Lyrics

Was Michael manchmal so einfällt

Ginko biloba

Du Zeuge einer fremden Welt

hast dich als letzter zu uns gesellt.

Welche Welten sahst du untergehn,

berauschend doch die Pracht und Fülle der Natur

als letzte Art bliebst du am Ende nur.

 

Dein Schicksal ist bestimmt seit langer Zeit,

die Konkurrenz ist groß und offensichtlich übermächtig

unangefochten scheinst du da zu stehn.

Ich weiß es besser und ich lausche dir andächtig.

 

Bedauernswerter Weise bist du stumm,

so kannst du nichts darüber sagen

was deine Art wohl musste durch die Zeit ertragen.

Doch sicher war es weniger als heut,

wo zu den Totengräbern sich der Mensch gesellt.

In der ihm immanenten Hast und Gier,

gräbt er nun schneller als es alle andern könnten.

 

So ist dein Ende eine Frage nur der Zeit.

Wer wird dir folgen Ginko, wer der nächste sein?

Und gibt es wie in deinen jüngsten Tagen

auch neue Formen, die auf Zukunft hoffen lassen?

Die neue Horizonte dann erklimmen

von ungeahnter Größe und Struktur

und so vielleicht vergessen lassen,

dass deine Form und Eleganz getilgt sind hier von dieser Erde

fossiler Hauch in Stein, das bleibt doch nur.

 

Eisenberg Rhapsodie

Der Morgendunst hängt tief noch auf waldigen Hängen,

nur langsam kann die Sonne ihn verdrängen,

allmählich tritt befreit ins Tageslicht, 

in jungfräulichem Schein des Berges Angesicht.

Schlafender Riese, unglaublich mächtig und so sanft doch auch zugleich,

Auf deiner Haut gedeihen Felder, Wälder, Wiesen,

doch was verbirgst darunter du in deinem dunklen Reich?

 

Da tut sich hinter allerlei Gewächs

ein dunkles Nichts auf, eine stille, unheimliche Leere.

Sanft hauchen kalte Lüfte dir entgegen,

sie stammen aus des Innern viel verschlungenen Wegen.

Sie flüstern dir ins Ohr: „Komm Fremder, steig doch ein“!

Noch hin- und hergerissen zwischen Neugier und Vernunft

denkst du am Anfang noch, lass es doch sein.

Doch bald schon lockt dich den Sirenen gleich

ein unbeschreiblich süßer Duft hinein ins dunkle Reich.

 

Entschlossen gehst du fremder Dunkelheit entgegen,

derweil ertrinkt dein kleines Licht im dicken Dämmer

von schier endlos lang gezogenen Wegen.

In diesen deinen Sinnen ungewohnt erscheinenden Gefilden,

lernst du auf neue Weise dir ein Bild zu bilden.

In jedem Finger haptisches Gewühle, du spürst den Fels

mal ist er glatt, mal rau, mal fettig anzufühlen,

Den Augen gleich fängt deine Haut mit ihm nun an zu spielen.

Dann spürst du wie die Gänge enger werden,

dein Leib berührt Gestein mit allen seinen Fasern.

Geborgenheit und Angst, sie sind nun eins,

dein Puls schlägt schneller und beginnt zu rasen.

 

Ganz plötzlich meinst du, jenes Band,

das dich und ihn verband, es ist zerrissen,

ein Urvertrauen welches vor dem Sündenfall bestand,

es ist verschlissen

und schon erfüllt die Angst er könnte dich erdrücken

die letzte Windung deines Hirns.     

Wo ausgehöhlte Phrasen ihren Ursprung nahmen

meinst du nun Furcht vor seiner Rache zu erahnen

die Last der Welt fixiert im Brennpunkt deines Seins.

Du denkst des Berges Klagen dringen an dein Ohr

und willst entfliehen, doch wohin du dich wendest,

er lässt dich nicht ziehen. Der Berg er klebt an dir

und seine Stimme glaubst du wahrzunehmen.

Er spricht von Schuld, von Sühne und Maßlosigkeit,

dies alles mischt sich dann mit deinen Tränen

im Niemandsland der Dunkelheit.

