Wir halten unweit der Schotterpiste in Richtung Western Leone und fotografieren die kleine Westernstadt mehrfach mit dem Teleobjektiv. Der Eintritt soll aktuell laut P4N 12 Euro p.P kosten, doch noch können wir uns nicht entscheiden, welche der drei Westernstädte wir uns ansehen wollen.
Perfekt ist die Aufnahmeposition nicht, aber man sieht schon, dass die Kulissenstadt wirklich nur wenige Gebäude umfasst.
Tatsächlich ist Western Leone die kleinste, Fort Bravo die nächstgrößere und Mini-Hollywood die größte Westernstadt in dieser Gegend.
Jetzt suchen wir erst einmal einen Übernachtungsplatz. An der Westernstadt Mini-Hollywood werden wir fündig. Glücklich werden wir mit dem Platz allerdings nicht, dazu später mehr (Quelle: OpenStreetMap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
Direkt am Eingang zu Mini-Hollywood und unmittelbar neben der N-340a befindet sich dieser kleine geschotterter Parkplatz, auf dem bereits einige Wohnmobile stehen. Wir sind nicht ganz sicher, ob wir hier überhaupt übernachten dürfen und vertrauen mal auf die Aussagen in P4N, wonach das kein Problem sein soll. Die Besichtigung von Mini-Hollywood würde 28 € kosten. Allerdings befinden sich hier nicht nur die umfangreichsten Kulissen, sondern es ist auch ein kleiner Zoo angegliedert, es soll da drinnen Wildwestshows geben und ein Wohnmobilstellplatz ist wohl ebenfalls integriert. Bleibt man über Nacht, dann hat man wirklich kurze Wege. Leider nutzt uns das alles recht wenig, denn aktuell ist das Städtchen geschlossen, weil dort gedreht wird. Dementsprechend können wir auch nicht mit dem Womo die Straße westlich der Filmkulissen hinauffahren, um etwas mehr zu sehen.
Die Beschilderung unmittelbar neben der N-340a.
Überdachte Pkw-Parkplätze sollen die Fahrzeuge im Sommer vor übergroßer Hitze schützen, aber das hilft natürlich nur bedingt. Da jenseits des Tores ein Parkwächter darauf achtet, dass niemand den Drehorten zu nahe kommt, begibt sich Michael entlang der Hauptstraße hinter einem kleinen Bergrücken nach Norden, erklimmt dann die Anhöhe und kann nun von oben etwas mehr erkennen.
Wirklich schade, dass man nicht mal die Straße hinauffahren kann, um etwas mehr zu sehen.
Von der Anhöhe aus kann man erkennen, dass verschiedene Beleuchtungseinrichtungen aufgebaut sind und sich Darsteller in traditionellen Kostümen auf einer Freifläche bewegen. Es wird also tatsächlich gedreht und es ist kaum anzunehmen, dass die hier nur einen Drehtag abhalten. Also wird das kurzfristig mit einer Besichtigung nichts werden.
Wir überlegen einige Zeit, was wir morgen oder am Wochenende machen sollen und tendieren dazu Fort Bravo zu besuchen. Das werden wir nun noch einmal überschlafen und morgen früh entscheiden.