Bagni di Petriolo, Val d'Orcia

Bagni di Petriolo

Freitag 15.04.2022

Abbazia San Galgano - Bagni di Petriolo - Buenconvento - San Quirico d'Orcia - Torrenieri

Auf dem Stellplatz in San Galgano haben wir wunderbar ruhig geschlafen, der Platz ist insbesondere für "Autarkies" zu empfehlen, selbst wenn man kein Interesse an der Ruine hat und einfach nur auf der Durchreise ist.

 

Am Freitag, dem 15.04.2022, geht es gegen 08:00 Uhr zunächst nach Bagni di Petriolo. Nach sehr kurvenreicher Fahrt sind wir nach 30 km Strecke und etwa einer Stunde Fahrtzeit fast am Ziel. Auf der Anfahrt über die kleinen Sträßchen war die kommerzielle Therme ordentlich ausgeschildert, insofern sollte man den Ort ganz gut finden können. Von Westen kommend, kreuzen wir die Autobahn Grosseto - Siena und folgen schließlich der SP 4 in südliche Richtung, bis wir nach wenigen Kilometern Strecke unten im Tal schon die ersten abgestellten Wohnmobile sehen. Zum Drehen ist es hier zu eng, also fahren wir weiter, passieren schließlich die offizielle Therme und erreichen kurz danach die Brücke über den Torrente Farma, also den Sturz- oder Wildbach Farma. Die Straße beschreibt hier einen U-Turn, in der Kurve quert sie den Fluss und steigt dann am gegenüberliegenden Ufer mit 20 % Steigung wieder aus dem Tal empor. Wir drehen aber noch vor der Brücke um und fahren zurück in Richtung der abgestellten Wohnmobile.

Übersichtskarte Bagni di Petriolo mit Zufahrt über die Autobahn Grosseto - Siena (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Detailkarte Bagni die Petriolo, offizielle und freie Thermen (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Gut besuchter Parkplatz vor der kommerziellen Therme in Bagni di Petriolo. Wohnmobile sollten hier nicht zu lang sein, sonst wird es schwierig mit dem Parken.

Nur wenige hundert Meter hinter der offiziellen Therme fällt die Straße leicht ab und weist einen für Womos ausreichend breiten Seitenstreifen auf. Wie wir vermutet haben, ist am Morgen alles noch ziemlich leer. Im hinteren Teil der Straße sind die Stellflächen wegen des Gefälles allerdings etwas unbequem. Für eine Übernachtung wäre uns das zu schräg. Wenn die halbwegs ebenen Parkplätze aber erst einmal zugeparkt sind, finden sich immer hart gesottene, die auch die schrägsten Parkplätze belegen.

Ein Stück weiter unten bekommen wir entlang der Straße und unweit der "Thermalquellen" einen ausreichend breiten und halbwegs ebenen Platz, um das Womo am Rand der Strada Provinciale di Petriolo sicher abzustellen. Wir müssen uns dann erst einmal orientieren und fragen ein Pärchen, das hier übernachtet hat, wie wir denn zu den Thermalquellen kommen.

Weit ist es nicht. Und es gibt offensichtlich 2 Badegelegenheiten, die aber beide keine echten Thermalquellen sind. Vielmehr leitet man das "Abwasser" aus der kommerziell genutzten Therme (Bildhintergrund oben, vgl. ferner Detailkarte), die man gegen Bares selbstverständlich auch nutzen kann, mit Plastikschläuchen an den Rand des Flusses und lässt das Wasser dann die Böschung hinuntergleiten, um es gewissermaßen zu entsorgen. Weil dieses Wasser aber immer noch reich an Mineralien und auch ausreichend warm ist, haben sich an zwei Punkten entlang des Flusses teils künstlich angelegte, teils natürlich gewachsene kleine Badebereiche ausgebildet, die kostenfrei genutzt werden können. Im Bild oben sieht man den recht kleinen FKK-Bereich und dahinter das Gebäude der kommerziellen Therme.  

Der FKK-Bereich etwas vergrößert aufgenommen. Die Kalkbecken bzw. Thermaltassen sind ausreichend tief, um sich hineinzulegen, das Wasser ist angenehm geschmeidig und hinterlässt ein wohliges Gefühl auf der Haut. Die Besucher hier sind überwiegend junge Leute, die sich ein älteres Fahrzeug, meist einen Kleinbus zusammengebaut haben, dazu einige Lebenskünstler, die mit wenig Geld auskommen. In dem kurzen Waldstreifen zwischen Straße und Fluss sind etliche Zelte aufgebaut. Vermutlich feiert man hier am Abend ein wenig. Zusammenkünfte, die man nicht mehr vergisst.

Jenseits der Therme, aber noch vor der kleinen Talbrücke ist der Textilbereich, der ein klein wenig größer ausfällt, aber auch nicht wirklich groß ist, wie man hier sieht. Aufnahmen macht man am besten von der Brücke. Von hier oben sieht der Badeplatz richtig idyllisch aus.

