Montag, 14.11.2022
Die Nacht war ruhiger als erwartet. Etwas Verkehr gab es erst wieder am frühen Morgen. Unser Nachtlager befand sich ja auf der alten Straße D37, die für den gestiegenen Verkehr wohl zu kurvenreich und nicht mehr ausreichend breit war, weshalb man die Straße begradigt und verbreitert hat und zwei Kurven sowie die alte Brücke stehen ließ, um sie nun als Parkplatz zu nutzen. Oben im Bild sieht man, wie nah die alte Brücke (rechts) und die neue Brücke (links) zusammenliegen. Mit den Mücken hatten wir trotz des nahe gelegenen Kanals keine Probleme.
Wie der Abend mit einem tollen Sonnenuntergang endete, so beginnt der Morgen mit einem tollen
Sonnenaufgang. Im Abstand von wenigen Minuten ziehen wieder Flamingofamilien über uns hinweg. Diesmal sind sie ausreichend nah, um sie abzulichten.
Ihr Gekreische lockt uns aus dem Auto, ansonsten hätten wir diesen schönen Start in den Tag vermutlich verschlafen. Und so sind wir auch schon um 08:00 Uhr startklar, fahren in Richtung Nimes und wollen den Tag in der Stadt verbringen. Vielleicht finden wir ja doch noch eine anständige Bleibe.
Leider haben wir Pech, der CP ist aktuell tatsächlich geschlossen. Er sieht auch eher wie eine Bleibe für Dauercamper aus. Ob hier Tagesgäste überhaupt erwünscht sind, fraglich? Frei stehen in südfranzösischen Städten ist jedenfalls nicht unser Ding, da gibt es zu viele einschlägige Berichte, die uns davon Abstand nehmen lassen. Also muss Nimes endgültig ausfallen. Und so fahren wir kurz entschlossen in Richtung Cirque de Navacelles weiter.
Während am Meer noch die Sonne strahlte, ist der Himmel in Nimes schon deutlich wolkenverhangener und beim Blick in Richtung unseres Ziels sehen wir, dass sich dort ordentlich dunkle Wolken zusammenballen, das verheißt nichts Gutes.
Die eben noch bequem zu befahrenden Straßen werden nun wieder enger, wir ziehen die Seitenspiegel ein und nutzen die Rückfahrkamera als Rückspiegel. Die Straßen sind zwar inzwischen alle nass, aber so richtig viel kommt erst einmal nicht runter. Hoffen wir, dass es so bleibt.
Als wir den Gorges de la Vis erreichen, beginnt es heftiger zu regnen. Die Schlucht ist herrlich grün, gelb oder braun, aber jeder Flecken ist klatschnass, die Wolkendecke hängt ziemlich tief und von den Wäldern entlang der steil aufsteigenden Hänge steigen dichte Wasserdampfschwaden auf, die die Sicht deutlich einschränken und punktuell Nebelbänke ausbilden. Das Netz hat sich natürlich auch schon längst wieder verabschiedet und so sind wir jetzt sämtlichen Wetterkapriolen hilflos ausgeliefert.
Als wir uns dem heutigen Etappenziel nähern, überlegen wir trotz aller Unwägbarkeiten zum Cirque de Navacelles durchzufahren, uns dort ein Übernachtungsplätzchen zu suchen und das garstige Grau in Grau bis morgen auszusitzen. Angesichts der sich ständig verschlechternden Sichtverhältnisse und in Unkenntnis der lokalen Gegebenheiten ist uns das aber dann doch nicht so ganz geheuer. Also suchen wir uns per Offlinekarte in P4N den nächstgelegenen Stellplatz in dem kleinen Örtchen Montdardier und steuern diesen jetzt alternativ an.
Kurz vor Saint-Maurice-Navacelles erreichen wir die Abzweigung in Richtung Montdardier. Jetzt geht es von der D25 auf die D48. Die Straße quält sich über zahlreiche Serpentinen und eine Strecke von 5 km langsam aus dem Gorges de la Vis hinauf auf eine Hochebene.
Zum Glück sind die Kehren sehr breit ausgebaut, sodass wir auch mit unserem 7 m Fahrzeug bequem die Kurven meistern. Nach den Kehren wird die Straße allerdings sofort wieder richtig schmal und wir sind froh, dass so gut wie kein Gegenverkehr vorhanden ist, sodass wir ohne große Probleme die Hochfläche erreichen.
Auf der Hochfläche setzt endlich der Regen aus. Die Luft, vom Regen klar gespült, fühlt sich gut an. Die Schwere, mit der sie sich in den Nebelbänken auf die Bronchien legte, ist verflogen.
Jetzt haben wir auch wieder richtig Platz auf der Straße, das macht Spaß.
Nach der mühsamen Fahrt sind wir froh, als wir endlich auf dem Stellplatz ankommen. VE ist leider komplette Fehlanzeige, aber wir haben ja genügend Reserven an Bord.
Auf dem abgelegenen Platz sind wir erst mal die einzigen Camper, von Ruhe kann allerdings keine Rede sein. Elektriker sind mit mehreren Autos und Mitarbeitern auf dem Platz tätig. Ständig kommen und gehen Versorgungsfahrzeuge. Dem gesteigerten Temperament der Südfranzosen entsprechend, müssen Anfahrten natürlich auch mit durchdrehenden Reifen erfolgen. Das bringt eine unnötig hektische Note auf dieses eigentlich sehr ruhige Fleckchen Land. Wir sind froh, dass wir gegen 17:00 Uhr endlich Ruhe haben.
Während Angelika den Fernsehempfang checkt, dreht Michael per pedes eine schnelle Runde durch das Dorf, denn er traut dem Wetter nicht. Es gibt hier ein schönes Schlösschen, aber ob der Zugang öffentlich ist, lässt sich auf die Schnelle nicht klären.
Kaum ist Michael zurück, setzt der Regen erneut ein und bleibt uns bis spät in die Nacht erhalten. Jetzt hätten wir mal Platz und könnten uns hier so richtig breit machen, da bleibt nur der Rückzug ins Auto. Schade! Doch selbst in unserem kuscheligen Camper sorgt die mit Wasserdampf übersättigte Luft für Unbehagen. Also werfen wir die Glotze an, kuscheln uns unter die warmen Decken und lassen uns berieseln. Am Abend finden noch zwei weitere Camper den Weg in diese Einöde. Und so sind wir heute Nacht nicht alleine, wenn gleich man hier sicher keine Sorge haben muss, dass es Trouble in irgendeiner Form gibt.
Schautafel am Rande des Stellplatzes. Im Sommer ist offenbar auch ein kleiner Campingplatz angegliedert, der den Aufenthalt hier oben etwas angenehmer macht.
Impressionen aus Montdardier.
Die Dorfkirche.
Und der angegliederte Friedhof.
Der Dauerregen lässt für den nächsten Tag nichts Gutes erahnen. Am schlimmsten ist, dass wir wissen, dass in der Camargue die Sonne scheint und wir freiwillig von der Sonne in den Regen gefahren sind.