Dienstag, 12.04.2022
(Quelle: openstreetmap, Lizenz CC-BY-SA 2.0).
In Greve sind wir ja nun schon hinter Florenz, allerdings nicht sehr weit. Und so überlegen wir seit drei Tagen, ob wir nicht doch noch einen Abstecher in die Hauptstadt der Toskana machen sollen. Normalerweise nehmen wir von größeren Städten inzwischen zunehmend Abstand, weil uns der Rummel einfach zu viel wird. Aber kann man Florenz auslassen? Darf man das auslassen? Darf man sich dann noch zu Hause blicken lassen? Fragen über Fragen und keine befriedigenden Antworten! Um den allerschlimmsten Schmähungen aus dem Wege zu gehen, beschließen wir, die Stadt wenigstens einen Tag anzusehen.
Am Vorabend unseres Stadtbesuchs laufen wir zum anderen Ende von Greve und besorgen uns im Tabacci-Lädchen in der Via G. Garibaldi 49 die Tickets für Florenz und einen Fahrplan. Die Touristeninformation im Ort konnte uns in dieser Sache übrigens nicht weiterhelfen, Geschäftsleute haben uns aufs richtige Gleis gesetzt. Das Tabacci-Lädchen am zentralen Platz Piazza Giacomo Matteotti verkauft leider keine Tickets.
Wie man sieht, sind die Verbindungen doch recht ordentlich. Unser Womo steht kostenlos in Greve, Diebe und Einbrecher sind aufgrund der Struktur des Stellplatzes eher unwahrscheinlich und 50 Minuten Fahrt, was ist das schon. Wir wollen allerdings auch nicht verschweigen, dass wir von anderen Wohnmobilisten die Information erhalten haben, dass es inzwischen auch in Florenz bezahlbare und sichere Stellplätze gäbe. Wer also mehrere Tage bleiben möchte, ist dort wahrscheinlich besser aufgehoben.
Gegen 06:00 Uhr gehen wir zum Bus. Es ist unangenehm frostig. Aber wir wollen uns nicht zu dick anziehen, sonst müssen wir den ganzen Tag die überzähligen Klamotten schleppen. Wenigstens fahren die Busse um diese Zeit noch pünktlich. Um 06:25 Uhr geht es hinein ins Vergnügen, Sitzplätze sind ausreichend vorhanden und auch bequem. Also können wir nun 50 Minuten dösen und Schlaf nachholen. Als wir in Florenz ankommen, ist das Hirn dementsprechend im Dämmerzustand. Wir fahren eine Station nach der anderen ab, erhaschen hier und da schon einen Blick auf den Dom und fragen uns immer nervöser, wann denn jetzt endlich der Busbahnhof erreicht ist. Wenn wir was gut können, ist es, uns gegenseitig nervös zu machen und so halten wir es irgendwann einfach nicht mehr aus und verlassen irgendwo in der Stadtmitte den Bus. Blöd ist jetzt nur, dass wir nicht wissen, wo die nächste Bushaltestelle für die Heimfahrt ist. Früh genug sind wir ja. Also tapsen wir los und versuchen den Busbahnhof per pedes zu finden. In der Nähe des Bahnhofs finden wir mehr als genug Busse in einer Seitenstraße. Aber nirgendwo der geringste Hinweis, wo denn unser Bus heute Abend nach Greve abgehen könnte. Und wie schon an der Ostsee wissen die Busfahrer wieder mal selbst nichts. Ziemlich ernüchternd.
Passanten, die des Englischen mächtig sind, bringen uns schließlich ans Ziel. In diesem unscheinbaren Gebäude südwestlich des Hauptbahnhofs befindet sich der Busbahnhof. Da wären wir nie drauf gekommen. Steht übrigens auch über dem Eingang.