 

So bleibst du quälend lang von unsichtbaren Bändern nun gefangen 

dir scheint die Ewigkeit nähm ihren Lauf

sie lösen unerwartet sich mit einem Male

geläutert stehst du danach auf.

Wo eben noch das Fallbeil über deinem Leben wankte,

folgst du den einst gehauenen Wegen,

ob es die Existenz nur deiner Imagination verdankte,

gehst einem neuen Licht nun du entgegen.

 

Hier geht es darum, dass ein Mensch in einen Berg eindringt, der durch jahrhundertelangen Bergbau in Mitleidenschaft gezogen wurde. Während der Eindringling sich durch große Kammern bewegt aber auch engste Gänge durchdringt geht ihm durch den Kopf, dass der Berg sich für das, was ihm in der Vergangenheit angetan wurde rächen und ihn erdrücken könnte. Schließlich befreit er sich von seiner eigenen Imagination, tritt den Weg ins Licht an und beschließt sein Leben zu ändern. 

Morgenerwachen

Ein böser Traum lässt mich nicht los

und raubt mir meine Ruh,

so lieg ich meditierend hier

bei Neumond in der Dunkelheit und grüble immerzu.

Das Sternenzelt am Firmament dreht ganz bedächtig sich,

so ist der Welten Lauf,

neugierig geht mein Blick beständig dort hinauf.   

Die morgendliche Kälte zieht durch Mark und Bein,

drum pack ich meinen Körper in zwei Decken ein.

Ganz plötzlich und wie aus dem Nichts gestrickt,

erscheint im Osten ein zunächst noch fahles Licht.

Über den See ziehn dunkelgraue Nebelschwaden

und auf dem Wasser seh ich Haubentaucher baden.

Am Schilfsaum lauern Reiher da und hier,

geduldig wartend auf ein glitschiges Getier.

Schon zischt ein Schnabel wie ein Pfeil ins kühle Nass     

und fette Beute endet so in einem langen Hals.

In frühlingshaftem Überschwang ziehn erste Vögel ihre Kreise,

durchpflügen Luft und Wasser so auf wundersame Weise.

Die Welt erwacht, nächtliche Stille ist dahin,

neu definiert der Tag nun seinen Sinn.

Mir ist, als sei ich Zeuge einer Meuchelei,

die Mörder helles Licht und tierisches Geschrei.

Zur Strecke haben sie dich nun gebracht,

leb wohl du Sinne reinigende Nacht.

 

Winter

Winter, grau in grau alle Tage

sanft schaukeln im Wind die Kastanienzweige

entlaubt, tot!

Darüber das fahle Licht einer mühsam aufsteigenden Sonne.

 

Winter, vor dir erschauert die Welt

denn deine weißen, kalten Fluten bringen Verderben.

Unsere Seelen, welche im Frühling noch jauchzten, erstarren,

fallen in einen scheinbar unendlichen Schlaf.

Mürrische Gesichter gehen aneinander vorbei.

Masken! Masken vergangener Tage.

 

Winter, du schneidest mit scharfer Klinge,

du verordnest Ruhe und Einkehr,

doch just in jenem Moment,

wo Schmerz und Kummer uns beinahe zerreißen

rebelliert im Verborgenen die Natur.

 

Winter, du richtes über Leben und Tod

und bahnst neuem Leben so seinen Weg.

 

Totengräber

Die Freunde gehn,

der Totengräber grinst,

und ruft mir zu:

"Du magst noch warten"!

 

Unheimlich! Grauenvoll!

Und doch vertraut zugleich,

winkt träge rudernd er herrüber

mit dem Spaten.

 

Mir ist als sah ich Ihn als Kind so

flüchtig dann und wann,

doch halb in Trance,

und hinter Nebelschwaden

 

Ich nahms gelassen, dachte wohl,

nur über Alte hat er Macht,

sieh deine jugendliche Brust,

nie kann er wildern in solch edlem Garten.

 

Nun, mit den Jahren aber

spür ich seine starke Hand,

jetzt nimmt sie Stück um Stück

was mich an diese Welt kann binden

 

Und mit den Freunden,

mit den Weggefährten,

die für immer gehn

fühl ich auch meine Kräfte schwinden