Tabernaswüste

Wanderung zur Oase Lawrence von Arabien

Freitag, 29.11.2024

Wanderung vom Parkplatz Mini-Hollywood durch zwei trocken gefallene Flussbetten (Ramblas) zur Oase Lawrence von Arabien (Quelle: OpenStreetMap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Gegen 16:00 Uhr verlassen wir die Westernstadt Fort Bravo und fahren noch einmal zum Parkplatz bei Mini-Hollywood, wo wir die letzte Nacht verbracht haben.  Übernachten wollen wir hier natürlich nicht noch einmal, aber von dem Parkplatz führt ein Wanderweg hinunter in ein weitgehend trockenes Flusstal bis zu einer kleinen Oase, in der Teile des Spielfilms Lawrence von Arabien gedreht wurden. Das möchte sich zumindest Michael einmal ansehen.

Vom Parkplatz aus geht es ein Wanderpfad teils über Erdplanum, teils über hölzerne Stege hinunter ins grüne Tal der Rambla. Wie man im Bild sieht, sollte man sich keinesfalls auf die Geländer stützen, denn die sind in einem ziemlich erbärmlichen Zustand. Der Weg selbst ist unproblematisch. Der grüne Bewuchs unten deutet schon an, dass es dort zumindest etwas feuchter als hier oben sein muss.

Und tatsächlich trifft man unten auf ein schmales Rinnsal, das zu beiden Seiten von schlammigen Pfützen gesäumt wird.  Zum Glück liegt das eine oder andere Geröll im Schlamm, sodass man auch mit Halbschuhen einigermaßen ungeschoren durch den Schlamm kommt. Im Sommer sollte das kein Problem sein. Da wird einem dann aber die Hitze von oben so zusetzen, dass man auf die eigene Wasserversorgung achten muss.  

Die rostfarbenen Ausblühungen deuten auf eisenhaltige Wässer hin. Teilweise trifft man auf Kahmhäute. Eine Kahmhaut ist ein Biofilm aus Mikroorganismen, der sich an Grenzübergängen von Medien (z. B. Oberflächen von Wasser oder Steinen) zur Luft ansammelt. Manchmal wird sie als Umweltverschmutzung angesehen, das ist aber tatsächlich nicht der Fall.

Im Flusstal gibt es Wegweiser, die darauf hindeuten, dass es sich hier um einen ausgewiesenen Wanderweg handelt. Allerdings sind diese Wegweiser recht ungleichmäßig verteilt, weshalb die Orientierung überwiegend anhand der beiden Flusstäler erfolgt.  

Wenn die Täler schon im Winter weitgehend trocken sind, dann wird im Sommer noch viel weniger mit Wasser zu rechnen sein. Trotzdem sollte man immer auf der Hut sein. Denn auch bei schönstem Wetter hier im Tal kann ein Niederschlagsereignis im Oberlauf zu bösen Überraschungen führen.

Von dem Seitentälchen, durch welches der Wanderweg zunächst führt, kommt man schließlich in ein deutlich breites Haupttal. Dessen Ausdehnung deutet darauf hin, dass sich hier bei Starkregen schon ordentliche Wassermengen ihren Weg bahnen.

Obwohl nirgendwo eine Menschenseele zu sehen ist, zeigen zahlreiche Reifenspuren im Sediment, dass das Flusstal gar nicht so selten als Offroadstrecke genutzt wird. Das mögen Einheimische sein, die daran ein Vergnügen finden. Es gibt aber auch geführte Touren mit Geländewagen, die Touristen durch die Tabernaswüste bringen.

Soweit das auf der abgelaufenen Strecke zu erkennen ist, kann die Rambla sogar ohne Vierradantrieb befahren werden. Man sollte nur nicht zu mutig werden. Abseits des flachen und gut zu begehenden Hauptflussbettes kann das Gelände innerhalb der recht breiten Talaue mehrere Meter ansteigen.

Auf einer kleinen Terrasse tauchen östlich des Flussbettes erste Palmen auf und Michael wähnt sich schon am Ziel. 

Doch noch hat er den Palmenhain, in dem gedreht wurde, nicht erreicht. Ohnehin wird der Fluss auch sein Bett innerhalb der bestehenden Talaue im Lauf der Jahre immer wieder verändert haben, sodass man den Drehort nicht mehr wirklich im Original sehen wird.    

Doch Drehort hin oder her, für Mitteleuropäer, die eine solche Landschaft nicht kennen oder nur selten zu Gesicht bekommen, ist es in jedem Fall eine abwechslungsreiche Wanderung.

Ein kleiner Felssturz zeigt an, dass man sich von Steilwänden tunlichst fern halten sollte, wenn hier etwas passiert kann es lange dauern, bis man Hilfe bekommt.

Schließlich bewegt sich das Flussbett auf einen Prallhang zu und wird halbkreisförmig nach Westen umgelenkt. Im Strömungsschatten des Flussbetts ist eine größere Niederterrasse ausgebildet, in der sich ein kleiner Palmenhain befindet. Der Karte nach zu urteilen, müsste dies die Location sein, an der seinerzeit Teile des Films gedreht wurden. Michael hat das Ziel offensichtlich erreicht, läuft aber im Flussbett noch ein ganzes Stück weiter, um sicher zu sein, nicht zu früh umgekehrt zu sein. 

Schließlich dreht er um und versucht auf die Terrasse zu gelangen, was erst einmal gar nicht so einfach ist. Die Wegsamkeiten sind durch wild ausufernden Bewuchs, Erosionsrinnen und Geländeabsätze eingeschränkt. Da endet man in so mancher Sackgasse und muss dann schon mal unverrichteter Dinge ein ganzes Stück zurückgehen, um auf einem geeigneteren Pfad seinen Weg fortsetzen zu können. Aber schließlich ist es vollbracht.

Ja, von Lawrence ist hier nichts mehr zu sehen, eine schöne Wanderung war es dennoch. Da sich der Tag dem Ende zuneigt und die Dunkelheit in diesen Breiten doch sehr viel schneller einsetzt als im sommerlichen Schweden, wird es jetzt Zeit den Rückweg anzutreten.

Da Michael denselben Weg zurückläuft, den er gekommen ist, braucht es keine detaillierte Fotodokumentation mehr. Hier hat er schon wieder die Rambla verlassen und sich in das Nebentälchen verkrümmelt.

Nun taucht auch das Schilfwäldchen unterhalb des Zugangs zum Tal auf, gleich erreicht er den Pfad hinauf zum Stellplatz am Mini-Hollywood.

Schließlich ist der Ausgang des Trockentals erreicht und in wenigen Minuten steht Michael oben vor dem Womo auf dem Parkplatz Mini-Hollywood. Gegen 18:00 Uhr fahren wir dann über die N-340a in den nordöstlichen Teil von Tabernas, um dort heute eine wirklich geruhsame Nacht zu verbringen.