Dreht man auf der Brücke stehend die Kamera um 180 Grad, sieht man in der Ferne die Autobahn, die auf mächtigen Pfeilern das Tal überwindet.

Die Sinterbecken sind hier weniger schön ausgebildet als im FKK-Bereich. Im Fluss behilft man sich mit einem Wall aus Geröllen.

Grüne, braune und schwarze Verfärbungen an den Sinterterrassen deuten auf erhöhte Kupfer-, Eisen- und Mangangehalte im Thermalwasser hin.

Bei näherem Hinsehen fällt auf, dass die Fläche alles andere als schön gestaltet ist. Wie so oft hat man sich keine große Mühe damit gegeben. Wer sollte hieran auch Interesse haben? Man will sich ja nicht die eigene Konkurrenz vor die Haustüre holen. Oben auf der Uferfläche liegen die Zuleitungsrohre kreuz und quer herum, alles ziemlich schlampert und lieblos dahin gewatzt. Und dennoch hat das Thermalwasser offenbar eine so große Anziehungskraft, dass es Jung und Alt hier herzieht. Als wir gegen 11:30 Uhr den Ort verlassen, ist immer noch ausreichend Platz, um sich hier niederzulassen.

Weiter geht es zum Agriturisme Sprenna. Oberhalb Bagni die Petriolo fallen uns Eichen mit dunkelroter Borke auf.

Bei näherem Hinsehen erkennen wir, dass es nicht die Borke ist, die hier rot aufleuchtet. Es sind Korkeichen, die kürzlich abgeerntet worden sind, die Farbe dürfte wohl ein Schutzanstrich sein.

Auf dem weiteren Weg zum Agriturisme Sprenna sehen wir nördlich der SP 34 eine schöne Zypressenallee, wenige Kilometer südlich Lupompesi bzw. Vescovado (vgl. Kärtchen unten).

Zypressenallee nördlich der SP 34. Wir haben etwas Mühe, bis wir gedreht und einen geeigneten Stellplatz für das Womo gefunden haben. Aber dann ist es geschafft und ich kann einige schöne Schnappschüsse machen (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Rolling Hills unweit der Zypressenallee an der SP 34.

Das Agriturisme Sprenna erreichen wir auf den letzten Kilometern über eine Schotterpiste. So richtig beeindruckend finden wir die Zypressenallee nicht, vermutlich haben wir den falschen Fotopunkt ausgewählt. Weil die Schotterpiste ordentlich staubt und uns das ganze Fahrzeug versaut, haben wir jedenfalls keine Lust, hier ewig zu suchen, bis es passt. Wir werden sicher noch einiges zu sehen bekommen. 

Weiter geht es nach Buonconvento, wo wir auf den Parkplatz fahren, kurz durch das Städtchen laufen und beim COOP einkaufen. Der Ort hat ein ganz schönes, aber recht kleines historisches Zentrum, das man sich bei der Gelegenheit auch einmal ansehen kann. 

Sträßchen im historischen Ortskern.

Immer noch früh am Tag, da können wir noch einiges erledigen.

Beeindruckendes Tor.

Val d'Orcia

Das Val d'Orcia setzt sich aus den fünf Gemeinden Castiglione d'Orcia, Montalcino, Pienza, Radicofani und San Quirico d'Orcia zusammen und liegt an den nördlichen Ausläufern des Berges Monte Amiata. Im Talgebiet fließen unter anderem die Flüsse Asso, Formone, Orcia, Vellora und Vivo. Das Gebiet hat eine Fläche von 61.188 Hektar, also etwa 612 km².

Gegen 14:30 erreichen wir das Orciatal. Ohne genau zu wissen, was es da zu sehen gibt, möchten wir uns gerne die Cipressi di San Quirico d'Orcia anschauen. Erst finden wir die Location nicht, dann stolpern wir fast rein, weil auf der viel befahrenen SR 2 plötzlich Bremslichter einen kleinen Stau signalisieren. Schnell erkennen wir, warum es hier staut. Etliche Pkw-Fahrer versuchen sich irgendwie auf einen viel zu kleinen Parkplatz zu quetschen, weil sie einen Zypressenhain fotografieren wollen. Mit dem Womo hier parken? Keine Chance! Da wir hier unmöglich drehen können, müssen wir ein ganzes Stück weiterfahren, dann kehren wir um und sehen dieselbe Misere noch einmal. Die Übung machen wir auch noch ein zweites Mal, dann sind wir endgültig kuriert. An der Ausfahrt Montalcino verlassen wir schließlich die SR 2 und suchen uns unmittelbar neben bzw. unterhalb der Ausfahrt einen Behelfsparkplatz.

Angelika bleibt im Womo, Michael macht das Fahrrad klar und schon geht es mit flottem Tritt in Richtung Cipressi di San Quirico d'Orcia. Ob das erlaubt ist? Keine Ahnung! Hier wird jedenfalls ganz schön geblasen und Michael ist froh, als er die ca. 1,5 km Strecke hinter sich hat. Immerhin kann man sich jetzt alles in Ruhe ansehen.