Und so sieht der Busbahnhof dann von innen aus! Nachdem die Heimfahrt geklärt ist, können wir nun endlich unseren Stadtbummel antreten. Da die Sonne am Morgen die Stadt von Osten her ausleuchtet, sehen wir zu, dass wir uns zunächst nicht zu lange in der Stadt aufhalten, sondern zügig das gegenüberliegende Ufer des Arno erreichen, um hinaufzusteigen zum Piazzale Michelangelo. Von der Terrasse dieses Platzes wollen wir die schönste Aussicht auf die Stadt genießen und Fotos bei möglichst gutem Licht machen.
Zwischen 08:00 und 10:00 Uhr ist die Stadt erstaunlich leer. Nichts von dem Gewimmel, was man üblicherweise von Märkten kennt. Auch Straßen und Plätze bieten mehr als genug Raum, um Fotos zu machen. Außerdem sind Licht und Schatten noch nicht so extrem, dass die Kamera Probleme bekommt, alles unter einen Hut zu bringen.
Wir werfen auch einen kurzen Blick in die Markthalle, auch dort sieht es noch ziemlich trostlos aus. Händler füllen noch die Regale, Kunden sind Mangelware.
Keine Kundschaft auch an der Feinkosttheke. Insgesamt hatten wir uns den Markt aber hübscher vorgestellt und sind ein wenig enttäuscht. Also weiter durch die Stadt in Richtung Ponte Vecchio, um den Arno zu überqueren.
Wir erreichen die Arkaden an der Ponte Vecchio. An den Uffizien hat sich bereits eine lange Schlange gebildet, obwohl die noch geschlossen sind. Und wer sich vorab kein Ticket besorgt hat, kommt sowieso nicht rein. Und das in der Vorsaison. Der Ticketrun war uns im Vorfeld der Reise schon bewusst. Die Domkuppel hätte Michael trotzdem gerne gesehen, aber da müssten wir tagelang warten. Nein, danke.
Blick vom Arkadengang auf die Ponte Vecchio, die von der aufsteigenden Sonne in Szene gesetzt wird.
Die Ponte Vecchio. Eigentlich ziemlich trostlos, warum wird die eigentlich im Netz so gehypt? Das erinnert an des Kaisers neue Kleider.
Südlich der Ponte Vecchio gibt es Gebäck und einen Kaffee Americano. Tut richtig gut an dem kühlen Morgen.
Bei nahezu wolkenlosem Himmel strahlt die Sonne nun das Nordufer des Arno von Südosten prächtig an und wärmt uns so langsam auf. Genau so hat Michael sich das vorgestellt. Schön, wenn auch mal etwas klappt.
Verändert man den Blickwinkel nur ein wenig, bekommen die Fassaden gleich einen fahlen Touch. Höchste Zeit, dass wir zum Piazzale Michelangelo kommen.
Geschafft, Michaels absoluter Lieblingsplatz in Florenz ist erreicht. Ausblick vom Piazzale Michelangelo auf die Cattedrale Metropolitana di Santa Maria del Fiore, dem symbolträchtigen Bauwerk von Florenz. Links davon der Palazzo Vecchio an der Piazza della Signoria, rechts im Bild die Basilica di Santa Croce.
Das Ganze etwas näher herangeholt.
Die Cattedrale Metropolitana di Santa Maria del Fiore mit 200 mm formatfüllend rangeholt. Glück gehabt, genau das richtige Objektiv eingepackt.
Palazzo Vecchio an der Piazza della Signoria, ebenfalls vom Piazzale Michelangelo aus aufgenommen.
Und die Ponte Vecchio von der Piazzale Michelangelo aus gesehen.
Große Synagoge von Florenz
Angelika genießt die morgendlichen Sonnenstrahlen.
Ehemalige Festung Forte Belvedere oder Forte di Belvedere. Erbaut wurde es zwischen 1590 und 1595, das Fort, das auch Fortezza di Santa Maria in San Giorgio del Belvedere genannt wird, stammt aus einem Entwurf des Architekten Bernardo Buontalenti im Auftrag des Großherzogs Ferdinand I.