Die Objekte der Begierde sind im unteren Teil des Hügels ein kleines Zypressenwäldchen (Cipressi di San Quirico d'Orcia) und auf der Kuppe eine kreisrunde Zypressenanpflanzung Cerchio die Cipressi. Würde man das bei uns zu Hause anpflanzen, würde sich vermutlich kein Schwein umdrehen. Warum ist das hier anders? So ganz genau wissen wir es auch nicht. Vermutlich ist es das Gesamtbild aus welligen, jetzt grünen, im Herbst braunen Hügeln, den Zypressen und dem wechselnden Licht, was die Faszination auslöst. Michael ist jedenfalls sehr zufrieden, nicht einfach weiter gefahren zu sein.

Nachdem der Zypressenhain unten abgelichtet ist, geht es den Hügel hinauf zum Zypressenkreis Cerchio die Cipressi.

Cipressi di San Quirico d'Orcia und Umfeld (Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).

Cerchio die Cipressi (Kreis aus Zypressen). Oben sieht man, dass es eigentlich zwei Halbkreise sind, durch die ein Feldweg führt. Unter dem Motto "Ich und die Zypresse" sind wieder einige Selbstdarsteller und Selbstdarstellerinnen unterwegs, die ihre Instagramseite füllen wollen. Das scheint ein weiterer wichtiger Grund zu sein, warum diese Objekte so beliebt sind. Schmückendes Beiwerk für das Ego. 

Cerchio die Cipressi oberhalb von Cipressi di San Quirico d'Orcia, im Abendlicht besonders reizvoll.

Bevor es wieder hinuntergeht, ein Blick auf den Monte Amiata, der das Land auf vielfältige Weise prägt. Aufnahmepunkt unweit Cipressi di San Quirico d'Orcia.

Als Michael mit dem Fahrrad den Hügel herunterkommt, sieht er, dass einige Autofahrer Stress mit der Polizei haben, weil sie trotz des hohen Verkehrsaufkommens am Rand der SR 2 parken, um die Cipressi di San Quirico d'Orcia zu fotografieren. Hätten wir nicht so ein großes Fahrzeug, wären wir zumindest in die Parklücke gefahren und hätten jetzt wahrscheinlich ebenfalls Ärger. Michael ist da ja kein Stück besser als die Italiener. Glück gehabt! Hier auf der Straße zu halten ist tatsächlich relativ gefährlich, weil recht schnell gefahren wird und die Parkbucht in einem Kurvenbereich liegt. Man kann auch erkennen, dass es hier früher einmal mehr Parkraum gegeben hat. Das muss dann zu immer chaotischeren Verhältnissen geführt haben, sodass man dem mittels der Absperrmaßnahmen einen Riegel vorgeschoben hat. Göttlich ist das Palaver der Autofahrer mit den Polizistinnen. Das hat wirklich hohen Unterhaltungswert, auch wenn Michael nichts versteht. Gestik und Mimik der Italiener sprechen Bände. Am liebsten würde Michael sich jetzt dazustellen und das ganze Palaver einmal in aller Ruhe mitverfolgen. Da er aber nicht weiß, ob er auf der viel befahrenen Straße überhaupt das Fahrrad benutzen darf, nutzt er die Gunst der Stunde und verkrümelt sich heimlich, still und leise in Richtung Womo.

Hügellandschaft nördlich der SR 2, aufgenommen von Cipressi di San Quirico d'Orcia aus.

Zypressenallee an der Strada Provinciale 14, ca. 1 km westlich der SR 2, Ausfahrt Montalcino. Unweit unseres provisorischen Womo-Abstellplatzes an diesem Tag.

Ein Traum in Gelb und Grün gegenüber der Zypressenallee an der Strada Provinciale 14.

Ein Traum in Gelb und Grün aus etwas veränderter Position aufgenommen. Danach geht es zu unserem Nachtquartier in Torrenieri.

Die Nacht verbringen wir auf einem kostenlosen Womo-Stellplatz im nahegelegenen Torrenieri.

Wie in park4night beschrieben, sind alle 6 Womo-Stellplätze von Pkw zugestellt, also stellen wir uns auf einen der Pkw-Plätze. Es ist eine Notunterkunft, mehr nicht, hier liegt einiges im Argen. Das fängt schon bei den Bäumchen an, die so weit in die Parkbuchten hineinragen, dass man sich leicht das ganze Fahrzeug verkratzt. Undurchdacht! Durch die vielen Pkw ist der Platz auch relativ unruhig bis in den Abend hinein.

Die Entsorgungsstation ist etwas verdreckt. Der Trinkwasserhahn ist viel zu nahe an der Toilettenentleerung, da würden wir kein Wasser zapfen. Zum Glück gibt es etwas entfernt einen alternativen Hahn für durstige Fußgänger. Auch wenn das etwas mühsam ist, laufen wir lieber dort hin und wissen dann, was wir im Trinkwassertank haben. Als Startpunkt für die SP 14 (Zypressensightseeing) ist der Ort allerdings ideal und eine Nacht ist es hier schon auszuhalten, zumindest in der Nacht bleibt es ruhig und wir fühlen uns hier auch sicher.