David-Statue von Michelangelo, Piazzale Michelangelo, Florenz.
Friedhof an der Basilica San Miniato al Monte, oberhalb des Piazzale Michelangelo.
Friedhof an der Basilica San Miniato al Monte, oberhalb des Piazzale Michelangelo. Danach geht es zurück in die Stadt.
Als wir am Mittag den Rückweg in Richtung Innenstadt über die Ponte Vecchio antreten, ist schon deutlich mehr Betrieb. Jetzt ist die Stadt wach.
Ja und jetzt wird es schon leicht ungemütlich, denn man muss Schlangenlinien laufen und gut auf seine Wertsachen aufpassen und das ist mühsam in dem Gedränge.
Zum Glück kann man immer mal ausweichen in Nebengässchen. So geht es lange kreuz und quer durch die Stadt. Wohin man auch schaut, entdeckt man etwas Neues. Ist schon aufregend hier, das muss man zugeben.
Mercato Centrale Florenz, Lederwaren vor dem Hauptmarkt in Florenz. 13:00 Uhr, jetzt herrscht reges Treiben. Aber es ist immer noch auszuhalten, wir hatten uns das hektischer vorgestellt.
Kochschule Lorenzo di Medici im Mercato di San Lorenzo im Obergeschoß der Markthalle, dem Hauptmarkt von Florenz.
In der Mittagszeit gut besuchtes Obergeschoss der Markthalle.
Cattedrale Metropolitana di Santa Maria del Fiore.
Der zugehörige Campanile. Schade, dass hier alles so eng ist.
Rückseite der Cattedrale Metropolitana di Santa Maria del Fiore.
Baptisterium San Giovanni vor der Cattedrale Metropolitana di Santa Maria del Fiore.
Die Basilica di Santa Croce. Franz von Assisi soll den Grundstein gelegt haben und die Grabstätten von Michelangelo und Galileo Galilei befinden sich hier.
Neptunbrunnen auf der Piazza della Signoria.
Palazzo Vecchio an der Piazza della Signoria.
Perseus mit dem Medusenhaupt. Standort: Vorderseite der linken der drei Arkaden der Loggia dei Lanzi an der Piazza della Signoria. Der Perseus, in der Literatur auch Perseus mit der Medusa oder Perseus mit dem Medusenhaupt, ist eine Bronzeplastik. Sie wurde in der Mitte des 16. Jahrhunderts von Benvenuto Cellini geschaffen und gilt als sein Hauptwerk. Sie ist eine der berühmtesten Plastiken der italienischen Renaissance. Der technisch schwierige Guss der Hauptfigur an einem Stück gilt als eine Meisterleistung jener Zeit (Quelle: Wikipedia).
Basilica di San Lorenzo.
Piazza della Repubblica.
Basilika Santa Maria Novella ist eine gotische Kirche und Klosteranlage in Florenz. Sie liegt im Nordwesten der Altstadt, an der Piazza Santa Maria, nicht weit vom Bahnhof.
Gegen 15:00 Uhr haben wir 21 km auf der Uhr, also Halbmarathon. Auf Waldwegen geht das ja ganz gut, aber auf diesen windschiefen Plattenwegen tun ziehen uns die Haxen ganz schön. Morgen ist definitiv Ruhetag, Fahrtag oder was auch immer. In jedem Fall kein zweiter Lauftag in Florenz.
Der Natur und den Naturwissenschaften verbunden, ist Michael kulturhistorisch ein ganz armes Würstchen. Insofern möge der kulturhistorisch besser ausgestattete Leser Milde walten lassen, wenn er sieht, wie wir eine Stadt wie Florenz nur eintägig streifen, um uns umgehend wieder landestypischen Genüssen und der Geomorphologie der inneren Toskana an den Hals zu werfen.